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TRI∆LOG 16/2015 tung) teil, wirkte dies ebenso Einigungshemmend. Fördernd wirkte überraschenderweise der Vorwurf häuslicher Gewalt (zumeist gegen die Väter) als auch der Bezug von Verfahrenskostenbeihilfe (beider oder eines Elternteils) (vgl. ebd.). „Soziodemografische Merkmale der Eltern hatten keinen Einfluss auf die Einigungswahrscheinlichkeit“ (Bergau 2014: 198). ZUSAMMENFASSENDE ERGEBNISSE ZUR NACHHALTIGKEIT DER ERZIELTEN EINIGUNGEN Innerhalb der Nachhaltigkeit zeigte sich, „dass eine Einigung in Umgangsfragen durchschnittlich zu häufigeren Umgangskontakten führt als ein gerichtlicher Beschluss“ (Bergau 2014: 198). Kam es wiederum innerhalb der Begutachtung zu einer Einigung der Eltern konnten weniger Gefühle des Hasses und der Angst festgemacht werden, gleichzeitig kommunizierten die geeinigten Eltern z.B. über die Erziehung des Kindes/ der Kinder, die Kinder selbst waren im elterlichen Konflikt weniger involviert, als bei Eltern wo eine Einigung nicht erzielt werden konnte. Zudem führe eine Einigung innerhalb der Begutachtung langfristig zu einer Zufriedenheit der Eltern mit der familiären Situation. Die Begutachtung aus Elternperspektive betrachtet äußerten diese „als Kritikpunkte am häufigsten, dass sie den Inhalt der sachverständigen Empfehlungen ablehnen und die Kinder durch die Begutachtung zu sehr belastet würden. Als positiv hingegen wurde von den Eltern die Berücksichtigung der kindlichen Interessen hervorgehoben sowie die Möglichkeit zum Perspektivwechsel und das erhaltene Verständnis für die eigene Position“ (Bergau 2014: 198). MÖGLICHE IMPLIKATIONEN FÜR DIE PRAXIS Abschließend betrachtet, kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass lösungsorientierte Begutachtungen sehr zu einer Einigungswahrscheinlichkeit der Eltern beitragen. So zeigt sich, dass eine von den Eltern mit Unterstützung der lösungsorientierten Begutachtung selbst erarbeitete Konfliktlösung häufig mehr Bestand und Nachhaltigkeitseffekte aufweist als ein gerichtlicher Beschluss. „Aber auch nach gerichtlichen Beschlüssen zeigten sich einige Indikatoren für eine Entspannung der familiären Situation (...)“ (Bergau 2014: 229). Als eine der Botschaften an die Sachverständigen hält Bergau fest, dass sich Interventionen lohnen, auch wenn zum Abschluss des Prozesses keine Einigung erzielt werden konnte. Etwaige verwendete Diagnostikinstrumente und die diesen zur Grunde liegenden Diagnostikergebnisse führten in einer Rückschau auch zum Zustandekommen von Einigungsprozesse, vor allem erscheint hierbei der Einbezug des Kindes/der Kinder als unabdingbar und sollte nicht hinterfragt werden. „Wird das Bedürfnis der Eltern nach Parteinahme durch den Sachverständigen ernst genommen und erfüllt, ohne dass er hierbei parteilich oder gar befangen wird, kann bei den Eltern offenbar die Bereitschaft erhöht werden, sich auf einen Einigungsprozess einzulassen (...)“ (Bergau 2014: 230). Gleichzeitig fordert die Studie eine Förderung der Empathie- Fähigkeit der Sachverständigen, und dies vor allen Dingen mit Hinblick auf die Arbeit mit hochstrittigen Eltern. Hier werden auch regelmäßige Supervision und Fortbildung für Sachverständige als auch die Schaffung und Durchführung von anerkannten, wissenschaftlich fundierten Ausbildungen von lösungsorientiert arbeitenden Sachverständigen gefordert. „Weiterhin erscheint es ausschlaggebend, auf die Förderung der Eltern- Kind-Beziehung abzuzielen, was schließlich auch die jeweilige Bindungstoleranz der Eltern erhöhen kann“ (Bergau 2014: 233). Als diesen Aspekt fördernde Intervention wird hier wiederum das Probehandeln, d.h. das Ausprobieren neuer Regelungen innerhalb der Begutachtung beschrieben. ABSCHLIESSEND: KRITISCHE WÜRDIGUNG Insgesamt betrachtet die vorliegende Studie ein für die Erziehungs- und Familienberatung interessantes Thema. Häufig begegnet uns in der Praxis der Fall, dass innerhalb einer hochstrittigen Trennung und Scheidung durch das Gericht eine gutachterliche Stellungnahme eingeholt wird. Die jeweiligen Fragestellungen variieren von der Klärung des Umgangs bis hin zur Regelung der elterlichen Sorge oder des Aufenthaltsbestimmungsrechts. Bettina Bergau bringt innerhalb des Diskurses eine neue Perspektive mit ein, sie betrachtet die lösungsorientierte Begutachtung als eine Intervention bei hochstrittiger Trennung und Scheidung. Seite 68
TRI∆LOG 16/2015 Damit umschreibt sie zugleich eine der innerhalb des Prozesses bedeutendsten Aufgabe der Gutachterinnen und Gutachter. Diese sollen soweit wie möglich auf ein Einvernehmen der beteiligten Konfliktparteien hinwirken. Dieses Ziel wird unter Heranziehung wiederum variierender Interventionen zu bewerkstelligen versucht. Hierbei stellt das Gutachten nicht nur eine schriftliche Darlegung der aktuellen Situation, eine Bearbeitung einer eingegrenzt gewählten Fragestellung als auch die Herausarbeitung und Feststellung etwaiger Schlussfolgerungen sondern fungiert zugleich als intervenierendes Mittel. Zusammenfassend zeigt die Untersuchung auf, wie genau eine lösungsorientierte Begutachtung durchgeführt wird, wie innerhalb der Gutachtenerstellung durch die Gutachterinnen und Gutachter auf ein elterliches Einvernehmen hingewirkt werden kann, als auch welche Wirkungen ein solch erwirktes Einvernehmen hinterlässt. Bettina Bergau schließt damit eine Forschungslücke innerhalb des Forschungsfeldes Trennung und Scheidung und leistet einen gelungenen Beitrag zur Praxisentwicklung von gutachterlichen Tätigkeiten. Es bleibt zu wünschen, dass die Intervention einer lösungsorientierten Begutachtung weiterhin vielfältige und weitreichende Anwendungen finden wird, so dass bestmöglich ein Einvernehmen zwischen beteiligten Kindeseltern hergestellt werden kann um zugleich etwaigen Belastungen der betroffenen Kinder positiv entgegenzuwirken. Zum Autor: Tim Wersig, Jhg. 1988, Studium der Sozialen Arbeit an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (B.A./M.A.), Zusatzqualifikationen als Erziehungs- und Familienberater (bke), Psychoanalytisch-systemischer Berater (APF) und Mediator (ASH), aktuell Familienberater im Kinderschutz- Zentrum Berlin e.V. (Beratungsstelle Neukölln) – www.kszb.de - Kontakt: tim.wersig@kszb.de. Referenzquelle: Bergau, Bettina (2014): Lösungsorientierte Begutachtung als Intervention bei hochstrittiger Trennung und Scheidung, Weinheim, Basel: Beltz Juventa. Seite 69
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