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Trialog_16-2015
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TRI∆LOG 16/2015<br />
Modell des Kinderbeistands vorgestellt. Anstelle<br />
eines Schlusswortes führt Figdor Aspekte auf, was<br />
Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang mit<br />
Trennung und Scheidung besonders wichtig sein<br />
kann und beschäftigt sich damit abschließend unter<br />
anderen mit den Teilthemen: Förderliche und<br />
hinderliche Verhaltensweisen von Eltern, Ängste<br />
von Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang<br />
mit der neuen Situation, Loyalitätskonflikte sowie<br />
die größten bewussten Wünsche von Kindern und<br />
Jugendlichen.<br />
KRITISCHE WÜRDIGUNG<br />
Helmuth Figdor kann ohne Zweifel als Fachmann<br />
psychoanalytischer Pädagogik bezeichnet werden.<br />
Zudem beschäftigt er sich seit geraumer Zeit<br />
mit den Themen Trennung und Scheidung. Der<br />
vorliegende Band kann als ein Ergebnis dieser<br />
Beschäftigung der letzten zwanzig Jahre gesehen<br />
werden und versammelt bedeutende und pointierte<br />
Einschätzungen, Meinungen und Standpunkte<br />
Figdors. Zugleich bietet die Publikation eine äußerst<br />
kompetente themenbasierte Auseinandersetzung<br />
und zeigt wiederum das professionelle<br />
Vorgehen des Autors. So liegt für interessierte<br />
Leserinnen und Leser ein umfassender Ratgeber<br />
(mit Schwerpunktsetzung auf professionelle Helferinnen<br />
und Helfer) vor, der sich in der praktischen<br />
Arbeit als sehr hilfreich erweisen wird. Die Scheidungsfamilie<br />
als „Patient“ zu betrachten stellt eine<br />
interessante These und Perspektive dar. Figdor<br />
ist der Versuch einer ganzheitlichen Betrachtung<br />
der Themen Trennung und Scheidung mehr als<br />
gelungen. Die Ausführungen sind kohärent, stringent,<br />
können jedoch auch als einzelne Beiträge<br />
bestehen und liefern somit bedeutende theoretisch<br />
fundierte und praxisorientierte Perspektiven<br />
und Handlungsmaxime. Die von der Trennung<br />
und Scheidung betroffenen Kinder und Jugendlichen<br />
stehen hierbei – und das ist auch gut so<br />
- unentwegt im Vordergrund der Betrachtung. So<br />
werden durchgehend Möglichkeiten aufgezeigt etwaigen<br />
Belastungen der Kinder und Jugendlichen<br />
entgegenzuwirken oder diese erst gar nicht entstehen<br />
zu lassen. Damit ist zugleich ein Theorie-<br />
Praxis-Transfer möglich, um sich den vielfältigen<br />
Herausforderungen von Trennungs- und Scheidungsprozessen<br />
stellen zu können. Das Buch<br />
selbst ist an professionelle Helferinnen und Helfer<br />
andressiert. Diese Zielgruppe wird vollständig erreicht.<br />
Darüberhinaus bietet der Band auch hilfreiche<br />
(Handlungs-)Perspektiven für Eltern, welche<br />
bestmöglich positive Effekte auf den Alltag haben.<br />
Insgesamt eine sehr gelungene Publikation, welche<br />
Fachkräfte sowie betroffenen Eltern empfohlen<br />
werden kann. Die Ausführungen sind auch aus<br />
dem Grund zu empfehlen, da zwischen den Zeilen<br />
spürbar wird, dass Figdor selbst seine Schriften,<br />
Einstellungen und Perspektiven immer wieder neu<br />
auf verschiedenen Ebenen reflektiert und somit<br />
weiterentwickelt. Figdor fungiert hierbei nicht als<br />
„all wissender Experte“ sondern als Fragender,<br />
Suchender und Zweifelnder, immer wieder auf der<br />
Suche nach kindeswohlfördernden und nicht dem<br />
Kindeswohl schädigenden Rahmenbedingungen<br />
und Möglichkeiten. Eine Einstellung, die imponiert.<br />
Fazit: Sehr zu empfehlen!<br />
Zum Autor:<br />
Tim Wersig, Jhg. 1988, Studium der Sozialen<br />
Arbeit an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen<br />
Berlin (B.A./M.A.), Zusatzqualifikationen als<br />
Erziehungs- und Familienberater (bke), Psychoanalytisch-systemischer<br />
Berater (APF) und Mediator<br />
(ASH), aktuell Familienberater im Kinderschutz-<br />
Zentrum Berlin e.V. (Beratungsstelle Neukölln) –<br />
www.kszb.de - Kontakt: tim.wersig@kszb.de.<br />
Bettina Bergau:<br />
Lösungsfokussierte Gutachten innerhalb<br />
familiengerichtlicher Verfahren<br />
-Vorstellung einer Studie und deren Ergebnisse-<br />
Seitdem das sogenannte „Gesetz über das Verfahren<br />
in Familiensachen und in den Angelegenheiten<br />
der freiwilligen Gerichtsbarkeit“ (FamFG) im Jahr<br />
2009 reformiert wurde, werden gemäß § 163 Abs.<br />
2 innerhalb familiengerichtlicher Verfahren, vor<br />
allem in Fragen des Sorge- und Umgangsrechts<br />
auch lösungsorientierte Gutachten in Auftrag gegeben.<br />
Ziel ist zumeist die Hinwirkung auf elterliches<br />
Einvernehmen. Bettina Bergau hat sich in<br />
ihrer Dissertation mit der lösungsorientierten Begutachtung<br />
als Intervention bei hochstrittiger Tren-<br />
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