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Trialog_16-2015

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TRI∆LOG 16/2015<br />

nen, z.B. die Abwehr der Fremden, wenn Flüchtlingsunterkünfte<br />

angegriffen werden oder das<br />

Aufkommen von Verschwörungstheorien, wenn<br />

die Erklärungen der Medien nicht mehr verfangen,<br />

da die Angst als stärker erlebt wird, als die Rationalisierung.<br />

So wird sich die „Gesellschaft der Angst“ mehr damit<br />

auseinandersetzen müssen, wie ein Übermaß<br />

der Angst vermieden werden kann. Vielleicht führt<br />

das dazu, dass man über den Zusammenhang<br />

zwischen der Kluft zwischen Arm und Reich, der<br />

Dynamik von Deklassierungsprozessen und dem<br />

Aufkommen der Angst und Aggression als Massenerscheinung<br />

wieder mehr nachdenkt.<br />

Michael Freiwald<br />

liberosco@web.de<br />

Helmuth Figdor:<br />

Patient Scheidungsfamilie. Ein Ratgeber für<br />

professionelle Helfer,<br />

Gießen: Psychosozial-Verlag 2012<br />

EINLEITUNG<br />

In seiner aktuell vorliegenden Publikation beschäftigt<br />

sich Helmuth Figdor wiederum mit einem Thema,<br />

welches zum alltäglichen Angebotskanon der<br />

Erziehungs- und Familienberatung gehört: Trennung<br />

und Scheidung. Figdor selbst ist dieses nicht<br />

fremd, so hat er sich praktisch in eigener Praxis<br />

als Psychoanalytiker, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut<br />

und Erziehungsberater sowie<br />

auf einer empirisch-theoretischen Ebene innerhalb<br />

vielfältiger Publikationen damit auseinandergesetzt.<br />

Der dieser Rezension zu Grunde liegende<br />

Band „Patient Scheidungsfamilie“ versammelt<br />

Artikel und Vorträge, welche in den vergangen<br />

Jahren von Figdor verfasst oder auf verschieden<br />

fachlichen Veranstaltungen gehalten wurden.<br />

Wer nun denkt, es handelt sich hierbei um eine<br />

lose, unübersichtliche Sammlung von Vorträgen<br />

und Schriften, der irrt. Figdor, der 1991 sein erstes<br />

Buch über Scheidungskinder veröffentlichte<br />

wendet sich nun mit seinem dritten Buch vorwiegend<br />

an professionelle Helferinnen und Helfer und<br />

macht dies auf eine gewohnt strukturierte Art und<br />

Weise. Im Folgenden soll der Aufbau des Buches<br />

überblicksartig beschrieben und eine kritische<br />

Würdigung vorgenommen werden.<br />

AUFBAU DES BANDES<br />

Nach einem Vorwort und einer Einleitung folgt<br />

eine psychoanalytisch orientierte Auseinandersetzung<br />

mit den Themen Trennung und Scheidung,<br />

hier aus der Sicht des Kindes und seiner Entwicklung.<br />

So geht Figdor hier der vorhandenen Triade<br />

(Mutter-Vater-Kind) und deren entwicklungspsychologischer<br />

Bedeutung nach und fragt schwerpunktsetzend<br />

nach der Bedeutung der Väter, hierbei<br />

geht es ganz im Sinne der psychoanalytischen<br />

Tradition um die jeweiligen Objektbeziehungen.<br />

Im Teil 1 des Buches thematisiert Figdor ebenso<br />

verschiedene Familienformen, Aspekte gelungener<br />

Trennungen und Scheidungen sowie auch die<br />

Frage, wenn beide primäre Objekte (Mutter und<br />

Vater) verloren gehen: Wer sorgt für die Kinder,<br />

deren Eltern nicht für sie sorgen können? Teil 2<br />

behandelt Möglichkeiten von Psychotherapie und<br />

Beratung. Kann man Scheidungskinder überhaupt<br />

therapieren? und Welche grundsätzlichen Überlegungen<br />

sollten aus einer psychoanalytisch-pädagogischen<br />

Sicht in der Trennungs- und Scheidungsberatung<br />

beachtet bzw. mit einbezogen<br />

werden? Teil 3 beschäftigt sich mit Beratungen,<br />

welche zu scheitern drohen. Hierbei stehen zum<br />

einen Besonderheiten in der Arbeit mit sogenannten<br />

hochstrittigen Eltern als auch die zwangsweise<br />

Umsetzung von Umgangs- bzw. Besuchskontakten<br />

aus der Sicht des Kindes im Vordergrund. Zudem<br />

wird in diesem Teil des Buches die Umgangsverweigerung<br />

von Kindern zur Mama oder zum Papa<br />

thematisiert. Damit wird gleichzeitig ein kritischer<br />

Beitrag zum teils weit verbreitenden PAS-Konzept<br />

(Parental Alienation Syndrome) geleistet. Teil 4<br />

und damit der vorletzte Teil des Buches behandelt<br />

dass innerhalb von Trennung und Scheidung immer<br />

wichtiger werdende Thema des Kindeswohls<br />

im Familiengerichtsverfahren. So kritisiert Figdor<br />

hier die herkömmliche Sachverständigenpraxis,<br />

geht der Frage „Wann kann das Sorge- und Umgangsrecht<br />

eines Elternteils das Kindeswohl gefährden?“<br />

nach und widmet sich innerhalb des<br />

Kapitels „Doppelresidenz versus Heim erster Ordnung“<br />

auch dem Thema der Umgangs- und Wechselmodelle.<br />

Hierbei wird auch das österreichische<br />

Seite 65

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