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Trialog_16-2015

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TRI∆LOG 16/2015<br />

der jetzigen Erwachsene darstellt oder gar in der Vergangenheit<br />

dargestellt hat.<br />

Braucht es einen Medienführerschein?<br />

Um all die dargestellten Aspekte zu berücksichtigen,<br />

müssten Erwachsene eine direkte Form der Medienkompetenz<br />

entwickelt haben, die über die reine<br />

Wischkompetenz hinausgeht. Sie müssten ein Wissen<br />

um die Strafbarkeit von Handlungen, über die<br />

Schutzmechanismen im Netz, über kriminelle Erscheinungsformen<br />

aber auch über die Möglichkeiten<br />

die in Soziale Medien aber auch insbesondere<br />

Spiele bieten, selbst beherrschen. Erst dieses Wissen<br />

ist es, was wirklich Medienkompetenz bildet.<br />

Einer der größten Fehler in diesem Zusammenhang<br />

ist es, dabei davon auszugehen, dass die jetzige Generation<br />

diese Form der Medienkompetenz einfach<br />

so beherrscht, förmlich in die Wiege gelegt wurde.<br />

Vielmehr müssen wir es jetzt schaffen, das aufzuholen<br />

was versäumt wurde, nämlich auch nachträglich<br />

dieser Generation in irgendeiner Form die Normen,<br />

Werte und Möglichkeiten im digitalen Raum strukturiert<br />

näher zu bringen.<br />

Ähnliches hat der Staat letztlich auch mit der Fahrerlaubnis<br />

im Straßenverkehr geschaffen. Denn natürlich<br />

lernen Kinder das Fahrradfahren und die Regeln<br />

des Straßenverkehrs von der Familie. Hierbei könnte<br />

man argumentieren, dass Kinder die Regeln dieses<br />

Raumes im Laufe ihres Heranwachsens so verinnerlichen<br />

und sie daher ihr Wissen ihren eigenen Kindern<br />

später weitergeben können. Trotzdem existiert<br />

mit der Fahrerlaubnis in Deutschland eine quasi verpflichtende<br />

Prüfung ab dem 18. Lebensjahr. Denn<br />

annähernd 94 % der über 18jährigen in Deutschland<br />

besitzen eine Fahrerlaubnis 38 . Bei der Fahrerlaubnis<br />

steht jedoch weniger die technischen Bewegungsund<br />

Automatisierungsfunktionen eines KFZ im Vordergrund,<br />

als vielmehr die Vermittlung von Regeln,<br />

Normen und Vorschriften des Straßenverkehrs 39 .<br />

Dies wurde vermutlich auch eingeführt, da erkannt<br />

wurde, dass sich das täglich im Straßenverkehr bewegen<br />

als Fußgänger oder Fahrradfahrer nicht per<br />

se bedeutet, dass die Regeln und Normen verinnerlicht<br />

wurden und die Personen auf alle Situationen<br />

vorbereitet sind.<br />

38 Vgl. LVM, 2014, S.6.<br />

39 Beispielhaft sieht die Prüfungsrichtline der Fahrerlaubnisverordnung<br />

(FEV) für den theoretischen Part 8 Prüfungsthemen vor, von denen nur ein<br />

Thema technischer Natur ist. Vgl. auch Anlage 7 zur FEV.<br />

Es wäre also naiv davon uns auszugehen, dass diese<br />

Situation bei den im digitalen Raum Herangewachsenen<br />

anders sein sollte. Genauso naiv erscheint es,<br />

wenn diese Generation nun ohne weitere Vorbereitung<br />

auf eine neue Generation einwirken sollte und<br />

somit die Frage der Digitalisierung sich förmlich von<br />

selbst erledigt.<br />

Auch wenn ein verpflichtender Medienführerschein<br />

für Erwachsene eine sehr unrealistische Vorstellung<br />

sein mag. So erscheint es doch dort notwendig auf<br />

Erwachsene einzuwirken wo dies machbar erscheint.<br />

Bei Lehrern, Kindergärtnern, Polizisten, Ordnungsbeamten,<br />

Medienpädagogen, Studenten usw. Denn<br />

häufig heißt es z.B. bei Lehrern: wir haben jetzt spezielle<br />

Lehrkräfte die Medienkompetenz vermitteln.<br />

Nach einer Studie der Bitkom wünschen sich 89%<br />

aller Lehrkräfte Medienkompetenz im Unterricht 40 .<br />

Nach einer anderen Studie gaben ebenfalls 89% der<br />

Lehrkräfte – die zumindest gelegentlich digitale Medien<br />

im Unterricht einsetzen – an, dass sie sich die notwendigen<br />

Kenntnisse privat beibringen mussten. Nur<br />

31 % gaben an, dass sie die Kenntnisse im Rahmen<br />

der Lehrerfortbildung erlangten und nur ganze 12 %<br />

berichten von der Vermittlung von Medieninhalten im<br />

Rahmen der Ausbildung 41 . Ähnliche Ergebnisse liegen<br />

auch für die Polizei vor. So berichteten in einer<br />

Studie zu polizeilichen Nutzung Sozialer Medien nur<br />

28 % der Polizeibeamten im Rahmen der Fortbildung<br />

Wissen zum digitalen Raum vermittelt bekommen zu<br />

haben 42 . Dabei sind es gerade Polizisten und Lehrer<br />

auch Eltern und somit letztlich in den meisten Fällen<br />

auch immer Erwachsene, die unabhängig von ihrem<br />

Beruf mit Kindern zu tun haben und daher auf diesen<br />

Raum vorbereitet werden müssten.<br />

Diese Beispiele zeigen, wie dringend notwendig es<br />

erscheint, auch die jetzige Generation der im Studium<br />

oder in der Ausbildung befindlichen Menschen<br />

Medienkompetenz zu vermitteln. In den Studien- und<br />

Ausbildungsgängen müssten daher bundesweit verpflichtende<br />

Lerninhalte zu Medienkompetenz, Normen<br />

im digitalen Raum usw. eingeführt werden. Dies<br />

muss geschehen, damit insbesondere Personen von<br />

denen wir die Medienkompetenz besonders erwarten<br />

diese auch besitzen. Vielleicht können wir so eine<br />

Generation prägen die nicht mehr naiv in den digitalen<br />

Raum schaut.<br />

40 Bitkom, 2014<br />

41 VBE, 2014<br />

42 Vgl. zur Thematik der Polizeipräsenz auch Rüdiger, Rogus, 2015<br />

Seite 31

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