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Trialog_16-2015

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TRI∆LOG 16/2015<br />

partner für Fragen rund um das Internet 13 . Zudem<br />

erscheint es auch fraglich, was Eltern exakt mit Medienkompetenz<br />

verbinden. Denn wenn die Kinder jung<br />

sind, geht es eher um die Vermittlung der Handhabung<br />

von technischen Geräten – also beispielsweise<br />

wie ein Video auf dem Smartphone gestartet wird,<br />

oder wie ein Bild auf dem IPad weitergewischt wird.<br />

Eltern von 3-8jährigen mit einer mittleren Bildung<br />

empfinden sich daher tatsächlich am kompetentesten<br />

im Medienbereich bei der „Informationen im Internet<br />

recherchieren zu können“ 14 . Nur noch 43 %<br />

sehen sich aber als kompetent in der Lage die Konsequenzen<br />

des eigenen digitalen Handelns abschätzen<br />

zu können oder mit 41 % ihre Privatsphäre zu<br />

schützen 15 .<br />

Letztlich lassen diese beiden Ansätze den Schluss<br />

zu, dass die Begleitung der jetzt herangewachsenen<br />

Jugendlichen – ungefähr ab 12 Jahren – im digitalen<br />

Raum durch die Eltern nur im begrenzten Maße stattfinden<br />

konnte. Diese Entwicklung kann auch Auswirkungen<br />

auf das Normen- und Werteverständnis<br />

dieser Generation gehabt haben. So ergab die bereits<br />

zitierte DIVISI Studie ebenfalls, dass annähernd<br />

35% der 9-24jährigen 16 das illegale Streaming von<br />

Videos, aber auch das Herunterladen von Musik vom<br />

Unrechtsgehalt nicht gleichsetzen würden mit einem<br />

Ladendiebstahl 17 , obwohl beides sich im strafbaren<br />

Rahmen bewegt.<br />

Neue Gefahren im digitalen Straßenverkehr<br />

Dies erscheint umso problematischer, da dieselbe<br />

Studie zu dem Punkt kommt, dass sich die Risiken<br />

für die Kinder weg von statischen Gefahrenquellen<br />

– wie ungewollte pornografische oder gewalthaltiger<br />

Medienkonsum – hin zu kommunikativen Risiken<br />

wandelten. Wie beispielsweise beleidigende oder verletzende<br />

Aussagen, Kontakte zu Unbekannten oder<br />

auch das stark medial thematisierte Cybermobbing 18 .<br />

13 DIVSI, 2015 S. 79<br />

14 Ebd. S. 110<br />

15 Ebd.<br />

16 Ergebnisse bei diesem großem Altersspektrum müssen jedoch sicherlich<br />

hinterfragt werden. Ob ein 9jähriger bereits das Verständnis hat was ein Ladendiebstahl<br />

im Verhältnis zu einem Streaming tatsächlich darstellt muss<br />

schon hinterfragt werden. Nicht umsonst geht das deutsche Strafrecht erst<br />

von einer zumindest begrenzten Einsichtsfähigkeit in das Strafrecht und<br />

der eigenen Schuld ab einem Alter von 14 Jahren aus. In diesem Fall wäre<br />

daher tatsächlich ein Vergleich der Altersgruppen unter 14 und über 14 interessant<br />

gewesen.<br />

17 DIVSI, 2014, S.136<br />

18 Englander, 2012<br />

Beispielsweise gaben 75 % der Eltern von 3-8jährigen<br />

als Gefahr an, dass „unbekannte Personen mit<br />

meinem Kind Kontakt aufnehmen“ 19 . Besonders interessant<br />

erscheint hierbei zudem, dass das Feld mit<br />

den größten Problemen für Erwachsene im Umgang<br />

mit ihren Kindern, als das der „Onlinespiele“ definiert<br />

wird. Immerhin 31 % aller Eltern von Jugendlichen berichten<br />

hier von Problemen 20 .<br />

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den polizeilichen<br />

Anzeigenstatistiken wider. Hier kann verzeichnet<br />

werden, dass insbesondere bei onlinebasierten Kommunikationsdelikten,<br />

in den letzten Jahren immer wieder<br />

ein immenser Anstieg der Anzeigen aufzuweisen<br />

ist. Als Beispiel soll hier die Anbahnung sexueller Interaktionen<br />

mit Kindern – de jure bis 14 Jahren – über<br />

onlinebasierte Mechanismen – das sog. Cybergrooming<br />

21 –dienen. Dieses weist in den letzten Jahren<br />

mit die höchsten prozentualen Steigerungswerte im<br />

Hellfeld – also den bei den Sicherheitsbehörden registrierten<br />

Strafanzeigen – auf. Alleine vom Jahr 2011<br />

auf das Jahr 2012 gab es eine Verdoppelung der Anzeigen<br />

von 934 auf 1406 und vom Jahr 2013 auf das<br />

Jahr 2014 eine Steigerung von 1464 auf 1907 Anzeigen<br />

– was einer prozentualen Steigerung von 30,25<br />

% entspricht 22 . Seit dem Jahr 2012 ist dieses Delikt<br />

zudem noch besser im Rahmen der Polizeilichen Kriminalstatistik<br />

identifizierbar. Demnach wiesen die auf<br />

das Tatmittel Internet bereinigten Fallzahlen vom Jahr<br />

2012 auf das Jahr 2013 eine Steigerung von 44,1 %<br />

und vom Jahr 2013 auf das Jahr 2014 von 59,05 %<br />

auf 23 .<br />

Der liebe Onkel auf dem digitalen Spielplatz?<br />

Auf dem digitalen Spielplatz beginnt sich der Kreis<br />

zum Vorgenannten zu schließen. Denn erst in der<br />

Kommunikation und Interaktion mit anderen entstehen<br />

die Risiken, die vermutlich die meisten Erwachsenen<br />

und Kinder heutzutage als primäre Gefahren<br />

ansehen.<br />

Dabei sind diese Risiken nicht per se etwas Neues.<br />

Vielmehr kennen wir ja die Thematik, daß Kinder<br />

durch Sexualtäter angesprochen werden, in der Schule<br />

gemobbt werden oder andere Formen von Gewalt<br />

19 DIVSI, 2015, S.99<br />

20 Grobbin,Feil,2015, vgl. auch Krebs, Rüdiger, 2010; Rüdiger, Pfeiffer,<br />

2015<br />

21 Rüdiger, 2015, Rüdiger, 2013<br />

22 BMI, 2013, 2014-1, 2014-2 & 2015 Straftatenschlüssel 131400, S.73<br />

23 Ebd. sowie Tabelle „Tatmittel Internet“<br />

Seite 28

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