Apostelgeschichte 15 In schwierigen Fragen einen gemeinsamen Weg finden
Apostelgeschichte 15 In schwierigen Fragen einen ... - FeG Elberfeld
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<strong>Apostelgeschichte</strong> <strong>15</strong><br />
<strong>In</strong> <strong>schwierigen</strong> <strong>Fragen</strong> <strong>einen</strong><br />
<strong>gemeinsamen</strong> <strong>Weg</strong> <strong>finden</strong><br />
28. O ktober 2012 Pastor Tobias Radke
1<br />
Und einige kamen herab von Judäa und lehrten die Brüder: Wenn ihr euch nicht beschneiden<br />
lasst nach der Ordnung des Mose, könnt ihr nicht selig werden.<br />
Gal 5,2 Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, so wird euch Christus nichts nützen.<br />
2<br />
Als nun Zwietracht entstand und Paulus und Barnabas <strong>einen</strong> nicht geringen Streit mit ihnen<br />
hatten, ordnete man an, dass Paulus und Barnabas und einige andre von ihnen nach<br />
Jerusalem hinaufziehen sollten zu den Aposteln und Ältesten um dieser Frage willen. 3 Und sie<br />
wurden von der Gemeinde geleitet und zogen durch Phönizien und Samarien und erzählten von<br />
der Bekehrung der Heiden und machten damit allen Brüdern große Freude.<br />
4<br />
Als sie aber nach Jerusalem kamen, wurden sie empfangen von der Gemeinde und von den<br />
Aposteln und von den Ältesten. Und sie verkündeten, wie viel Gott durch sie getan hatte. 5 Da<br />
traten einige von der Partei der Pharisäer auf, die gläubig geworden waren, und sprachen: Man<br />
muss sie beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz des Mose zu halten.<br />
6<br />
Da kamen die Apostel und die Ältesten zusammen, über diese Sache zu beraten. 7 Als man<br />
sich aber lange gestritten hatte, stand Petrus auf und sprach zu ihnen: Ihr Männer, liebe Brüder,<br />
ihr wisst, dass Gott vor langer Zeit unter euch bestimmt hat, dass durch m<strong>einen</strong> Mund die<br />
Heiden das Wort des Evangeliums hörten und glaubten. Apg 10,44Während Petrus noch diese Worte redete, fiel<br />
der Heilige Geist auf alle, die dem Wort zuhörten. 8 Und Gott, der die Herzen kennt, hat es bezeugt und ihnen<br />
den Heiligen Geist gegeben wie auch uns, 9 und er hat k<strong>einen</strong> Unterschied gemacht zwischen<br />
uns und ihnen, nachdem er ihre Herzen gereinigt hatte durch den Glauben. 10 Warum versucht<br />
ihr denn nun Gott dadurch, dass ihr ein Joch auf den Nacken der Jünger legt, das weder unsre<br />
Väter noch wir haben tragen können? 11 Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des Herrn<br />
Jesus selig zu werden, ebenso wie auch sie.<br />
Gal 2,16Doch weil wir wissen, dass [a]der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus<br />
Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch<br />
Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht.<br />
12<br />
Da schwieg die ganze Menge still und hörte Paulus und Barnabas zu, die erzählten, wie<br />
große Zeichen und Wunder Gott durch sie getan hatte unter den Heiden.<br />
13<br />
Danach, als sie schwiegen, antwortete Jakobus und sprach: Ihr Männer, liebe Brüder, hört mir<br />
zu! 14 Simon hat erzählt, wie Gott zum ersten Mal die Heiden gnädig heimgesucht hat, um aus<br />
ihnen ein Volk für s<strong>einen</strong> Namen zu gewinnen. <strong>15</strong> Und dazu stimmen die Worte der Propheten,<br />
wie geschrieben steht (Amos 9,11-12): 16 »Danach will ich mich wieder zu ihnen wenden und will<br />
die zerfallene Hütte Davids wieder bauen, und ihre Trümmer will ich wieder aufbauen und will<br />
sie aufrichten, 17 damit die Menschen, die übrig geblieben sind, nach dem Herrn fragen, dazu alle<br />
Heiden, über die mein Name genannt ist, spricht der Herr, 18 der tut, was von alters her bekannt<br />
ist.« 19 Darum meine ich, dass man denen von den Heiden, die sich zu Gott bekehren, nicht<br />
Unruhe mache, 20 sondern ihnen vorschreibe, dass sie sich enthalten sollen von Befleckung<br />
durch Götzen und von Unzucht und vom Erstickten und vom Blut. 21 Denn Mose hat von alten<br />
Zeiten her in allen Städten solche, die ihn predigen, und wird alle Sabbattage in den Synagogen<br />
gelesen.<br />
22<br />
Und die Apostel und Ältesten beschlossen samt der ganzen Gemeinde, aus ihrer Mitte<br />
Männer auszuwählen und mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu senden, nämlich Judas<br />
mit dem Beinamen Barsabbas und Silas, angesehene Männer unter den Brüdern. 23 Und sie<br />
gaben ein Schreiben in ihre Hand, also lautend:Wir, die Apostel und Ältesten, eure Brüder,<br />
wünschen Heil den Brüdern aus den Heiden in Antiochia und Syrien und Zilizien. 24 Weil wir<br />
gehört haben, dass einige von den Unsern, denen wir doch nichts befohlen hatten, euch mit<br />
Lehren irregemacht und eure Seelen verwirrt haben, 25 so haben wir, einmütig versammelt,<br />
beschlossen, Männer auszuwählen und zu euch zu senden mit unsern geliebten Brüdern<br />
Barnabas und Paulus, 26 Männer, die ihr Leben eingesetzt haben für den Namen unseres Herrn<br />
Jesus Christus. 27 So haben wir Judas und Silas gesandt, die euch mündlich dasselbe mitteilen<br />
werden. 28 Denn es gefällt dem Heiligen Geist und uns, euch weiter keine Last aufzuerlegen als<br />
nur diese notwendigen Dinge: 29 dass ihr euch enthaltet vom Götzenopfer und vom Blut und vom<br />
28. O ktober 2012 Pastor Tobias Radke
Erstickten und von Unzucht. Wenn ihr euch davor bewahrt, tut ihr recht. Lebt wohl!<br />
a) Wir sind in einer kl<strong>einen</strong> Predigtreihe rund um die <strong>Apostelgeschichte</strong>, die die Anfänge der<br />
Gemeinden beschreibt. Letzte Woche ging es um das Gefühl der Schwachen in der Gemeinde<br />
in allen Aktivitäten zu kurz zu kommen. Die Leitung der Gemeinde geht das Problem an und<br />
setzt Diakone ein. Und die Aussage für uns heute war: Verkündigung und praktische Hilfe<br />
ergänzen sich, beide brauchen Struktur und fähige Mitarbeiter. Und so kann sich auch<br />
Gemeinde heute fragen, was die Nöte sind und wie man ihnen begegnen kann. Manche haben<br />
z.B. hier die Errichtung eines Besuchsdienstes vor Augen.<br />
b) Heute eine weitere Herausforderung: Es gab in der Gemeinde in Jerusalem unterschiedliche<br />
Meinungen, wie ein Christ sich verhalten soll. Damals war es die Frage, ob ein Christ sich an<br />
die traditionellen Vorschriften Israels halten soll, heute kann es die Frage sein, warum die<br />
Schwester so fröhlich Bibi Blocksberg verschenken oder Karneval feiern kann, oder warum er<br />
der Bruder gegen Frauen im Ältestenkreis ist. Wie die Jugendlichen Abendmahl mit Chips und<br />
Bier feiern können.<br />
c) Dahinter steht, dass wir als Gemeinde ein Leib sind, eine Gemeinschaft immer werden<br />
müssen. Mit jedem neuen Tag, jeder Situation uns neu darin erinnern, was wir sind: Ein Leib.<br />
Ein gemeinsamer Herr, ein Heiliger Geist, ein Auftrag, einander und die Welt zu lieben. Was wir<br />
sind, muss Form gewinnen. Man soll es sehen, wenn man uns als Gemeinde ansieht.<br />
Das ist immer wieder herausgefordert. Weil wir unterschiedlich denken und fühlen, weil wir<br />
unterschiedliche Hintergründe haben und weil wir alle noch Menschen sind, die immer wieder<br />
sich selbst in den Mittelpunkt stellen und nicht Jesus. Glaubt mir, manches Mal sitze ich zu<br />
Hause und denke, wieder den Geschwistern eine unnötige Not gewesen. Warum bin ich so<br />
kantig, kompliziert, warum sind andere, so kantig, wie ich sie manchmal empfinde. Als ich<br />
gestern den Gebetszettel fertig gemacht habe, las ich den folgenden Spruch: Glaube heißt Gott<br />
danke zu sagen für die ganz bestimmte Sache oder Person, die mich immer wieder aufregt.<br />
Glaube heißt, auf Gott zu schauen und ihn zu fragen: Was willst Du mich durch diese Situation<br />
lehren, wo willst Du mich verändern, und so Glauben und Gemeinde bauen.<br />
Wie Gott in herausgeforderter Gemeinschaft handelt, davon berichtet auch unser Bibeltext. Es<br />
geht um unterschiedliche Meinungen ,um Streit und vor allem um Segen in der Not.<br />
<strong>Apostelgeschichte</strong> <strong>15</strong> Gebet<br />
I) Das Problem, das ein Segen ist<br />
Lesung Vers 1<br />
Etwas Hintergrund dazu: Gott suchte die Menschen und er tat das zuerst durch Israel, durch<br />
den Tempeldienst, durch die 10 Gebote und das ganze Gesetz, durch den Bund der<br />
Beschneidung. Dann wurde Gott Mensch und auch Jesus kam in Israel zur Welt, war<br />
beschnitten. Gott wurde Mensch als ein Jude, der im Tempel predigte, das Abendmahl aus dem<br />
Passamahl entwickelte. Jesus folgten ihm Menschen nach, die Juden waren, die<br />
selbstverständlich weiter in den Tempel gingen. Und es ist alles ganz schön und geborgen.<br />
Nette Gemeinschaft.<br />
Aber dann kommen Menschen dazu, die anders sind. Die keine Beziehung zum Gesetz haben,<br />
die als Nichtjuden aufgewachsen sind. Welche Emotionen und Mühen damit für<br />
Alteingesessenen verbunden waren, kann man sich vorstellen. Auf einmal ist alles nicht mehr<br />
so einheitlich. Man kann sich zurückziehen,das ist nicht mehr meine Gemeinde, mich spende<br />
nicht mehr oder den anderen Druck machen, sich anzupassen.<br />
28. O ktober 2012 Pastor Tobias Radke
Die Gemeinde Antiochia war ein Brennpunkt für diese Problematik. Sie hatte sich nicht nur für<br />
Nichtjuden geöffnet, sondern mit Paulus und Barnabas gezielt Missionare in die nichtjüdische<br />
Welt ausgesandt. Hier in Antiochia wurden die Nachfolger Jesus auch zum ersten Mal als neue,<br />
eigenständige, nicht jüdische Gruppierung wahrgenommen und "Christen" genannt (Apg 11,19-<br />
26).<br />
<strong>In</strong> diese Gemeinde kamen Judenchristen aus Judäa, aus der Muttergemeinde, die feststellen,<br />
dass einige Gemeindeglieder nicht beschnitten sind. Damit würden sie sich jedoch bewusst<br />
außerhalb des Bundes stellen, den Gott mit Israel geschlossen hatte! Sie konnten gar nicht<br />
gerettet sein! Die beiden Judenchristen Paulus und Barnabas halten dagegen und es entsteht<br />
ein Konflikt.<br />
Wie schön, so müssen manche Christen gedacht haben, war es doch, als wir noch in<br />
Jerusalem hauptsächlich mit Juden zusammen waren. Als alles noch so einheitlich war. Und<br />
heute denken wir vielleicht manchmal Wie schön wäre es doch, wenn wir so eine schöne<br />
Mischung aus jungen Familien und Senioren, alle Mittelschicht, Haus, Auto, berufstätig, alle<br />
"glinus", gläubig in unserem Sinne. Als wir nicht andauernd Situationen hatten, wo wir unser<br />
Position zu <strong>finden</strong> müssen. Wie anstrengend und unruhig.Und bei so vielem Neuen geht es<br />
auch um Angst. Wie wird das enden, das Bekannte ist beruhigender. Der Druck der<br />
Judenchristen hat vermutlich überhaupt viel mit Unsicherheit und Angst zu tun. Uniformität<br />
schafft Sicherheit.<br />
Aber Zeigt uns Gott nicht mit jedem, der kommt, dass wir leben als Gemeinde, nicht nur ein<br />
Verein sind, der eine Tradition pflegt. Jeder Mensch, der hier sitzt, ob er unsere kuscheligen<br />
Kreise stört oder nicht ist doch ein Geschenk Gottes.<br />
II) Das Problem, das ein Segen werden kann<br />
Vers 2<br />
Der Streit, die Unterschiedlichkeit kann in Antiochia nicht bereinigt werden. Auch mit Jesus ist<br />
man nicht immer einer Meinung Man entschließt sich, eine Delegation nach Jerusalem zu<br />
schicken. Wir würden heute nach Witten schreiben und den Bundessekretär zu einem<br />
Gespräch und einer Gemeindeversammlung einladen.<br />
Ich finde das gut. Es ist Leidenschaft im Spiel, die Sache ist wichtig und ernsthafte Konflikte<br />
werden von der Gemeinde ernsthaft angegangen; nicht unter den Teppich gekehrt, sondern<br />
gewürdigt. Gemeinde braucht Menschen, die den Mut haben, ihre Meinung zu sagen.<br />
Menschen, denen die Entwicklung der Gemeinde nicht gleichgültig ist. Gemeinde braucht den<br />
Mut und muss sich die Mühe machen, Konflikte, Meinungsunterschiede zu klären.<br />
>> Zu überlegen ist natürlich: Welches Gewicht hat ein Konfliktthema? Muss man das zum<br />
Streitpunkt machen? Jetzt? Beispiel Gemeinde, die Diskussion bewusst vertagte. ich wünsche<br />
mir auch immer Menschen, die sehr selbstkritisch sind: Warum rede ich jetzt, worum geht es<br />
mir, was treibt mich, wovor habe ich Angst. Ist das eher mein als ihr oder sein Problem?<br />
Aber manchmal weiß ich, hier muss etwas geklärt werden, weil es mein Herzensanliegen ist<br />
oder Gemeinde wird ein Stück sterben, weil ich mich abwende. Hätte die Gemeinde das nicht<br />
geschafft, sondern sich getrennt, wie schrecklich, unter Umständen so zu Anfang eine tödliche<br />
Wunde, man hätte sich verzehrt in Kleinstaaterei.<br />
Wenn Gemeinde es aber schafft, diese Auseinandersetzung gut zu führen, dann wird sie durch<br />
den Konflikt stärker und schöner sein, dann wird etwas von der Kraft der Gemeinschaft, von der<br />
28. O ktober 2012 Pastor Tobias Radke
Kraft Gottes in uns sichtbar. Wie das gelingen kann, dazu gibt unser Predigttext einige<br />
Hinweise.<br />
III) Problemlöser<br />
a) (Vers 1-12) Kaum in Jerusalem angekommen, entbrennt der Streit aufs Neue. Es kommt zu<br />
einer unerbittlichen Diskussion, bis schließlich Petrus das Wort ergreift. Er ist der überregional<br />
anerkannte Leiter der Gemeinde. Er erinnert schlicht an Gottes <strong>Weg</strong> mit ihm als<br />
Heidenmissionar. Es sei doch unbestritten, dass die Nichtjuden den Heiligen Geist erhalten<br />
haben. Und sie alle würden doch wissen, dass der <strong>Weg</strong> des Gesetztes in eine Sachgasse<br />
führe, dass die Menschen das Gesetz nicht halten können.<br />
Dieser persönlich gefärbte Beitrag hinterlässt eine tiefe Wirkung und ermöglicht ein neues<br />
Hören auf die Erfahrung von Paulus und Barnabas. Die Gemeinde schweigt still, heißt es<br />
>>Ich habe es manches Mal beobachtet, dass in Diskussionen eine Kettenreaktion in Gang<br />
kommt und man regt sich immer mehr auf, wie ein Ball, der den Berg hinab rollt. Und man will<br />
nur noch gewinnen.<br />
Und dann braucht es Frauen und Männer, die ein Wort sagen, das auf Gott verweist und Ruhe<br />
bringt. Er ist der Fels in der Mitte. Wenn wir in Diskussionen eigentlich das Kreuz zudecken<br />
müssten, weil wir Gott und seinem Leib keine Ehre machen, dann brauchen wir Worte, die uns<br />
zurückführen auf den <strong>Weg</strong>.<br />
b) An die Rede von Petrus knüpft eine weitere „Säule" (Gal 2,9) der Jerusalemer Gemeinde an:<br />
Jakobus, Bruder von Jesus (Mk 6,3). Im Zentrum seines Beitrages steht ein Zitat aus dem<br />
Prophetenbuch Amos (Am 9,11-12). Jakobus zitiert hier Septuaginta, die griechische<br />
Übersetzung des ursprünglich hebräischen Textes. Darin wird deutlich, dass Gott bei der<br />
Wiederherstellung Israels zugleich die Nichtjuden hinzufügen wird, die „nach ihm fragen".<br />
Jakobus sagt also. Das Hinzukommen der Nichtjuden in der Bibel vorhergesehen, Gott gewollt.<br />
>> Es wird in der Bibel nicht für jede Situation <strong>einen</strong> Vers geben. Das ist ja auch hier das<br />
Problem, deswegen streitet man sich, aber die Bibel ist unser Fundament und sie sagt uns viel.<br />
Ich erinnere mich an eine Diskussion zu den Pfadfindern in der Gemeinde und den Beitrag<br />
eines Bruders in der Diskussion: "Bittet den Herrn der Ernte". Er hat damit nicht seine Sache<br />
vertreten, eine Diskussion gewonnen, sondern auf Jesus und das Wort verwiesen. Das war<br />
eine guter Beitrag<br />
c) Barnabas nennt vier Minimalforderungen an die Heidenchristen (19-21): 1. Vermeiden von<br />
Fleisch, das heidnischen Götzen geweiht worden war. 2. Verbot der „Blutschande", also von<br />
ehelichen Beziehungen bei engen Verwandtschaftsgraden. 3. Vermeiden von Fleisch, das nicht<br />
geschachtet ist, wo das Tier also auf eine bestimmte Art geschlachtet wurde, und 4. von<br />
Speisen, in denen noch Blut enthalten ist.<br />
Also zentrale Dinge für die Juden, die Miteinander stören würden, wenn man z.B<br />
Götzenopferfleisch zum Liebesmahl mitbringt, aber auch ein Opfer für die Juden, z.B: steht da<br />
nichts von Beschneidung, Wallfahrten, was ja zentral für die Juden war.<br />
Man nennt so etwas eine "win-win-Situation". Das ist mehr als ein Kompromiss. Bei einem<br />
Kompromiss steht im Vordergrund, dass jeder Abstriche macht. Eine Win-win-Situation setzt<br />
voraus, dass man verstanden hat, was dem anderen wichtig ist. Man sammelt nicht nur Pro und<br />
Kontra Argumente, sondern man spricht auch über Bedürfnisse: Ich will den<br />
Abschlussgottesdienst des Biblischen Unterrichts nicht in Enge gestalten, weil mir dieser Tag für<br />
meine Familie ganz wichtig ist. Oder ich will diesen Gottesdienst unbedingt bei uns gestalten,<br />
weil er wichtig für uns als Gemeinde ist und wir auch dieser Raum sind, das unser Zuhause<br />
ist.Menschen<br />
28. O ktober 2012 Pastor Tobias Radke
Und dann geht es nicht darum, wer das bessere Argument hat, sondern wie man Bedürfnissen<br />
begegnet, wie man eine Lösung findet, die die Bedürfnisse im Blick hat.<br />
Damals haben das auch die Juden gemacht. Sie haben die Gemeinschaft im Blick behalten. Es<br />
ging gar nicht zuerst um Richtig oder Falsch, das war ja auch nichts für die Ewigkeit. Dinge<br />
bleiben im Fluss, Erkenntnisse ändern sich Paulus konnte in einem anderen Zusammenhang<br />
beispielsweise dem Verzehr von Götzenopferfleisch bedingt zustimmen, wenn nämlich keine<br />
Person, die das in Glaubensschwierigkeiten bringen könnte, zugegen ist (1 Kor 8,8-11). Ich<br />
glaube nicht, dass eine Gemeindeversammlung oder ein Ältestenkreis immer absolut richtige<br />
und ideale Entscheidungen trifft. Manches sehen wir auch immer durch das Milchglas unsere<br />
Begrenzungen. Manches wird man in zwei, vier, zehn Jahren ganz anders sehen.<br />
Entscheidend ist, dass man für diese Situation mit der Hilfe Gottes gemeinsam den <strong>Weg</strong><br />
erkennt, Einheit erzielt. Und der <strong>Weg</strong> hat nicht immer zuerst etwas mit Richtig oder Falsch zu<br />
tun, sondern mit manchmal zuerst mit Einheit vor Gott. <strong>In</strong> der Einheit des Gespräches vor Gott<br />
wird dann oft von ganz alleine die richtige Lösung kommen. Also jeder Kampf, jedes lange<br />
Gespräch lohnt sich. Und so sagt der Text am Ende wörtlich übersetzt. Es hat dem Heiligen<br />
Geist und uns gefallen. Menschen haben nach bestem Wissen und Gewissen vor Gott eine<br />
Entscheidung getroffen.<br />
Zusammenfassung<br />
a) Es gibt <strong>einen</strong> Konflikt. Unterschiedliche Meinungen und Überzeugungen; Standpunkte,<br />
<strong>In</strong>teressen und Bedürfnisse - das ist normal. Auch in einer Gemeinde. Wir sind ja nicht alle<br />
gleichgeschaltet.<br />
b) Manchmal ist so ein Konflikt festgefahren. Keiner kann sich durchsetzen. Es gibt ein<br />
Dauerthema; keine Lösung; Kräfte werden gebunden, die vielleicht an anderer Stelle sinnvoller<br />
eingesetzt wären.<br />
c) Kontraproduktiv wäre: - Jemand sagt: Wir kommen hier nicht weiter. Ich habe keine Lust<br />
mehr, an diesem Problem herum zu drücken. Ich steige aus. Ich gehe.<br />
- Weiter drücken - und einer gewinnt. Es entsteht Frust, Wut, Enttäuschung usw.<br />
Unterlegenheitsgefühle und auf der anderen Seite Siegergefühle machen ein Miteinander auf<br />
einer Ebene schwierig.<br />
d) Lösungen anstreben führt zum Segen:<br />
-selbstkritisch mit sich selbst umzugehen, was treibt mich, kann ich nicht auch still sein<br />
-Miteinander reden und wenn es nicht funktioniert, Hilfe holen, keine Zeit verschwenden.<br />
-Immer wieder ein Wort sagen, das auf Gott hinweist, beten, Gottes Wort befragen<br />
-aufeinander hören, was hat der andere für Bedürfnisse, Ängste. Und dann <strong>einen</strong> <strong>gemeinsamen</strong><br />
<strong>Weg</strong> suchen<br />
Gott wird sich in diesem Prozess erweisen und den <strong>Weg</strong> führen und wir erleben Gott unter uns,<br />
in der Einheit der Gemeinschaft, die ein Leib ist. Amen.<br />
28. O ktober 2012 Pastor Tobias Radke