Lebensmuster 7 Das Mosaik Mein Platz im Leben
Lebensmuster 7 Das Mosaik Mein Platz im Leben - FeG Elberfeld
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Predigten 2013<br />
Bild: shutterstock.com<br />
<strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> 7<br />
<strong>Das</strong> <strong>Mosaik</strong><br />
<strong>Mein</strong> <strong>Platz</strong> <strong>im</strong> <strong>Leben</strong><br />
Pastor Tobias Radtke Oktober 2013
Neunmalweise. Neun <strong><strong>Leben</strong>smuster</strong>, die von Jesus abgeguckt sind. Weise in dem Sinn, dass es<br />
klug ist, jedes dieser Muster auf das eigene <strong>Leben</strong> anzuwenden. Eine Art und Weise, wie <strong>Leben</strong><br />
gelingen kann. Dabei folge ich dem Buch "Neunmalweise" von Christoph Schmitter, Pastor in<br />
Würzburg. Zum Weiterdenken gibt es auch Gruppenmaterial für Hauskreise und ein<br />
Predigtnachgespräch <strong>im</strong> Kleinen Saal.<br />
<strong>Das</strong> erste Muster ist "in Beziehungen leben". Die Triangel. Beziehungen <strong>im</strong> Gleichgewicht,<br />
Gemeinde, die miteinander unterwegs ist, mit Gott, mit einander, mit der Welt.<br />
<strong>Das</strong> zweite Muster sind "<strong>Leben</strong>serfahrungen" und was aus ihnen entstehen kann. Die Parkbank,<br />
auf der Gott mit mir sitzt oder Menschen, wo wir über Erfahrungen reden, Versagen, Enttäuschung.<br />
Lernen, neu anfangen, reifen.<br />
<strong>Das</strong> dritte <strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> ist die Schaukel. Sie steht für den Rhythmus von Ruhe und Aktivität.Der<br />
Muskel der sich anspannt und entspannt.<br />
<strong>Das</strong> vierte <strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> ist die Telephonzelle. Reden mit Gott, das Vater Unser als Startpunkt, das<br />
Gebet Jesu, das alles enthält und doch kinderleicht ist.<br />
<strong>Das</strong> fünfte <strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> ist das Brot, ein Mittel zum <strong>Leben</strong>. Die Bibel hat bei weitem nicht auf<br />
alle unsere Fragen eine Antwort. Es geht nach ihrer eigenen Aussage in 2 T<strong>im</strong> 3,16 um Belehrung,<br />
um Reue, um Orientierung und vor allem um Transformation.<br />
<strong>Das</strong> sechste <strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> ist der Staffelstab. Es geht darum, anderen Verantwortung zu<br />
übertragen, die nächste Generation zu befähigen, oder - aus der umgekehrten Perspektive<br />
betrachtet - von Menschen zu lernen, die schon weiter sind als du. Es geht um Lernen und darum,<br />
Gelerntes weiterzugeben.<br />
Neun <strong>Leben</strong>sMuster zum Nachmachen und Selberglauben<br />
6. Januar Die Triangel – <strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> Beziehungen<br />
14. April Der Weg – <strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> Erfahrungen<br />
28. April Die Schaukel – <strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> Rhythmus<br />
23. Juni Die Telefonzelle – <strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> Gebet<br />
21. Juli <strong>Das</strong> Brot – <strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> Bibel<br />
22. September Der Staffelstab – <strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> Leiten<br />
27. Oktober <strong>Das</strong> <strong>Mosaik</strong> - <strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> Biographie<br />
2014 Die Tür – <strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> Mission<br />
Der Organismus – <strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> Fazit<br />
Zu jeder Predigt gibt es einen vorbereiteten Hauskreisentwurf.<br />
<strong>Das</strong> Buch zur Predigt und zu den Hauskreisen:<br />
Christoph Schmitter Neunmalweise <strong>Leben</strong>sMuster zum Nachmachen und Selberglauben, ca. 288<br />
Seiten, Paperback, € [D] 14,90, ISBN 978-3-86256-024-0 Bestell-Nummer 590 024<br />
Internet: Neunmalweise.de<br />
Pastor Tobias Radtke Oktober 2013
Moderation <strong>im</strong> Gottesdienst:<br />
"Wohnräume sagen ja viel über die Menschen, die darin leben. In dem Z<strong>im</strong>mer hat alles seinen<br />
<strong>Platz</strong>. Nicht pedantisch, aber geordnet wirkt das <strong>Leben</strong>, das hier gelebt wird. Da hat jemand sein<br />
<strong>Leben</strong> <strong>im</strong> Griff, denke ich. Ich kenne die Bewohnerin, seit ich mich vor ein paar Jahren nach jungen<br />
Leuten für unseren Leiterkurs umsah. Zwei Teamleiter meiner Gemeinde schlugen mir unabhängig<br />
voneinander eine 23-jährige Frau vor. `Die musst du fragen. Sie ist topfit. Absolut zuverlässig. Total<br />
verantwortungsbewusst. Sehr engagiert.`So in etwa lauteten ihre begeisterten Worte. ....<br />
Cornelia hatte 2005 hat ein Biologie-Studium in Würzburg begonnen. Außer ihrer Lerngruppe kennt<br />
sie kaum jemanden in dieser Stadt und manches Wochenende vergeht, an dem sie ihr Wohnhe<strong>im</strong>-<br />
Z<strong>im</strong>mer überhaupt nicht verlässt. Sie zieht sich zunehmend zurück.<br />
Eines Tages wird sie von einer Bekannten eingeladen, mit in ihre Kirche zu kommen. [...] Weil die<br />
Bekannte hartnäckig bleibt und Cornelia die Ausreden ausgehen, kommt sie eines Tages in die<br />
CityChurch mit. Sie kommt öfter, hört sich über die Homepage alle CityChurch-Predigten der<br />
letzten Jahre an. Trotz inhaltlicher Zweifel beeindruckt sie vor allem die Feststellung, dass hier<br />
halbwegs intelligente Menschen an Gott zu glauben scheinen. Hier predigen nicht nur der Pastor,<br />
sondern auch Menschen mit „ganz normalen" Berufen. <strong>Das</strong> Credo ihrer Erziehung, „Christen<br />
glauben, weil sie die Welt nicht verstehen", gerät ins Wanken. Glaube kann reflektiert und als<br />
durchaus vereinbar mit den Naturwissenschaften verstanden werden.<br />
Es dauert nicht lange, bis jemand Cornelias Potenzial erkennt. Sie wird gefragt, ob sie Lust hat, <strong>im</strong><br />
Kinderprogramm mitzumachen.Ohne lang nachzudenken, sagt sie zu. Jemand anderes lädt sie<br />
ein, sich als Radiomoderatorin in einer christlichen Radiosendung auszuprobieren.Und auf einmal<br />
ist sie mitten drin. Lernt Menschen kennen. Fühlt sich zugehörig.Und erlebt Kirche als einen<br />
geschützten Mikrokosmos, in dem man sich ohne Leistungsdruck ausprobieren kann. In dem<br />
Menschen um ihrer selbst willen geliebt werden. In dem man ihr vertraut, anstelle sie zu<br />
kontrollieren.Aber in dem auch Talent geschätzt wird.<br />
Und es natürlich viel Raum für eine Frau, die Eigenverantwortung gelernt hat. Heute sagt sie<br />
bescheiden: `In dieser Gemeinde konnte ich die Nischen finden, in denen ich gut bin. Ich bin nicht<br />
einfach gut in Radioarbeit oder <strong>im</strong> Kinderprogramm. Ich bin in einzelnen Aufgaben gut, zum<br />
Beispiel <strong>im</strong> Organisieren, in technischen Sachen, <strong>im</strong> Ausprobieren neuer Dinge, <strong>im</strong> Zugehen auf<br />
Menschen. Erst zusammen mit den Fähigkeiten anderer kommt etwas Gutes auf die Beine.`<br />
In dem Leiterkurs lernt sie etwas Neues über sich selbst. Sie ist gar nicht der aufgabenorientierte<br />
Mensch, für den sie sich <strong>im</strong>mer hielt. Sie ist der menschenorientierte Typ.<br />
„<strong>Mein</strong>e Geschichte und Prägung hatten aus mir den Menschen gemacht, der ich war. Ich hatte<br />
gelernt, Ziele zu erreichen und dass Fleiß sich lohnt. Beziehungen waren nicht meine Stärke und<br />
ich dachte: So bin ich eben [...]" Doch jetzt entdeckt sie, dass es da noch eine andere Cornelia gibt.<br />
Eine mit Begabungen und Wesenszügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Und die st<strong>im</strong>men nicht<br />
<strong>im</strong>mer mit dem überein, was das <strong>Leben</strong> uns über uns selbst beigebracht hat.[...]Die Gemeinschaft<br />
wiederum ermöglicht ihr, neue Seiten an sich zu entdecken und ihre Persönlichkeit zu entfalten.<br />
Weil es in der Kirche nicht darum geht, Arbeit zu erledigen, sondern mit Menschen unterwegs zu<br />
sein und sich mit Stärken und Schwächen zu ergänzen.<br />
Ich stelle ihr zum Schluss zwei Fragen. Erstens: Was ist der Sinn deines <strong>Leben</strong>s? Und zweitens:<br />
Wie verhinderst du bei all deinen Aufgaben, dass du ausbrennst? ´Der Sinn meines <strong>Leben</strong>s?´ Sie<br />
denkt einen Moment nach. ´Die Menschen um mich herum wahrnehmen und etwas zusammen mit<br />
ihnen gestalten, das macht mich glücklich. Und ausbrennen tue ich deshalb nicht, weil ich mich<br />
bemühe, die meiste Zeit in die Tätigkeiten zu investieren, die ich wirklich gut kann und die mir<br />
Spaß machen.´<br />
Pastor Tobias Radtke Oktober 2013
Intro<br />
Vielleicht warst Du dabei, als dein Kind geboren wurde, vielleicht hast du auch keine Kinder, auf<br />
jeden Fall warst Du bei deiner eigenen Geburt dabei. Ab da ganz deutlich, aber schon <strong>im</strong> Muterleib<br />
fing dein <strong>Leben</strong> an, jene verheißungsvolle Mischung aus Erbgut, Talenten und potenziellen<br />
Fähigkeiten, die du oder Dein Kind in den kommenden Jahrzehnten entfalten würde.<br />
Was dann kam, waren Menschen, Ereignisse, du selbst. Du wurdest, was Du bist. Gereiftes und<br />
<strong>im</strong>mer auch Verletztes, Unfertiges. Wenn Du genau auf dein <strong>Leben</strong> schaust und genau hinschaust,<br />
wirst Du Linien entdecken, nicht alle durchgezogen, nicht alle gerade, aber Linien. Fähigkeiten,<br />
Freundschaften, Entwicklungen.<br />
Die Frage ist, wo diese Linien hinführen, ob ein Muster zu entdecken ist? Gibt es einen Sinn <strong>im</strong><br />
<strong>Leben</strong>, einen großen Plan? Ich möchte mit euch vier Schritte gehen: Wir schauen in diese<br />
<strong>Leben</strong>swelt, schauen auf ein besonderes <strong>Leben</strong>sbild, entdecken darin ein <strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> und<br />
runden das Ganze ab mit ein paar Mustervorschläge. Wie <strong>im</strong>mer stammt vieles aus dem Buch<br />
Neunmalweise von Christoph Schmitter.<br />
<strong>Leben</strong>swelt<br />
Gibt es einen großen Plan für dein <strong>Leben</strong>?<br />
Die einen antworten, es gibt keine Best<strong>im</strong>mung, kein höheres Ziel, keine größere Geschichte, in<br />
der man mitspielt.Die anderen sagen, es gibt eine Geschichte, eine Geschichte, ein Ziel. Es kommt<br />
von außen auf den Menschen zu. Sie nennen es Gott.<br />
a) Die einen sagen dass das <strong>Leben</strong> ist, wie es ist, und dass es letztlich keine Best<strong>im</strong>mung hat,<br />
außer eben gelebt zu werden.Im schl<strong>im</strong>msten Fall gilt es dann nur noch, Genuss und Konsum zu<br />
max<strong>im</strong>ieren. Aber selbst wenn man man für gewisse Dinge kämpfen kann, die Ehe, eine<br />
Geschäftsidee, mehr soziale Gerechtigkeit, findet man den den Antrieb für diese Kämpfe nur in<br />
sich selbst. Steht ihm zu viel entgegen, an Widrigkeiten und schmerzvollen Erfahrungen, taucht<br />
bald die hässliche Sinnfrage auf und sie hat die Resignation <strong>im</strong> Schlepptau. Was soll das <strong>Leben</strong>,<br />
was macht es noch lebenswert, außer dass man sich so dahinschleppt? Es gibt die, die die Kraft in<br />
sich finden, dennoch nicht aufzugeben. Doch sie sind selten. Wir nennen sie Helden.<br />
Die anderen kennen die bitteren Kämpfe dieses <strong>Leben</strong>s ebenfalls. Sie wissen von unverhofftem<br />
Glück und unverdientem Pech, von ungerecht verteilten Talenten und Schicksalsschlägen.Doch in<br />
all dem sehen sie die Sinnfrage nicht angetastet. Angesichts von Misserfolg bleibt sie merkwürdig<br />
gelassen. Sie rechnen mit einem Sinn.<br />
Nick Vujicic ist Beispiel für diese Philosophie, ein Mann, der nicht nur beide Beine verloren hat,<br />
sondern der von Geburt an keine hatte. Und auch keine Arme. Heute hält er Vorträge vor<br />
Schulklassen und sagt jungen Menschen, dass sie einer Lüge glauben, wenn sie sich für wertlos<br />
halten. Er redet davon, dass es sich lohnt, zu leben. Er lacht dabei unglaublich viel. Und haucht<br />
Teenagern damit Mut in die Seele und ziemlich viele Tränen in die Augen. Nick Vujicic glaubt an<br />
einen Gott, der ihn so in dieses <strong>Leben</strong> geschickt hat, wie er ist.<br />
b) Die einen schauen in diese Welt und erkennt viele Anzeichen dafür, dass das <strong>Leben</strong> nichts<br />
weiter ist als das Ergebnis millionenfacher Wiederholung von biologischer Höherentwicklung. Alles,<br />
was ich bin, denke, fühle und sogar glaube (!) ist genau genommen nichts als komplexe Biochemie<br />
- genauso faszinierend wie zufällig.<br />
Die anderen weigern sich die Hinweise zu übersehen, die in diesem Universum dafür sprechen,<br />
dass das <strong>Leben</strong> doch mehr ist als das. Ihr Auge fällt auf die atemberaubende Anatomie eines<br />
menschlichen Körpers, ihr Ohr vern<strong>im</strong>mt die geniale Virtuosität eines musikalischen Werkes, ihr<br />
Herz ist berührt von einer großen moralischen Tat - sie sehen also all das, was wir mit dem großen<br />
Pastor Tobias Radtke Oktober 2013
Wort Schönheit umschreiben können, und erkennen darin einen großen Plan und letztlich ... Gott.<br />
Wenn Gott existiert, wovon der christliche Glaube ausgeht, und wenn er ein persönlicher Gott ist,<br />
was der christliche Glaube mit aller Nachdrücklichkeit behauptet - dann bist du mehr als vom<br />
<strong>Leben</strong> geformte Biochemie.Dann bist du geschaffen,gewollt und zu einem best<strong>im</strong>mten <strong>Leben</strong><br />
berufen.<br />
<strong>Leben</strong>sbeispiel<br />
<strong>Das</strong> ist die Überzeugung der Bibel. Sie beschreibt den Anfang des <strong>Leben</strong> so: "So schuf Gott die<br />
Menschen nach seinem Bild, als Gottes Ebenbild schuf er sie und schuf sie als Mann und als<br />
Frau.Und Gott segnete die Menschen und sagte zu ihnen: ´Seid fruchtbar und vermehrt euch! Füllt<br />
die ganze Erde und nehmt sie in Besitz! Ich setze euch über die Fische <strong>im</strong> Meer, die Vögel in der<br />
Luft und alle Tiere, die auf der Erde leben, und vertraue sie eurer Fürsorge an.´" (Gen 1, 27)<br />
Es geht hier nicht darum, viel Sex zu haben und möglichst viele Kinder zu haben und Tierpfleger zu<br />
werden. Es geht darum, die Welt durch mein Sein zu gestalten und zu bewahren. Zu hüten und zu<br />
pflegen. Dazu gab Gott dem Menschen Kreativität, Sachverstand, Organisationstalent. <strong>Das</strong> meint<br />
die Bibel mit Ebenbild, der Mensch so etwas wie Gottes rechte Hand auf Erden.<br />
Wenn der Mensch also wissen will, wer er ist und wo er hingeht, muss er von Gott her denken.<br />
Damit sind wir bei dem, was die Bibel Berufung nennt. <strong>Das</strong> <strong>Leben</strong>sbuch Bibel ist voll mit ihr:<br />
Abraham wurde berufen auszuwandern und Vater eines neuen Volkes in einem neuen Land zu<br />
werden. Mose sollte dieses Volk befreien, David es führen, die Propheten zu ihm predigen.<br />
Allen gemeinsam war, dass sie ganz genau wussten, was Sinn und Best<strong>im</strong>mung ihres <strong>Leben</strong>s ist.<br />
Sie hatten Gott erlebt und eine Berufung. Oft heißt es Gottes Geist kam auf sie.<br />
Sie waren keine runden Persönlichkeiten, sie hatten teilweise gewaltige Schwächen: Abraham war<br />
manchmal ein Lügner, Mose ein Mörder, David ein Ehebrecher und Mörder dazu, die Propheten<br />
waren raue Vertreter. Und Gott berief sie trotzdem.Und wie <strong>im</strong> großen Auftrag an alle Menschen,<br />
bewahrten sie die Welt und das <strong>Leben</strong> durch ihren <strong>Leben</strong>sweg, den sie nun mit Gott gingen.<br />
Den Höhepunkt der Verbindung von berufendem Gott und beauftragen Menschen sehen wir bei<br />
Maria. Diese Verbindung führt zu dem Gehe<strong>im</strong>nis der Geburt Jesu. Ihre Berufung ist, den Sohn<br />
Gottes zu Welt zu bringen. Der wiederum beruft Männer. Mit ihm zusammen zu leben, von ihm zu<br />
lernen, und dann seine Mission weiter zu führen. Jesus drückt das am Ende seines Weges mit<br />
seinen Jüngern so aus: "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt. Ich habe euch<br />
dazu best<strong>im</strong>mt, reiche Frucht zu bringen, Frucht, die Bestand hat." (Joh 15,16)<br />
Auf diese Worte kann man ein ganzes <strong>Leben</strong> bauen. Mit diesen Worten kann man in Widrigkeiten<br />
durchhalten, trotz aller Schwächen fest an den eigenen Wert glauben. Und daran, dass es einen<br />
tiefen Sinn hat, dass man lebt: Ich bin erwählt. Ich habe eine Best<strong>im</strong>mung.<br />
Und jetzt müssen wir nur noch einen letzten gedanklichen Schritt weitergehen, um die biblische<br />
Idee von Berufung zu verstehen. Jesus sagt nämlich "ihr", nicht "du".Seine Berufung gilt einer<br />
Gruppe.<strong>Das</strong> ist das Programm des Neuen Testamentes. Ab sofort geht es nicht mehr um dich oder<br />
mich, sondern um uns.Es gibt seit Jesus nicht mehr einzelne Menschen, die eine besondere<br />
Verbindung zu Gott und deshalb einen besonderen Auftrag in der Welt haben.Seit Jesus ist es eine<br />
Gemeinschaft, in der Gottes Geist wirkt. Seit Jesus ist es eine Gemeinschaft, die Gott in der Welt<br />
repräsentiert und seine Liebe weitergibt. Seit Jesus ist es eine Gemeinschaft, die zusammen<br />
zusammen unterwegs ist.Eine Weggemeinschaft.<br />
Paulus führt das in 1. Korinther 12 aus:"Der Körper des Menschen ist einer und besteht doch aus<br />
vielen Teilen. Aber all die vielen Teile gehören zusammen und bilden einen unteilbaren<br />
Organismus. So ist es auch mit Christus: mit der Gemeinde, die sein Leib ist. Denn wir alle, Juden<br />
wie Griechen, Menschen <strong>im</strong> Sklavenstand wie Freie, sind in der Taufe durch denselben Geist in<br />
den einen Leib, in Christus, eingegliedert und auch alle mit demselben Geist erfüllt worden."<br />
Pastor Tobias Radtke Oktober 2013
<strong><strong>Leben</strong>smuster</strong> Moaik<br />
Ein anderes Bild für diesen Sachverhalt ist ein <strong>Mosaik</strong>. Ein <strong>Mosaik</strong> besteht aus Scherben,<br />
zusammen bilden sie ein wunderschönes Bild. Es ist kein Puzzle, gerade weil die Scherben nicht<br />
zusammen passen, entsteht etwas Wunderschönes. Schauen wir mal auf Scherben, auf ihr Umfeld<br />
und auf das Gesamtbild<br />
a) <strong>Das</strong> <strong>Mosaik</strong>steinchen: Es war ein guter Tag als Du geboren wurdest! Ein Glücksfall für die<br />
Menschheit. Ein begabter Mensch mehr, von Gott geschaffen und berufen, etwas von Gottes<br />
Wesen in diese Welt hinein zu reflektieren. Der katholische Theologe Romano Guardini hat ein<br />
Modell entworfen, dich klarer zu sehen. Er spricht von Wesensgestalt, Schicksalsgestalt und<br />
Berufungsgestalt.<br />
Die Wesensgestalt hat damit zu tun, wer wir von Anfang an sind. Unser genetischen Anlagen,<br />
Talente, Persönlichkeitsstruktur, unser Körper. Die Schicksalsgestalt ist die Form, die das <strong>Leben</strong><br />
uns gegeben hat. Deine Erziehung, deine guten und schlechten Erfahrungen, das, was Du aus<br />
deinem <strong>Leben</strong> gemacht hast.<br />
Berufung entsteht aus der Überschneidung von <strong>Leben</strong>s- und Schicksalsgestalt. Paul Donders<br />
sagt: "Wenn ein Mensch seine Geschichte, seine Persönlichkeit und seine Talente miteinander<br />
kombiniert, wird er herausfinden, welche Auftrag er hat."<br />
Nehmen wir Cornelia. Sie hielt sich lange Zeit für die, die ihre Geschichte aus ihr gemacht hatte.<br />
Selbstständig, zielorientiert, fleißig. Doch dann entdeckte sie, dass es da noch die Cornelia gibt,<br />
die Gott einst auf diese Welt gesetzt hatte. Die Cornelia, der Menschen wichtiger als Ziele sind.<br />
Beides zusammen, ihr geschaffenes Wesen und ihre Geschichte ergibt ihre Berufung. Und heute<br />
hat sie Spaß daran, Menschen wahrzunehmen und mit ihnen gemeinsam Ziele zu erreichen.<br />
Die Herausforderung ist also eine doppelte: Zum einen deine Wesensgestalt zu entdecken und das<br />
in dir schlummernde Potenzial zu entwickeln. Zum anderen deine Schicksalsgestalt ernst zu<br />
nehmen, also das, was dein <strong>Leben</strong> dir an Stärken beigebracht hat und welche Wunden es dir<br />
geschlagen hat. Denn ein bisschen gleichen wir tatsächlich einer Scherbe. Doch die<br />
Berufungsgestalt hängt nicht von uns ab, sondern von Gott, der sprach und aus dem Chaos wurde<br />
die Welt. Manchmal wird aus schweren Erfahrungen sogar eine besondere Stärke.<br />
b) <strong>Das</strong> Umfeld: Es gibt einen einzigen Weg für ein <strong>Mosaik</strong>steinchen, seinen <strong>Platz</strong> einzunehmen,<br />
die Entscheidung zu treffen: Hier will ich mich einbringen, das will ich machen, mit diesen Leuten<br />
werde ich zusammen arbeiten.<br />
<strong>Das</strong> ist nicht <strong>im</strong>mer einfach, nicht angenehm. Ich forderte die Leute oft heraus, macht ganze<br />
Sache, bleibt nicht unverbindlich. Und ich höre ein bisschen Bequemlichkeit und Konsum, viel<br />
Angst und Risiko, Verlust von Freiheit.<br />
Ich kann das gut verstehen. Manchmal denke ich, Gemeinde wie jede menschliche Versammlung<br />
ist Probleme zu haben, die man alleine nicht hätte. Aber das ist kurzsichtig, denn Gemeinschaft ist<br />
auch der Weg, Erfüllung zu finden, die ich sonst nicht finden könnte. Stephen Covey, ein<br />
weltbekannte Management-Guru, spricht von drei Entwicklungsschritten, die ein reifender Mensch<br />
zu gehen hat. Am Anfang steht die Abhängigkeit (des Kindes von seinen Eltern). Dann erkämpft<br />
sich der heranreifende Mensch mehr und mehr seine Unabhängigkeit und steht auf eigenen<br />
Beinen. Doch ein dritter Schritt ist nötig. Der zur wechselseitigen Abhängigkeit. Covey nennt es<br />
Interdependenz und behauptet:„<strong>Das</strong> <strong>Leben</strong> ist von Natur aus hochgradig interdependent. Der<br />
Versuch, durch Unabhängigkeit max<strong>im</strong>ale Effektivität zu erreichen, ist,als ob man mit einem<br />
Tennisschläger Golf spielen wollte: <strong>Das</strong> Werkzeug passt nicht zur Wirklichkeit.<br />
Interdependenz ist ein viel reiferes, entwickelteres Konzept. Wenn ich physisch interdependent bin,<br />
bin ich selbstständig und fähig, aber ich erkenne auch, dass ich gemeinsam mit anderen viel mehr<br />
erreichen kann, als ich es selbst be<strong>im</strong> besten Bemühen alleine könnte. Wenn ich emotional<br />
interdependent bin, habe ich ein starkes Selbstwertgefühl, erkenne aber auch das Bedürfnis nach<br />
Pastor Tobias Radtke Oktober 2013
Liebe, möchte sie geben und von anderen bekommen. Wenn ich intellektuell interdependent bin,<br />
erkenne ich mein Bedürfnis, die besten Gedanken anderer mit meinen eigenen zu verbinden.<br />
Als interdependenter Mensch habe ich die Möglichkeit, mich selbst sinnvoll bei anderen<br />
einzubringen, und ich habe Zugang zu den unermesslichen Ressourcen und dem Potenzial<br />
anderer Menschen.Für Interdependenz können sich nur unabhängige Menschen entscheiden.<br />
Abhängige können nicht beschließen, interdependent zu werden. Sie haben dafür nicht die nötige<br />
Charakterstärke; sie besitzen noch nicht genug von sich selbst. "<br />
c) <strong>Das</strong> große Bild: <strong>Das</strong> <strong>Mosaik</strong> nun zeigt nicht irgendein Bild, es zeigt Jesus. Und du bist ein Teil<br />
davon. Paulus sagt, dass wir gemeinsam einen Organismus bilden, aber nicht irgendeinen,<br />
sondern den Körper Jesu. <strong>Das</strong> ist eine <strong>im</strong> höchsten Maß aufregende Aussage, wenn man mal<br />
darüber nachdenkt, was das eigentlich bedeutet. Es bedeutet: Wo du hingehst, geht Jesus hin.Wo<br />
du auftauchst, taucht Gott auf.Deine Worte transportieren Gottes Gedanken in die Welt.Deine<br />
Taten sind materialisierte Liebe Gottes.Zumindest können sie das sein. Jesus handelt in dieser<br />
Welt nicht mehr unabhängig von seiner Gemeinde. Wir sind sein Plan. Wir sind seine Hände, sein<br />
Mund, seine Füße, mit denen er durch den Staub dieser Welt wandert.<br />
Jemand pflückt und verschenkt eine Blume und ein anderer erkennt ein Lächeln Gottes in dieser<br />
Geste. Jemand besucht die Oma <strong>im</strong> Altenhe<strong>im</strong> und die Oma fühlt sich von Gott nicht vergessen.<br />
Jemand verschenkt 100 Büro und am Abend dankt der Beschenkte seinem Gott für die Erhörung<br />
seines Gebetes. Du tust es - Gott tut es.<br />
<strong>Das</strong> ist Sinn, das ist die Geschichte, das ist der Auftrag - mit deinen gottgegebenen Möglichkeiten<br />
hier auf Erden zu tun, was Gott tun möchte.Dafür lohnt es sich zu leben. Für die kleinen und<br />
großen Taten.Denn du bist Teil von etwas Großem. Es gibt keinen Grund, verschüchtert, verzagt<br />
und resigniert durchs <strong>Leben</strong> zu laufen, Du hast Grund, aufrecht zu gehen und den <strong>Platz</strong> zu füllen,<br />
den nur du füllen kannst.<br />
Mustervorschläge<br />
Für die Woche ein paar Anregungen, denn es gibt nichts Gutes, außer man tut es.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Mosaik</strong> ist nicht nur starr innerhalb des organisatorischen Rahmens der Kirche zu denken, du<br />
bist berufen, ein Teil des Leibes Jesu zu sein, aber du bist das überall, ob du gerade in einem<br />
Kirchenchor singst oder der Nachbarin dein Ohr leihst, die jemanden zum Reden braucht. Aber<br />
natürlich ist die Gemeinde der Ort, wo du auf jeden Fall verwurzelt sein solltest um deine Berufung<br />
zu leben. Hier ein paar Tipps für Gemeinde und Welt.<br />
Feedback Der einfachste Weg, ein Bild von dir selbst und deiner Berufung zu bekommen, ist der,<br />
andere zu fragen, wie sie dich wahrnehmen. Gibt es ein, zwei Menschen, die bereit wären, dir<br />
ehrlich zu sagen, wo sie deine Stärken und Schwächen sehen?<br />
Manchmal lautet die schlichte Antwort auf die Frage, was man tun soll, auch folgendermaßen:<br />
„Irgendetwas! Tu einfach irgendetwas!" Manchmal ein Umweg, manchmal eine Abkürzung, aber<br />
<strong>im</strong>mer ein Abenteuer.<br />
Die ambitionierte Variante wäre Sich ein paar Mal mit einem Menschen zu treffen, der gelernt hat,<br />
dir mit guten Fragen auf die Sprünge zu helfen. Oder du liest ein paar Bücher, z.B. Paul Donders,<br />
"Kreative <strong>Leben</strong>splanung", Richard Rohr/Andreas Ebert "<strong>Das</strong> Enneagramm" oder Florence<br />
Littauer, "Einfach typisch".<br />
Fazit<br />
Zum Schluss noch ein Quergedanken: Hat Gott einen Plan für mein <strong>Leben</strong>?<br />
Pastor Tobias Radtke Oktober 2013
Ich würde sagen: Nein. Die Vorstellung, Gott hätte ein festes Drehbuch <strong>im</strong> Kopf und wir müssen<br />
nur unsere Rolle finden und den Text auswendig lernen, ist zu starr. Oder um in unserem Bild zu<br />
bleiben: <strong>Das</strong> <strong>Mosaik</strong> ist kein Puzzle. Du passt nicht nur an einer Stelle ins Bild und findest du<br />
diesen Ort nicht, läuft dein <strong>Leben</strong> nicht am Ziel vorbei.Gott ist flexibel genug, die verschiedensten<br />
Wege mit dir zu gehen.<br />
Er hat keinen Plan, er hat eine Berufung für dich. Seine Liebe und sein Wesen in dieser Welt zu<br />
verkörpern auf die Art, die nur du geben kannst, mit deiner Wesensgestalt und deiner<br />
Schicksalsgestalt, auf dem Weg, deine Berufungsgestalt zu erkennen. Eine gute Woche.<br />
Pastor Tobias Radtke Oktober 2013