NÄHER >dran
Näher dran Nr. 25 / September-November 2009 - Hotel Alt Connewitz
Näher dran Nr. 25 / September-November 2009 - Hotel Alt Connewitz
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
im fokus<br />
Das Kalenderblatt – 10.11.1759<br />
250. Geburtstag von Friedrich Schiller<br />
Friedrich Schiller (Ölgemälde von<br />
Ludovike Simanoviz, 1794)<br />
Der am 10.11.1759 in Marbach<br />
geborene Friedrich Schiller gilt<br />
als der bedeutendste deutsche<br />
Dramatiker. In seiner Jugend<br />
machte er bittere Erfahrungen.<br />
Mit 14 Jahren hatte Schiller<br />
bereits das strenge Regime einer<br />
Militärakademie erlitten. Aus-<br />
gebildet als Regimentsmedikus<br />
flüchtete er 1780 aus dem<br />
Machtbereich seines Fürsten, der<br />
ihm das Schreiben untersagt<br />
hatte. Schillers Erstlingswerk<br />
„Die Räuber“ wurde kurz nach<br />
der Mannheimer Uraufführung<br />
erstmals am 27.12.1782 in<br />
Leipzig aufgeführt. Trotz des<br />
Erfolgs erhielt Schiller erst ein<br />
Jahr später einen Jahresvertrag<br />
am Mannheimer Schauspielhaus.<br />
Doch seine hochfliegenden<br />
Pläne ließen sich dort nicht<br />
realisieren. Zusätzlich quälten<br />
ihn gesundheitliche und finanzielle<br />
Probleme. In dieser Not<br />
erhielt Schiller aus Leipzig einen<br />
Brief von Christian Gottfried<br />
Körner. Der drei Jahre ältere<br />
Jurist und Liebhaber von Schillers<br />
Kunst lud den jungen Schriftsteller<br />
nach Leipzig ein.<br />
Hoffnungsvoll erreichte Schiller<br />
am 17.4.1785 die Messestadt.<br />
C M Y CM MY CY CMY K<br />
Der junge Schiller führt jeden dritten Sonntag 15 Uhr durch das Schillerhaus.<br />
Im historischen Kostüm plaudert Jörg Flemming über die Leipziger Zeit des Dichters.<br />
Zunächst wohnte er im Blauen<br />
Engel in der Petersstraße und<br />
zog wenige Tage später in ein<br />
Studentenzimmer im Kleinen<br />
Joachimsthal. Der junge Dichter<br />
genoss die ersten Tage und<br />
wurde von Freunden und Bewunderern<br />
umringt. Um dem<br />
Messetrubel zu entfliehen zog<br />
Schiller am 7.5.1885 in das<br />
nahegelegene Dorf Gohlis, das<br />
aus etwa 45 Häusern und 450<br />
Einwohnern bestand. Die Unterkunft<br />
im 1717 erbauten Haus<br />
des Bauern Reiner Schneider<br />
hatte ihm der Leipziger Verleger<br />
Georg Joachim Göschen vermittelt.<br />
Hier bewohnte Schiller<br />
im Obergeschoss eine Stube mit<br />
Schlafkammer. Der neue Freundeskreis<br />
und das ungezwungene<br />
Leben regten ihn zum Schreiben<br />
an. Poetischer Ausdruck dieses<br />
tiefen Lebensgefühls ist das<br />
1785 entstandene Lied „An die<br />
Freude“. Schiller verfasste es als<br />
Bundeslied der „heiligen Fünf“,<br />
des Freundeskreises um Körner.<br />
In der Vertonung durch Ludwig<br />
van Beethoven wurde es später<br />
als Schlusschor der IX. Sinfonie<br />
weltbekannt. In Leipzig arbeitete<br />
Schiller vor allem am „Don<br />
Carlos“ sowie an der „Verschwörung<br />
des Fiesco zu<br />
Genua“. Er ließ sich von morgendlichen<br />
Wanderungen durch<br />
das Rosental inspirieren und<br />
war ein häufiger Gast im<br />
Gohliser Schlösschen.<br />
Im Spätsommer endete die<br />
Idylle. Körner brachte seine<br />
Verlobte Minna Stock nach<br />
Dresden und heiratete sie.<br />
Schiller folgte ihm ein paar<br />
Wochen später und verließ<br />
Leipzig am 11.9.1785. Durch<br />
Goethes Vermittlung erhielt<br />
Schiller 1788 eine Professur in<br />
Jena. 1799 übersiedelte er nach<br />
Weimar, wo sich die Freundschaft<br />
zu Goethe verstärkte und<br />
sein Spätwerk prägte. Am<br />
9.5.1805 starb Schiller mit 46<br />
Jahren an einer Lungenentzündung<br />
in Weimar.<br />
Das „Schillerhaus“ im Stadtteil<br />
Gohlis ist heute Deutschlands<br />
älteste Literaturgedenkstätte.<br />
Die dortige Ausstellung lässt anhand<br />
von rund 100 Exponaten<br />
die Schiller-Zeit sowie die Baugeschichte<br />
des Hauses lebendig<br />
werden.<br />
Andreas Schmidt<br />
Balladenfest<br />
im Schillerhaus<br />
Zum 250. Geburtstag Schillers<br />
hat sich das Schillerhaus etwas<br />
Besonderes einfallen lassen.<br />
Vom 10.11.–15.11.2009 heißt<br />
es jeweils ab 19 Uhr: „Große<br />
Taten dort geschehen …“.<br />
Beim Balladenfest des Schillerhaustheaters<br />
erklingen Schillers<br />
Meisterwerke. Die Bewirtung<br />
erfolgt im Festzelt.<br />
Eintritt: 6 Euro<br />
Tel.: +49 (0)341 5662170<br />
www.stadtgeschichtlichesmuseum-leipzig.de<br />
28 <strong>NÄHER</strong>><strong>dran</strong> Nr. 25/September `09 – November `09