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Zeitung-12-2011 - SPÖ Pressbaum

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Dezember 2011<br />

Pressbaumer mitteilungen<br />

Pressbaumer mitteilungen i 19<br />

GESELLSCHAFT UND SOZIALES<br />

Krabbelstube Pressbaum:<br />

Das parteipolitische Ende eines sozialen<br />

Konzepts ??<br />

Die von Bürgermeister Schmidl Haberleitner in einer öffentlichen Sitzung versprochene gemeindeeigene Kinderbetreuungsstätte<br />

für Kinder zwischen einem und zweieinhalb Jahren ist vorläufig gescheitert. Genauer: Das bereits fertige<br />

und kurzfristig realisierbare Konzept wurde mit den Stimmen der ÖVP und der Grünen abgelehnt, das Versprechen<br />

wurde beinhart gebrochen bzw. auf den Nimmerleinstag verschoben. Einzige Alternative, auf die man sich bei der ÖVP<br />

immer wieder beruft, ist eine private Einrichtung für Kinder zwischen einem und zehn Jahren, die die Eltern satte 450<br />

Euro im Monat kostet und keine Krabbelstube ist. Wer sich das nicht leisten kann, muss sein Kind eben selbst betreuen<br />

und basta. Dieser Standpunkt bringt allerdings nicht nur die betroffenen Eltern in Bedrängnis, sondern ist auch eine<br />

Kapitulation vor der Verantwortung, die eine Gemeinde für ihre jüngsten Bürger übernehmen sollte. Sybille Zeisel hat<br />

eine internationale Kapazität in Sachen Pädagogik um ihre Meinung gebeten und gefragt, was sie vom ÖVP-Konzept<br />

„Mütter zurück an den Herd“ hält.<br />

Fachgerechte Betreuung:<br />

Ein Muss für unsere Kinder<br />

Angesichts zunehmender Brutalität unter Kindern und Jugendlichen<br />

stellt sich für viele die Frage, welche Umweltoder<br />

Erziehungsfaktoren dazu führen können, dass unser<br />

Nachwuchs derartig entgleist. Die Ursachen dafür liegen<br />

oft bereits in den ersten Lebensjahren.<br />

Eltern geben sich sicher alle erdenkliche Mühe, ihre Kinder<br />

richtig zu erziehen. Selbst manchmal in einem Milieu<br />

der Knappheit aufgewachsen, versuchen sie den Kindern<br />

alles zu bieten und sämtliche Probleme für sie zu lösen. In<br />

dem Bestreben, die Kinder möglichst „pädagogisch richtig“<br />

zu betreuen, behandeln sie diese oft wie kleine Erwachsene.<br />

Das heißt, Gebote und Verbote werden erklärt,<br />

statt vorgelebt. Es ist in der Fachpädagogik bekannt, dass<br />

die jungen Erdenbürger in den ersten sieben Lebensjahren<br />

ausschließlich durch Nachahmung lernen. Nicht das,<br />

was Sie zu den Kindern sagen, sondern das, was Sie<br />

sind, ist für die Kinder Vorbild und hat auf sie Einfluss.<br />

Viele glauben auch, man müsse die Kinder viel beschäftigen,<br />

und sie mit meist nicht kindgerechtem Spielzeug<br />

überschütten. Sie wollen aber kindgemäß am Alltag des<br />

Erwachsenen teilhaben und so das Leben erlernen. Sie<br />

werden aber meist zu früh in Entscheidungsprozesse mit<br />

eingebunden, in einem Alter, in dem sie die Konsequenzen<br />

der Entscheidung nicht überblicken können. Sie haben<br />

noch keine Ahnung, was sie brauchen und was für<br />

sie gesund ist. Wie sollen sie da entscheiden können! Im<br />

späteren Leben wirkt sich das oft als Unsicherheit und<br />

Entscheidungsunfähigkeit aus, die aus den Gefühlen der<br />

Überforderung und der Unfähigkeit in Aggression umschlagen<br />

kann.<br />

Innerhalb der ersten sieben Lebensjahre sind die ersten<br />

drei von lebensbestimmender Bedeutung. In der Gehirnforschung<br />

wie in der Psychologie ist bekannt, dass in den<br />

ersten drei Lebensmonaten 90% aller Synapsen gebildet<br />

werden. Alle Begabungen, Fähigkeiten, aber auch Schwächen<br />

haben hier ihre Grundanlage. In den ersten Monaten<br />

und den drei Jahren danach kommt<br />

es nun darauf an, dass diese Anlagen<br />

richtig gefördert oder ausgeglichen<br />

werden. Die Entwicklung aller<br />

Sinne, das heißt nicht nur der meist<br />

bekannten sechs Sinne, sondern<br />

aller zwölf, und dazu zählen u.a. Lebenssinn, Ich-Sinn, Eigenbewegungssinn,<br />

inneres und äußeres Gleichgewicht,<br />

gehören pädagogisch gefördert. Dazu bedarf es fachkompetenter<br />

Betreuung. Und dafür sind Wissen-, aber auch<br />

Zeit vonnöten, die keineswegs allen Eltern in ausreichendem<br />

Maß zur Verfügung stehen.<br />

Kinderkrippen stellten früher oft nur eine „Verwahrungsstelle“<br />

für die Kinder dar, haben sich aber im Laufe der<br />

Zeit dramatisch verbessert und bieten heute vielfach eine<br />

hochqualifizierte Betreuung durch speziell geschulte Fachkräfte.<br />

Viele glauben, dass in den ersten Lebensjahren die<br />

hauptsächlichen Bedürfnisse der Kinder mit Essen, Schlafen,<br />

Saubersein, erfüllt sind. Das Gegenteil ist der Fall.<br />

Die Welt zu erkunden, zu erforschen, zu lernen wie sie<br />

funktioniert, sich darin zurecht zu finden, ist das oberste<br />

Bedürfnis. Dazu brauchen wir geschulte Fachkräfte, die<br />

genau wissen, was in welchem Lebensalter wie an die<br />

Kinder heranzuführen ist. Die genaue Kenntnis der Entwicklungsrhythmen<br />

(Piaget, R. Steiner u.a.), bildet die didaktische<br />

Grundlage für die entsprechende Förderung.<br />

Unsere Kinder sind unsere Zukunft und haben Anrecht<br />

auf die bestmögliche Förderung durch entsprechend<br />

geschulte Fachkräfte.<br />

Nur dann ist gewährleistet, dass in späteren Jahren Kinder<br />

und Jugendliche heranwachsen, die als freie und selbständige<br />

Menschen ihren Platz in der Gesellschaft finden.<br />

Irmgard Deissenberger<br />

Pädagogin und Dozentin<br />

Leitung der Akademie HUMANEUM

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