Wassergebühren
Zeitung-12-2011 - SPÃ Pressbaum
Zeitung-12-2011 - SPÃ Pressbaum
- No tags were found...
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
12 I Pressbaumer mitteilungen Dezember 2011<br />
wirtschaft, verkehr, umwelt, arbeitswelt<br />
Schuldenkrise in Europa<br />
und was pressbaum daraus lernen sollte?<br />
Täglich liest man in den Zeitungen von neuen Krisen, Katastrophen und dem endgültigen<br />
wirtschaftlichen Niedergang. Von der Überschuldung der Staaten, einem Zerbrechen der Eurozone,<br />
von hohen Inflationserwartungen und von einer Entwertung der Gemeinschaftswährung ist die Rede.<br />
Aber verhält es sich mit Schuldenkrise und Bankenrettungen nicht wie mit der Eiertheorie des Huhns<br />
bzw. der Hühnertheorie des Eis? Man ist sich nicht so sicher, was zuerst bestand. Das Ei oder das<br />
Huhn? Oder etwa doch? Jedenfalls sollte man daraus auch für die Gemeinde etwas lernen.<br />
Wenn man einen Blick auf die Entwicklung der letzten Jahre<br />
wirft, zeigt sich ein Bild von übertriebener Spekulation, die<br />
sich 2008 im Zusammenbruch einer amerikanischen Bank<br />
entlud. Durch die gegenseitigen Kreditverflechtungen der<br />
international agierenden Spekulationsbanken mit den<br />
seriösen Banken sprang der Insolvenzfunke von Amerika<br />
aus nach Europa und Asien. Viele Gläubigerbanken hatten<br />
teilweise keine oder nur unzureichend Reserven gebildet.<br />
Durch die Uneinbringlichkeit von Forderungen ging vielen<br />
Banken das Geld aus. Daher mussten die Staaten mit<br />
Steuergeld einspringen, um zu retten was zu retten war und<br />
um einen kompletten Zusammenbruch des Finanzsystems<br />
zu verhindern. Dies bedeutete aber, dass die Staaten<br />
die Schulden der Banken übernehmen mussten, was<br />
nur durch neue Schulden möglich war. Zusätzlich zur<br />
unverantwortlichen Schuldenpolitik vieler Länder stieg die<br />
Staatsverschuldung durch die Bankenkrise weiter.<br />
Zwei der wesentlichen Ursachen dieser wiederkehrenden<br />
Krisen ist auch die immer größer werdende Ungleichverteilung<br />
von Arbeitseinkommen und Vermögen.<br />
Durch vorteilhafte Steuerpolitik steigt dieses angehäufte<br />
Kapitalvermögen und findet Anlagemöglichkeiten mit<br />
hoher Rendite auf den deregulierten Finanzmärkten.<br />
Somit verlagert sich Kapital immer stärker von der<br />
produzierenden wertschöpfenden Realwirtschaft hin zu<br />
einer Finanzmarktwirtschaft, die nicht der Produktivität<br />
dient, sondern spekulativ nur durch weltweite Geldtransfers<br />
ausschließlich Finanzgewinnen hinterher jagt.<br />
Eine Folge davon ist, dass die Staaten trotz hoher<br />
Schulden mit Steuergeld und neuen Schulden immer<br />
häufiger als Retter-in-der-Not einspringen müssen, um die<br />
Auswirkungen dieser Schwankungen auszugleichen. Dies<br />
dient vordergründig dazu, hohe Arbeitslosigkeit und die<br />
damit verbundenen sozialen und wirtschaftlichen Folgen<br />
abzumildern. Aber dadurch steigen auch die Schulden der<br />
Staaten, die durch das Zinseszins-System exponentiell,<br />
sprich steil steigend, wachsen. Es gibt also gravierende<br />
Unterschiede zwischen dem natürlichen Wachstum der<br />
Wirtschaft und dem finanziellen Wachstum der Schulden.<br />
Daher leuchtet es ein, warum sich unsere Wirtschaft in<br />
einem äußerst unstabilen Zustand befindet. Desolat<br />
wirtschaftende und immer zahlungsunfähiger werdende<br />
Staaten wie Griechenland drohen das europäische<br />
Finanzsystem und Wohlstandsniveau zu gefährden.<br />
Der in den letzten Jahren stattgefundene starke Anstieg<br />
der Staatsverschuldung ist daher nicht immer - wie oft<br />
fälschlicherweise behauptet - nur ein überbordender<br />
Sozialstaat, ein aufgeblähter Verwaltungsapparat und<br />
ein „Über-die-Verhältnisse-leben“, sondern eher die<br />
Folge eines deregulierten Finanzmarktes, dessen<br />
alleiniges Ziel die Gewinnmaximierung, egal unter<br />
welchen Umständen, ist. Soziale Aspekte, Gerechtigkeit,<br />
Umweltschutz, Lebensqualität und Wohlstand sind in<br />
einem solch ausgestalteten Markt keine Ziele mehr. Die<br />
einzig mögliche und dringende Lösung dieses Problems<br />
ist eine Neuregulierung der Finanzmärkte, mittels<br />
der Spekulation durch dubiose Finanztransaktionen<br />
wie Kursversicherungen, Leerverkäufe von Aktien<br />
und öffentliche Schuldtitel sowie Spekulation auf<br />
lebensnotwendige Güter verboten wird und die Renditen<br />
wieder in die Realwirtschaft zurücklenkt. Deshalb ist<br />
auch die generelle Besteuerung aller Finanztransaktionen<br />
dringend erforderlich. Weiters sollte das Problem der<br />
enormen Ungleichverteilung von Arbeitseinkommen und<br />
Vermögen in Angriff genommen werden, welches nicht wie<br />
oft behauptet den Wohlstand schmälert, sondern ihn für<br />
die gesamte Gesellschaft erhöhen soll.<br />
Erst wenn diese grundlegenden Missstände behoben sind<br />
und auch der unverantwortliche Umgang mit Staatsschulden<br />
gestoppt ist, kann eine dauerhafte Lösung gefunden und<br />
auch der EURO nachhaltig gesichert werden. Ob dies<br />
angesichts der nationalen Egoismen in Europa und des<br />
verbreiteten Unverstands gelingt, wird sich erst zeigen.<br />
Eine verfassungsrechtliche Schuldenbremse ist hier ein