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Zeitung-10-2010 - SPÖ Pressbaum

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Oktober 2010<br />

<strong>Pressbaumer</strong> <strong>Pressbaumer</strong> mitteilungen mitteilungen i 15<br />

WISSEN<br />

gibt. Laut dem kanadischen Verhaltensforscher Stanley<br />

Coren sind neben Mischlingen die Border Collies die<br />

ktober gelehrigsten 2010 aller Hunde, Platz zwei und drei halten Pudel<br />

und Deutscher Schäferhund, gefolgt von Golden Retriever<br />

und Dobermann. Schlusslichter sind der Afghanische<br />

Windhund, Chow-Chow, Bulldogge und Beagle. Wie<br />

beim Menschen steht dabei allerdings auch beim Hund<br />

fest, daß die Gene allein nicht ausschlaggebend für<br />

die Intelligenzentwicklung sind. Mindestens genauso<br />

wichtig sind die Förderung der Talente und Anlagen und<br />

das ständige Auffrischen und Üben des Erlernten durch<br />

regelmäßiges Training.<br />

Mitleidlose Vermenschlichung<br />

So weiß jeder echte Hundekenner, dass unerwünschtes<br />

Verhalten, schlechte Angewohnheiten und ein Mangel<br />

an Gehorsam fast immer ihre Ursachen an jenem<br />

Ende der Leine haben, an dem der zweibeinige Partner<br />

hängt. Schon der Wolf hat begriffen, dass er sich das<br />

Leben leichter macht, wenn er reibungslos mit dem<br />

Menschen kooperiert, und diese Fähigkeit wurde<br />

durch viele Jahrhunderte verfeinert und perfektioniert.<br />

Dem heutigen Haushund wird allerdings oftmals nicht<br />

zugestanden, was er sich so mühsam angeeignet hat:<br />

nämlich das Bedürfnis, ein wichtiger Teil des Rudels zu<br />

sein und bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Sei es durch<br />

das Bewachen des häuslichen Territoriums, durch das<br />

Beweisen seines Gehorsams, das Erjagen von Beute<br />

oder das Zusammenhalten des Rudels. Dass Hunde<br />

heute zum Hundepsychologen gebracht werden, weil<br />

sie aggressives, gestörtes, nervöses oder ängstliches<br />

Verhalten an den Tag legen, ist nur einer von vielen<br />

Auswüchsen der vielen Missverständnisse, die man mit<br />

dem Begriff „mitleidlose Vermenschlichung“ übertiteln<br />

könnte.<br />

Wenn man ihn nur lässt oder sogar noch unterstützt,<br />

kann der beste Freund des Menschen sehr gezielt und<br />

überaus schlau auf das eingehen, was man gerade von<br />

ihm erwartet. Beispielsweise lernen Hunde sehr rasch,<br />

dass Herrchen oder Frauchen nach einer begangenen<br />

Missetat ausgiebige Reuebekundungen erwarten. Welcher<br />

Hundebesitzer kennt nicht das herzergreifende Winseln,<br />

Robben und Schwanzeinziehen,<br />

wenn er den Vierbeiner mit einem<br />

zerfetzten Schuh oder einem<br />

unerlaubt erbeuteten Kissen<br />

überrascht? Auch hier ist aber<br />

Vermenschlichung fehl am Platz:<br />

Hunde schämen sich nicht, und<br />

sie haben auch kein schlechtes<br />

Gewissen oder ähnliches. Den<br />

reuigen Sünder spielen sie nämlich<br />

nur, wenn ihr Mensch anwesend ist.<br />

Sind sie dagegen unbeobachtet,<br />

während sie verbotene Dinge tun,<br />

sind sie bester Laune. Viele Studien<br />

weisen darauf hin, dass Hunde<br />

perfekt erlernt haben, ihre Besitzer<br />

zu manipulieren. Ihr Überleben<br />

hängt schließlich vom Wohlwollen ihrer Bezugspersonen<br />

ab und im Laufe ihrer ca. 15.000 Jahre währenden<br />

Domestikation haben sie die Fähigkeit erworben, sich<br />

Zuwendung zu sichern. So reagiert ein intelligenter Hund<br />

auch auf kleine Gesten und Fingerzeige und interpretiert<br />

sie richtig - eine Leistung, an der sogar Schimpansen, die<br />

dem Menschen genetisch so nahe stehen, scheitern.<br />

Die Forschungen und Erkenntnisse der Hundekognitionsforscher<br />

beleuchten aber nicht nur die<br />

traditionsreiche Koexistenz zwischen dem Menschen und<br />

seinem liebsten Hausgenossen. Darüber hinaus verraten<br />

sie uns auch viel über uns selbst. Auch wir sind im<br />

Laufe der Evolution kommunikativ, hilfsbereit und sozial<br />

geschickt geworden, weil das zur Überlebensstrategie<br />

unserer Spezies gehört. Der zusehends domestizierte<br />

Wolf half dem Jäger, Wild zu erlegen, und erhielt dafür<br />

im Gegenzug einen Anteil von der Beute. Angesichts<br />

dieser Wesensähnlichkeiten ist es daher kein Zufall, dass<br />

sich Mensch und Hund bis heute zu einer kongenialen<br />

Partnerschaft zusammentun. Vorausgesetzt, dass einer<br />

den anderen versteht.<br />

GR Sybille ZEISEL

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