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stolperstein-magazin-ausgabe-27

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<strong>stolperstein</strong><br />

Das Magazin für Beinamputierte<br />

Ausgabe <strong>27</strong><br />

„Jeder braucht<br />

Ziele im Leben“<br />

Seite 16<br />

Mallorcas Jubiläum im Bergwelt Kaunertal<br />

entdecken<br />

Bewegungsfreude 10. <strong>stolperstein</strong> Ski-Event<br />

trotz<br />

Gehbehinderung<br />

begeistert die Teilnehmer<br />

Seite 78<br />

Geh Vier deinen Jahre Weg<br />

Hilfe in Haiti<br />

Neuer Interview Prothesenfuß mit Carsten auf dem Stauf, Markt –<br />

der medi Projektleiter panthera medi CF III<br />

for help<br />

Seite Seite 9<br />

22<br />

Richtige medi DiaPro<br />

Pflege für den Liner<br />

Tipps Wie modernes und Tricks Schuhwerk<br />

für eine<br />

optimale Diabetiker Anwendung<br />

unterstützen kann<br />

Seite 26 13


Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser,<br />

Miriam Schmitt<br />

Leitung Unternehmenskommunikation<br />

Medical<br />

immer wieder beeindrucken uns Anwender<br />

mit ihren außergewöhnlichen Geschichten.<br />

In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen den<br />

Skirennfahrer Andreas Kurz vor, der uns auf<br />

dem Gipfel des Jenners in den Berchtesgadener<br />

Alpen ein Interview gab – in 1.800<br />

Metern Höhe. Die Lust am Wettkampf<br />

treibt ihn an und motiviert ihn auch nach<br />

seiner Unterschenkelamputation zum<br />

Leistungssport. In der vergangenen Saison<br />

konnte er sich in der Europacup-Gesamtwertung<br />

im Riesenslalom den neunten<br />

Platz sichern. Sein nächstes Ziel sind die<br />

Paralympics 2018, denn Andreas Kurz weiß:<br />

„Jeder braucht Ziele in seinem Leben.“<br />

Das Interview finden Sie auf Seite 16.<br />

Mit seiner Leidenschaft für den Sport und<br />

dem Willen, Herausforderungen zu meistern,<br />

ist Andreas Kurz auch das perfekte<br />

Gesicht für die neue Kampagne „Geh<br />

deinen Weg – mit medi panthera“. Auf<br />

Seite 9 stellen wir Ihnen die Kampagne<br />

und den neuen Prothesenfuß medi<br />

panthera CF III vor. Er eignet sich besonders<br />

für Prothesenträger der mittleren Mobilitätsklasse<br />

und ergänzt das Leistungsspektrum<br />

von medi panthera CF I und CF II.<br />

Eine weitere Neuheit ist der innovative<br />

Diabetiker-Schuh medi DiaPro. Er wurde<br />

speziell für die empfindlichen Füße von<br />

Diabetikern entwickelt und bietet gezielte<br />

Druckentlastung – eine der wichtigsten<br />

Voraussetzungen für die Heilung von<br />

Fußwunden. Lesen Sie in unserem Ratgeber<br />

ab Seite 13 alles rund um die Themen<br />

Diabetes, diabetisches Fußsyndrom und<br />

medizinisches Schuhwerk.<br />

Natürlich widmen wir uns auch der<br />

Freizeitgestaltung. Kerstin Loeh nimmt uns<br />

in ihrem Urlaubsbericht mit auf die schon<br />

zur Tradition gewordene Gehschulreise<br />

nach Andalusien – die perfekte Kombination<br />

aus Training und Ferien! Für die Wintersportler<br />

unter Ihnen steht wieder das<br />

<strong>stolperstein</strong> Skiwochenende an. Es findet<br />

vom 07. bis 10. April 2016 bereits zum<br />

elften Mal im Kaunertal statt. Zur Einstimmung<br />

lesen Sie auf Seite 8 den Rückblick<br />

zum vergangenen Ski-Event. Alle Informationen<br />

und das Anmeldeformular finden<br />

Sie auf dem Beileger.<br />

Freiheit für die besonderen Momente im<br />

Leben – unter diesem Motto möchten wir<br />

in unserem Gewinnspiel Ihre ganz persönliche<br />

Geschichte kennenlernen. Wir freuen<br />

uns auf Ihre Einsendungen.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />

Ihre


Titelstory<br />

16 „Jeder braucht Ziele in seinem Leben“<br />

Die Paralympics im Kopf<br />

21 „Wir wollen echte Geschichten mit echten Menschen“ –<br />

Interview mit Andrea Eber, Leitung Markenführung bei medi<br />

medi for help<br />

12 Fünf Jahre Katastrophenhilfe<br />

aus Bayreuth<br />

Produkt & Service<br />

4 Immer auf dem Laufenden<br />

mit www.<strong>stolperstein</strong>.com<br />

5 Sicherer Fahrspaß mit Prothese<br />

6 „Wo übt es sich besser als am Strand<br />

mit Meeresblick?“<br />

7 Selbsthilfegruppe im Porträt<br />

8 Jubiläum im Kaunertal –<br />

10. <strong>stolperstein</strong> Ski-Event<br />

9 Geh deinen Weg – mit medi panthera<br />

Ratgeber<br />

13 Wie modernes Schuhwerk<br />

Diabetiker unterstützen kann<br />

Dialog<br />

22 Freiheit für die besonderen<br />

Momente im Leben<br />

Prothesenträger berichten von<br />

ihren besonderen Erlebnissen<br />

Impressum<br />

<strong>stolperstein</strong> Ausgabe <strong>27</strong><br />

September 2015<br />

Herausgeber<br />

medi GmbH & Co. KG<br />

Medicusstraße 1<br />

95448 Bayreuth<br />

T 0921 912-750<br />

F 0921 912-8192<br />

<strong>stolperstein</strong>@medi.de<br />

www.medi.de<br />

Erscheinungsweise<br />

1 Ausgabe pro Jahr<br />

Verantwortlich<br />

Miriam Schmitt<br />

Redaktion<br />

Daniel Schwanengrug<br />

Claudia Janoska<br />

Bilder<br />

fotolia.com (S. 4), medi,<br />

Privatarchiv (S. 5, 6, 7, 22)<br />

Druck<br />

Späthling Druck & Medien,<br />

Weißenstadt


Immer auf dem Laufenden<br />

mit www.<strong>stolperstein</strong>.com<br />

Jetzt reinklicken und das neue Portal entdecken!<br />

Seit Februar 2015 ist das neue Portal <strong>stolperstein</strong>.com online<br />

und bietet umfassende Informationen für Beinamputierte,<br />

Angehörige, Techniker, Kliniken und Vereine. Dank der<br />

„Frischekur“ ist die Seite perfekt auf die Bedürfnisse der<br />

Nutzer abgestimmt und liefert aktuelle News zum Leben<br />

mit Beinprothese sowie zu Selbsthilfegruppen und Events.<br />

Immer im Fokus: der Mensch<br />

Eine Beinamputation verändert das Leben des Betroffenen<br />

und seiner Angehörigen sehr. Dabei kommen Fragen zur<br />

Bewältigung des Alltags, zur passenden Prothese oder nach<br />

Gleichgesinnten in der Nähe auf. Hier steht <strong>stolperstein</strong>.com<br />

mit Rat und Tat zur Seite: Leser können mit der Kommentarfunktion<br />

Fragen stellen, die das <strong>stolperstein</strong> Team in kurzer<br />

Zeit beantwortet. Auch der Selbsthilfegruppenfinder unterstützt<br />

Anwender dabei, schnell Kontakt zu einer Gruppe in<br />

der Umgebung aufzunehmen. Bei <strong>stolperstein</strong> liegt der<br />

Schwerpunkt auf dem Austausch zwischen Beinamputierten.<br />

Denn dabei werden neben Erfahrungen auch Zuversicht<br />

und Motivation vermittelt. Positive Beispiele zeigen,<br />

wie Männer und Frauen in ganz Deutschland ihr Leben<br />

mit Beinprothese aktiv gestalten. Deshalb bietet<br />

das Portal viel Platz für Erfahrungsberichte und stellt<br />

Behindertensportarten wie Sitzvolleyball vor.<br />

4 • www.<strong>stolperstein</strong>.com


<strong>stolperstein</strong> I Produkt & Service<br />

Wissen, worauf es ankommt<br />

<strong>stolperstein</strong>.com punktet auch mit medizinischen und<br />

technischen Hintergrundinformationen. Die Rubriken zur<br />

Beinamputation klären ausführlich über den medizinischen<br />

Vorgang, Phantomschmerzen und weitere wichtige Aspekte<br />

auf. Ergänzend dazu erläutert das Lexikon die gängigen<br />

Begriffe rund um Amputation und Prothesen. Im Bereich<br />

„Beinprothese“ werden die neuesten Technologien und<br />

verschiedene Prothesenpassteile vorgestellt. Der Ratgeber<br />

gibt wertvolle Tipps, zum Beispiel zur Pflege des Stumpfes<br />

oder des Liners. Das Besondere: <strong>stolperstein</strong>.com liefert den<br />

Nutzern Videos zu den verschiedenen Produkten und deren<br />

Einsatz. Der Anwender kann dank der Filme genau nachvollziehen,<br />

wie beispielsweise das An- und Ausziehen des Liners<br />

ohne Alkoholspray funktioniert.<br />

Zum Online-Portal <strong>stolperstein</strong>.com gehört das gedruckte<br />

Magazin <strong>stolperstein</strong>. Im Archiv liegen alle Ausgaben als<br />

PDF-Datei zum Herunterladen bereit und Interessierte<br />

können die Zeitschrift kostenlos abonnieren.<br />

Kontakt<br />

Marina Schleicher<br />

Teamassistenz Marketing Prothetik<br />

Telefon: 0921 912-1820<br />

E-Mail: marina.schleicher@medi.de<br />

Sicherer Fahrspaß<br />

mit Prothese<br />

Mit behindertengerechter<br />

KFZ-Umrüstung zu mehr Mobilität<br />

Menschen mit körperlichen Einschränkungen sind<br />

auf besondere Fortbewegungsmittel angewiesen.<br />

Mit einem fachgerechten Fahrzeugumbau nehmen Sie<br />

aktiv am Straßenverkehr teil. Die Firma Allrad-Limbach<br />

aus Trebgast in Oberfranken bietet passende Lösungen<br />

an: Automatikgetriebe, Gaspedalverlegung, elektronisches<br />

Linksgas auf Knopfdruck oder ein Handbediensystem<br />

für beidseitig Amputierte.<br />

Kontakt<br />

Allrad-Limbach, Thorsten Limbach<br />

Bayreuther Straße 48, 95367 Trebgast<br />

Telefon: 092<strong>27</strong> 344, Fax: 092<strong>27</strong> 73375<br />

E-Mail: mail@allrad-limbach.de<br />

www.allrad-limbach.de<br />

Inhaber Thorsten Limbach ist selbst Rollstuhlfahrer und<br />

eine persönliche Beratung ist für ihn selbstverständlich.<br />

Die Veränderungen am Wagen werden dann in den<br />

Fahrzeugschein eingetragen. Allrad-Limbach unterstützt<br />

auch bei Finanzierungsfragen und beim Kontakt<br />

zu Kostenträgern. Das Unternehmen besitzt zwei<br />

umfangreich ausgestattete Vorführautos und drei<br />

behindertengerechte Fahrzeuge als Ersatzwagen.<br />

So findet jeder Fahrer ein passendes Auto zum<br />

Ausprobieren oder als Übergangslösung.<br />

Umgebautes Auto mit einem elektronischen Gaspedal<br />

auf der linken Seite und einem Multifunktionsdrehknopf<br />

zum Bedienen von Licht, Blinker, Scheibenwischer<br />

und -waschanlage, Hupe sowie Warnblinkanlage.<br />

www.<strong>stolperstein</strong>.com • 5


„Wo übt es sich<br />

besser als am Strand<br />

mit Meeresblick?“<br />

Das Magdeburger Sanitätshaus TOC lud mit Unterstützung<br />

von medi im April zur zehnten Gehschulreise<br />

nach Andalusien. Kerstin Loeh von der Aktiven Selbsthilfegruppe<br />

für amputierte Menschen in Magdeburg<br />

berichtet von der beliebten Tradition an der spanischen<br />

Atlantikküste:<br />

„In diesem Jahr reisten elf Prothesenträger, teilweise in<br />

Begleitung ihrer Partner, mit dem Technischen Orthopädie<br />

Centrum (TOC) aus Magdeburg nach Novo Sancti Petri.<br />

Wie immer mit von der Partie: Die Gehschultrainerin und<br />

Sporttherapeutin Mandy Küsel. Sie ist selbst oberschenkelamputiert<br />

und vermittelt anderen Beinamputierten in<br />

ihrer Gehschule den sicheren Umgang mit der Prothese.<br />

Die Reise ist die ideale Fortsetzung der heimischen Übungen:<br />

Prothesenträger können Gelerntes anwenden, neue Erfahrungen<br />

sammeln, sich mit Gleichgesinnten austauschen und<br />

dabei die malerische Schönheit Andalusiens genießen.<br />

Der Umgang mit der Prothese wird von Beinamputierten mit<br />

viel Geduld erlernt. So können wir nach und nach wieder die<br />

Herausforderungen des Alltags meistern – und wo übt es<br />

sich besser als am Strand mit Meeresblick? Vor dem Training<br />

wurden unsere Fähigkeiten genau unter die Lupe genommen.<br />

Per Videoanalyse dokumentierten Mandy Küsel und<br />

ihre Kollegen Steffen Niemann (Orthopädietechnikermeister)<br />

und Julie Grampe (Physiotherapeutin) das individuelle<br />

Gangbild jedes Teilnehmers. Sie legten Übungsschwerpunkte<br />

fest, mit denen wir unser Gangbild optimieren und<br />

das Prothesengefühl verbessern konnten. Besonders wichtig<br />

war die Arbeit von Steffen Niemann: Er half sofort aus,<br />

wenn Druckstellen auftauchten oder es Probleme mit der<br />

Prothese gab. So konnte das anspruchsvolle Training zügig<br />

fortgeführt werden.<br />

Aktivurlaub in Andalusien<br />

Ausgestattet mit der luftigen Sommerschuhvariante medi<br />

Sommer Blue sowie mit medi Sport-Shirts machten wir uns<br />

am Strand an die tägliche Nordic Walking Einheit. Auch die<br />

Rasenfläche rund um die Poolanlage wurde zur ‚Gymnastik-<br />

Matte‘ – hier absolvierten wir Übungen zur Prothesenwahrnehmung<br />

und zum Gleichgewicht. Für die Kräftigung des<br />

Körpers sorgte unsere Physiotherapeutin Julie Grampe.<br />

Sie vermittelte uns die Grundlagen von Pilates und trieb<br />

uns mit Wassergymnastik und Fitness-Einheiten am Strand<br />

zu Höchstleistungen an. Da kamen auch unsere Partner,<br />

die keine Prothese tragen, ganz schön ins Schwitzen!<br />

Mein persönliches Highlight war die Tanzstunde: Wir erlernten<br />

spezielle Schritte für Prothesenträger, mit denen wir auf<br />

jeder Tanzfläche eine gute Figur machen. Natürlich blieb<br />

auch Zeit zur Erholung und zum Erfahrungsaustausch, zum<br />

Beispiel abends bei einem kühlen Getränk an der Hotelbar<br />

oder bei Ausflügen in die Umgebung. Wir erkundeten Jerez<br />

de la Frontera, Chiclana und das marokkanische Tanger.<br />

Besonders faszinierend: die Altstädte und Bodegas, die<br />

maurische Architektur und die üppige Pflanzenwelt.<br />

Den letzten Abend in Spanien krönte ein spannender Boccia-<br />

Cup. Vier Mannschaften kämpften mit sportlichem Ehrgeiz<br />

um den Sieg. Der Gehschulurlaub hat uns gezeigt, wie wir<br />

mit unseren Prothesen aktiv und mobil das Leben genießen<br />

können. Hier stimmt das Sprichwort „Übung macht den<br />

Meister“. Deshalb freuen sich alle auf die nächste spannende<br />

Gehschulreise mit dem Team vom TOC Magdeburg!“<br />

Das medi Gehschulkonzept<br />

Gemeinsam mit der Gehschultrainerin Mandy Küsel hat medi das<br />

Gehschulhandbuch „Fit mit Prothese“ entwickelt. Es dient Technikern,<br />

Therapeuten und Anwendern als Trainings- und Nachschlagewerk.<br />

Mehr Informationen zu Konzept und Seminaren gibt es im Internet<br />

unter www.<strong>stolperstein</strong>.com<br />

Auch Wassergymnastik<br />

gehörte zum Programm.<br />

Die Gruppe beim Nordic<br />

Walking am Strand.<br />

6 • www.<strong>stolperstein</strong>.com


<strong>stolperstein</strong> I Produkt & Service<br />

Selbsthilfegruppe im Porträt<br />

Der Amputierten Treffpunkt Berlin-Brandenburg berät<br />

Betroffene und Angehörige in der Villa Donnersmarck.<br />

Selbsthilfegruppen in Deutschland<br />

Weitere Selbsthilfegruppen aus ganz<br />

Deutschland finden Sie auf<br />

www.<strong>stolperstein</strong>.com/selbsthilfegruppen<br />

Mitglieder des Amputierten Treffpunkts Berlin-Brandenburg.<br />

auf dem Programm. Die Selbsthilfegruppe arbeitet außerdem<br />

mit einer Physiotherapieschule aus Berlin zusammen.<br />

Mitglieder erarbeiten als Probanden mit den Schülern<br />

Übungen für Prothesenträger.<br />

An jedem zweiten Freitag im Monat wird die Villa Donnersmarck<br />

in Berlin zum Treffpunkt für Amputierte und ihre<br />

Angehörigen. Die Mitglieder gestalten Freizeitausflüge,<br />

tauschen Erfahrungen aus und gehen das Leben mit<br />

Arm- oder Beinamputation aktiv an. „Wir wollen unsere<br />

Amputation nicht einfach hinnehmen“, erklärt Sylvia Wehde,<br />

Sprecherin der Gruppe. „Uns geht es darum, das Leben mit<br />

Freude und Motivation zu gestalten.“ In der Selbsthilfegruppe<br />

sind zurzeit Männer und Frauen zwischen 42 und 84<br />

Jahren organisiert. Die Treffen finden immer von 17.30 bis<br />

20.00 Uhr statt.<br />

Der Amputierten Treffpunkt Berlin-Brandenburg unterstützt<br />

auch Betroffene, die nicht zu den Treffen kommen können –<br />

am Telefon, per E-Mail oder bei Besuchen im Krankenhaus<br />

und zu Hause. Zurzeit nehmen vier Mitglieder der Gruppe<br />

am Pilotprojekt „Peers-Beratung“ (Betroffene beraten<br />

Betroffene) teil, hier werden frisch Amputierte noch<br />

im Krankenhaus beraten. Das Projekt ist eine gemeinsame<br />

Aktion von der AOK Nordost, dem AOK Bundesverband,<br />

dem Bundesverband für Menschen mit Arm- oder Beinamputation,<br />

der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

sowie dem Unfallkrankenhaus Marzahn und steht unter der<br />

Schirmherrschaft von Dr. Eckart von Hirschhausen. Dieser<br />

erste Kontakt mit anderen Beinamputierten hilft nachweislich,<br />

das Trauma der Amputation besser zu verarbeiten.<br />

Interessierte sind herzlich zu den regelmäßigen<br />

Gruppentreffen eingeladen.<br />

Nach einer Amputation haben Patienten und Angehörige<br />

viele Fragen. Der Austausch mit anderen Betroffenen liefert<br />

wertvolle Informationen und vermittelt Zuversicht für den<br />

neuen Lebensabschnitt. Sylvia Wehde erklärt den Anspruch<br />

der Gruppe: „Wir wollen einen Mix aus Erfahrungsaustausch<br />

und Fachvorträgen bieten. Dazu gehören Themen wie<br />

Wundpflege und Prothesenversorgung sowie Pflegeversicherung,<br />

Patientenverfügung und Medizinrecht.“<br />

Die Mitglieder unternehmen auch Ausflüge, zum Beispiel<br />

Spargelessen in Werder oder eine Dampferfahrt auf der<br />

Spree. Besonders stolz ist Sylvia Wehde auf den Kontakt zu<br />

einer Selbsthilfegruppe aus Magdeburg. Hier findet ein reger<br />

Erfahrungsaustausch statt und die Magdeburger besuchen<br />

auch Fachvorträge in Berlin. Außerdem legt die Gruppe viel<br />

Wert auf sportliche Betätigung. Um das flüssige Laufen mit<br />

Prothese zu verbessern, steht regelmäßig Nordic Walking<br />

Die Prothesenträger üben in der Physiotherapie-Schule.<br />

Kontakt<br />

Amputierten Treffpunkt Berlin-Brandenburg<br />

Silvia Wehde & Herbert Wolf, Villa Donnersmarck<br />

Schädestraße 9 – 13, 14165 Berlin-Zehlendorf<br />

Telefon: 0157 75392296<br />

E-Mail: berlin-brandenburg@amputiertenselbsthilfe.de<br />

Surftipp: www.amputiertenhilfe-bln-bbg.de<br />

www.<strong>stolperstein</strong>.com • 7


Das medi Zelt lud zum Ausruhen, Plaudern und Essen ein.<br />

Der korrekte Sitz der Skier wird überprüft.<br />

Erste Erfolge auf Skiern nach der Amputation<br />

mit kompetenter Anleitung von Skilehrer und<br />

Orthopädietechnikermeister Wolfgang Leuko.<br />

Jubiläum im Kaunertal<br />

Skifahrer mit Handicap wachsen beim<br />

10. <strong>stolperstein</strong> Ski-Event über sich hinaus.<br />

Ein Treffen der besonderen Art: Zum 10. <strong>stolperstein</strong> Ski-Event kamen rund 60<br />

alte und neue Skibegeisterte im Tiroler Kaunertal zusammen. Vor atemberaubender<br />

Bergkulisse freuten sich Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, Frankreich<br />

und der Schweiz auf das Wintersport-Wochenende vom 16. bis 19. April.<br />

Seit zehn Jahren dabei: Manfred Auer. Der ehemalige Profisportler im Austria Ski<br />

Team ist selbst beinamputiert und einer der Ideengeber für das Ski-Event. Auch<br />

dank seines Know-hows wird die Veranstaltung jedes Mal ein voller Erfolg: Das<br />

<strong>stolperstein</strong> Ski-Event ist genau auf die individuellen Ansprüche von Beinamputierten<br />

abgestimmt. In kleinen Gruppen betreuten die Skilehrer ganz individuell<br />

ihre Schüler, die mit Krückenskiern oder Beinprothese fuhren.<br />

Zum hochkarätigen Lehrer-Team gehörten neben den bewährten<br />

Skilehrern um Manfred Auer auch Athleten wie der Snowboard-Profi Stefan<br />

Lösler und der Abfahrtsläufer Andreas Kurz. Ob als Anfänger auf den kürzeren<br />

Strecken und blauen Pisten oder als Fortgeschrittener auf den anspruchsvollen<br />

schwarzen Pisten: Jeder konnte in seinem eigenen Tempo Grenzen austesten<br />

und neue Erfahrungen sammeln. Motiviert von den Erfolgen war die Stimmung<br />

bei allen Teilnehmern positiv und vor allem rund um den Treffpunkt im medi<br />

Zelt ausgelassen und fröhlich. Zum Abschluss eines unvergesslichen Wochenendes<br />

wurden die Teilnehmer am Sonntag mit strahlend blauem Himmel und<br />

bestem Pistenwetter belohnt.<br />

Seit zehn Jahren mit Leidenschaft dabei: Manfred<br />

Auer sorgt für perfekt eingestellte Skibindungen.<br />

Letzte Instruktionen, bevor es auf die Piste geht.<br />

8 • www.<strong>stolperstein</strong>.com


<strong>stolperstein</strong> I Produkt & Service<br />

Geh deinen Weg –<br />

mit medi panthera ®<br />

Neuer Prothesenfuß: der medi panthera CF III kombiniert<br />

Harmonie und Dynamik zu geschmeidigen,<br />

runden Bewegungen – die einzigartige panthera<br />

Konstruktion macht es möglich.<br />

Der Prothesenfuß ist ein wesentlicher Bestandteil der<br />

prothetischen Versorgung. Er beeinflusst das Gangbild<br />

und die Sicherheit des Anwenders entscheidend. Wenn<br />

der Prothesenfuß richtig angepasst ist, ermöglicht er<br />

dem Anwender komfortablen Bodenkontakt, einen<br />

stabilen Stand und sicheres Gehen. medi panthera<br />

steht seit vier Jahren für Carbonfuß-Technologie made<br />

in Germany, die all diese Vorteile in sich vereint und<br />

dabei die Natur zum Vorbild nimmt: Inspiriert von den<br />

geschmeidigen Bewegungen des Panthers sorgt die<br />

panthera Technologie für besonders runde und harmonische<br />

Bewegungsabläufe. Nun hat die Familie<br />

der innovativen Prothesenfüße Zuwachs bekommen.<br />

Der medi panthera CF III bietet Prothesenträgern<br />

hohen Komfort beim Auftritt, ein rundes Abrollen und<br />

nutzt die im Carbon gespeicherte Energie für einen<br />

dynamischen Zehenabstoß.<br />

Das Geheimnis der medi panthera Generation: Die<br />

Prothesenfüße vereinen die Vorteile von Carbon- und<br />

Elastomer-Elementen. Carbon ist in der Lage, die beim<br />

Fersenkontakt auftretende Energie zu speichern und<br />

im Moment der Zehenablösung wieder abzugeben,<br />

um die Bewegung so zu unterstützen. Die Elastomer-<br />

Einheiten machen das Carbon flexibler – genau dort,<br />

wo es je nach Aktivität des Anwenders benötigt wird.<br />

www.<strong>stolperstein</strong>.com • 9


medi panthera CF I, CF III und<br />

CF II (von vorne nach hinten).<br />

Immer unter Kontrolle – das<br />

medi panthera Drehpunktprinzip<br />

Die medi panthera Prothesenfüße sind<br />

so aufgebaut, dass sie eine Drehbewegung<br />

im Knöchelbereich erzeugen.<br />

In der Standphase sorgt das Drehpunktprinzip<br />

für fließende Übergänge<br />

von der komfortablen Dämpfung bis<br />

zum dynamischen Zehenabstoß. Dies<br />

ermöglicht harmonische Bewegungen<br />

und entlastet die gesamte Gelenkkette.<br />

Immer im Fluss – die durchgängige<br />

Carbonfeder<br />

Ein weiterer Pluspunkt ist die durchgängige<br />

und freihängende Feder aus<br />

Carbon, einem energiespeichernden<br />

Material. Sie ist weder verschraubt<br />

noch verklebt – so strömt die Energie<br />

des Auftritts direkt in die Bewegung<br />

des Ablösens. Dabei geht wenig<br />

Energie verloren und ermöglicht dem<br />

Anwender kraftsparendes Gehen.<br />

Durch die freihängende Konstruktion<br />

können sich der obere und untere<br />

Federbereich unabhängig voneinander<br />

bewegen: Der Fuß passt sich sehr gut<br />

an Unebenheiten wie Grasflächen oder<br />

Kopfsteinpflaster an und verbessert so<br />

die Gangsicherheit.<br />

Immer geschmeidig –<br />

das Zwischenlagen-Elastomer<br />

Alle panthera Prothesenfüße besitzen<br />

ein integriertes Zwischenlagen-Elastomer<br />

– eine Art Gummi, das zwischen<br />

den beiden Carbonschichten der Feder<br />

liegt. Der Werkstoff basiert auf Kohlenstoff<br />

und kann deshalb besonders gut<br />

Energie speichern und wieder abgeben.<br />

Carbon wird auch in der Luft- und<br />

Raumfahrt verwendet.<br />

Wegen der Festigkeit des Carbons<br />

sorgt das Zwischenlagen-Elastomer<br />

für eine Flexibilisierung und dosierte<br />

Verbiegung der Carbonfeder: und zwar<br />

genau dort, wo der Anwender es je<br />

nach Aktivitätsgrad benötigt.<br />

Immer gut „verpackt“ –<br />

die Fußkosmetik<br />

Die Fußkosmetik bei den panthera<br />

Carbonfüßen ist besonders widerstandsfähig.<br />

Der Grund: Vorfuß und<br />

Ferse sind mit Polyurethan verstärkt.<br />

Dank der speziellen Formgebung passt<br />

der Carbonfuß genau in die Kosmetik.<br />

Das integrierte Schutztextil macht<br />

eine Spectra-Socke überflüssig und<br />

schützt zusätzlich gegen Verschleiß.<br />

Zwischenlagen-Elastomer im<br />

medi panthera CF III im<br />

Vorfuß unten – für mehr<br />

Komfort beim Fersenauftritt.<br />

Die durchgängige Carbonfeder<br />

– spart Energie beim Gehen.<br />

Kosmetik mit integriertem<br />

Schutztextil – passgenau und<br />

widerstandsfähig.<br />

10 • www.<strong>stolperstein</strong>.com


<strong>stolperstein</strong> I Produkt & Service<br />

Neuheit auf dem Prothesenmarkt: der medi panthera CF III<br />

Das jüngste Mitglied der panthera Familie vereint Komfort und Dynamik auf intelligente Weise.<br />

Der CF III Prothesenfuß reiht sich zwischen CF I und CF II als flexible Variante für Menschen mit<br />

der Mobilitätsklasse 3 bis Anfang 4 ein. Er besitzt alle Vorteile der panthera Reihe und bietet darüber<br />

hinaus einen besonderen Zusatznutzen: Die Intensität der Fersendämpfung ist mit einem Einsteckelement<br />

aus Polyurethan individuell an die Wünsche des Prothesenträgers anpassbar. Denn Anwender<br />

mit einer höheren Mobilität benötigen zum Beispiel eine härtere Fersendämpfung.<br />

Der CF III wurde speziell für Aktive entwickelt, die weite Strecken und auch auf unebenem Gelände<br />

gehen, dabei aber extreme Belastungen vermeiden möchten. Sie sind mobiler als CF I Nutzer,<br />

jedoch weniger aktiv als CF II Anwender. Das Zwischenlagen-Elastomer wurde gezielt im<br />

unteren Bereich des Vorfußes integriert. Dies sorgt für Flexibilität und Komfort beim<br />

Fersenauftritt. Gleichzeitig bietet es eine erhöhte Dynamik beim Zehenabstoß.<br />

Der medi panthera CF III: ein hervorragender Begleiter, um mutig neue Wege zu gehen.<br />

Die bewährten Modelle der panthera Familie<br />

Der medi panthera CF I: ein hervorragender<br />

Begleiter, um den Tag zu genießen.<br />

Beim medi panthera CF I stehen der harmonische<br />

Gang und sicheres Stehen im Fokus. Prothesenträger<br />

der Mobilitätsklassen 2 bis Anfang 3 profitieren von<br />

sanftem Bodenkontakt, fließenden Übergängen und<br />

kontrollierten Abrollbewegungen. Das nahezu in die<br />

komplette Feder integrierte Zwischenlagen-Elastomer<br />

reduziert gezielt die Energierückgabe des<br />

Carbons und sorgt so für dosierte Kraftentwicklung.<br />

Der medi panthera CF II: ein hervorragender<br />

Begleiter, um Träume zu leben.<br />

Für sehr aktive Anwender der Mobilitätsklassen 3 und<br />

4 ist der panthera CF II ein hervorragender Begleiter:<br />

Durch ein geschlossenes Feder-Design wird er dem<br />

besonderen Leistungsanspruch mit wechselnden und<br />

hohen Belastungen gerecht. Er bietet eine besondere<br />

Dynamik, mit der Anwender auch anspruchsvolle<br />

Situationen meistern. Der integrierte Stoßdämpfer,<br />

der vertikal auftretende Kräfte aufnimmt, schont<br />

dabei die Gelenkkette. Das gezielt im Fersenbereich<br />

integrierte Zwischenlagen-Elastomer sorgt für einen<br />

kontrollierten, sicheren Fersenauftritt. Zudem ist der<br />

CF II millimetergenau an die individuellen Ansprüche<br />

der Nutzer anpassbar. Möglich machen dies<br />

Einsteck-Elastomere in zwei Härtegraden. Sie können<br />

in der Ferse und im Vorfuß passgenau zugeschnitten<br />

werden. Ist zum Beispiel eine sehr weiche Ferse<br />

gewünscht, wird ganz auf das Einsteck-Elastomer<br />

verzichtet.<br />

Geh deinen Weg - mit medi panthera und einem Traum!<br />

www.<strong>stolperstein</strong>.com • 11


medi for help I <strong>stolperstein</strong><br />

Fünf Jahre Katastrophenhilfe aus Bayreuth<br />

„medi for help“ versorgt seit 2010 Erdbebenopfer in Haiti mit medizinischen Hilfsmitteln.<br />

Als Akuthilfe startete medi das Projekt<br />

medi for help kurz nach dem Erdbeben<br />

in Haiti im Januar 2010. Das Ziel: Menschen,<br />

die durch das Beben ihr Bein<br />

verloren hatten, schnell und unbürokratisch<br />

mit Prothesen versorgen.<br />

Bis heute erhielten mehr als 2.000<br />

Haitianer eine prothetische Neuversorgung.<br />

Der Mann, der das Hilfsprojekt<br />

seit der ersten Stunde begleitet,<br />

ist Carsten Stauf. Der Orthopädietechnikermeister<br />

und Projektleiter<br />

von medi for help blickt zurück auf die<br />

Anfänge. „Begonnen hat unser Engagement<br />

im Februar 2010, als in Deschapelles,<br />

rund 80 Kilometer nordwestlich<br />

der Hauptstadt Port-au-Prince, ein<br />

prothetisches Rehabilitationscenter<br />

errichtet wurde. Die Behandlung in<br />

diesem Center steht beinamputierten<br />

Haitianern kostenlos zur Verfügung.<br />

medi for help kooperiert dabei sehr eng<br />

mit dem ortsansässigen Hôpital Albert<br />

Schweitzer und der amerikanischen<br />

Hanger Ivan R. Sabel Foundation“, sagt<br />

Stauf. Er fliegt zwei bis dreimal pro<br />

Jahr nach Haiti, um selbst Beinprothesen<br />

zu fertigen und die Umsetzung der<br />

Hilfsmaßnahmen vor Ort zu steuern.<br />

„Was ich dort jedes Mal erlebe, lässt<br />

sich kaum in Worte fassen. Viele Menschen,<br />

die in unser Zentrum kommen,<br />

haben aufgrund ihrer Amputation oft<br />

wenig Hoffnung auf ein besseres<br />

Leben. Wenn sie dann die ersten Gehversuche<br />

mit ihrer Prothese wagen und<br />

das Lächeln in ihr Gesicht zurückkehrt,<br />

ist das jedes Mal ein zutiefst bewegendes<br />

Gefühl“, berichtet Carsten Stauf.<br />

Das Aufgabenfeld wächst<br />

Das Engagement von medi for help<br />

vergrößerte sich über die Jahre stetig.<br />

Lag der Versorgungsschwerpunkt bis<br />

2012 auf Beinprothetik, hat sich mittlerweile<br />

die Behandlung auch auf traumatologische<br />

und orthopädische Fälle<br />

für das benachbarte Hôpital Albert<br />

Schweitzer erweitert. „Die Zahl der<br />

Erstversorgung von Patienten, die ihre<br />

Beine durch das Erdbeben 2010 verloren<br />

haben, reduziert sich, allerdings<br />

steigen die Nachversorgungen.<br />

Man muss bedenken, dass wir viele<br />

Kinder und Jugendliche behandeln,<br />

die aus ihren Prothesen herauswachsen<br />

oder bei denen Passteile kaputt<br />

gehen. Da muss regelmäßig nachgebessert<br />

werden. Hinzu kommen viele<br />

Verkehrsopfer und Menschen, deren<br />

Beine aufgrund von Diabetes amputiert<br />

wurden“, erklärt Carsten Stauf.<br />

Um das breite Aufgabenfeld bewältigen<br />

zu können, verbesserte medi for<br />

help die administrativen und logistischen<br />

Strukturen. Grundlage hierfür<br />

war die Umwandlung des einstmals<br />

spontanen Hilfsprojekts in eine<br />

gemeinnützige GmbH. Sie bietet eine<br />

formale und transparente Plattform<br />

für Partner und Sponsoren, die mit<br />

ihren Spenden medi for help unterstützen.<br />

Dass die Hilfe ankommt,<br />

zeigen die bisherigen Investitionen,<br />

die dadurch realisiert wurden. Dazu<br />

zählt beispielsweise die Anschaffung<br />

eines Geländewagens, der Patientenversorgungen<br />

und -transporte im<br />

Umland von Deschapelles ermöglicht.<br />

Zudem wurde eine zweite Werkstatt in<br />

Port-au-Prince aufgebaut und eröffnet<br />

– eine große Erleichterung für die<br />

Patienten aus der Hauptstadt. Aufgrund<br />

der schlechten Straßenverhältnisse<br />

benötigten sie zuvor bis zu drei<br />

Stunden Fahrtzeit nach Deschapelles.<br />

Damit medi for help auch in Zukunft<br />

Hilfe zur Selbsthilfe leisten kann, ist<br />

das Hilfsprojekt auf die Unterstützung<br />

von Orthopädietechnikern und Orthopädietechnikermeistern<br />

angewiesen.<br />

Interessierte, die ihre Fähigkeiten für<br />

rund zwei Wochen in Haiti zur Verfügung<br />

stellen möchten, finden im Internet<br />

unter www.medi-for-help.com<br />

weitere Informationen.<br />

Hintergrundinformationen<br />

Die Katastrophe kam am 12. Januar 2010<br />

über Haiti. Um 16.53 Uhr Ortszeit bebte die<br />

Erde mit einer Stärke von 7,0. Das Erdbeben<br />

dauerte eine Minute und kostete mehr als<br />

200.000 Menschen das Leben. Über<br />

300.000 wurden teils schwer verletzt,<br />

etwa 1,3 Millionen verloren ihr Zuhause.<br />

12 • www.<strong>stolperstein</strong>.com


Der medi DiaPro – ein Plus an Mobilität.<br />

<strong>stolperstein</strong> I Ratgeber<br />

Wie modernes Schuhwerk<br />

Diabetiker unterstützen kann<br />

Diabetes und die Folgen<br />

Diabetes mellitus ist auf dem Vormarsch. Mehr als sechs<br />

Millionen Menschen in Deutschland sind nach Angaben des<br />

Robert Koch Instituts an Diabetes erkrankt. Die Dunkelziffer<br />

könnte nach Expertenschätzung sogar bei bis zu zehn Millionen<br />

liegen. Folgeerscheinungen, zum Beispiel das diabetische<br />

Fußsyndrom, werden dabei häufig unterschätzt.<br />

Moderne Schuhe, wie der medi DiaPro, sind hier die geeignete<br />

Versorgung.<br />

Was bedeutet Diabetes mellitus?<br />

Der Begriff steht stellvertretend für verschiedene Störungen<br />

des Zuckerhaushalts, daher auch die umgangssprachliche<br />

Bezeichnung „Zuckerkrankheit“. Bei gesunden Menschen<br />

produzieren die sogenannten Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse<br />

das Insulin. Es bewirkt, dass der über die Nahrung<br />

aufgenommene Zucker aus der Blutbahn in die Zellen<br />

gelangt. Der Blutzuckerspiegel wird somit reguliert.<br />

Kann das Insulin diese Aufgabe nicht erfüllen, bleibt der<br />

Zucker im Blut und der Blutzuckerspiegel ist dauerhaft<br />

erhöht. Es kommt zu Diabetes.<br />

Diabetes-Typen<br />

Am häufigsten treten Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2<br />

auf. Rund 90 Prozent der Betroffenen haben Diabetes Typ 2,<br />

auch als „Altersdiabetes“ bekannt. Er kommt vor allem bei<br />

Menschen über 40 Jahren vor, wobei die Häufigkeit mit<br />

steigendem Alter zunimmt. * Dieses komplexe Krankheitsbild<br />

entwickelt sich oft schleichend und bleibt lange unbemerkt.<br />

In dieser Zeit kann es zu einer Verengung der Blutgefäße<br />

kommen. Die Folgen können Herzinfarkt, Schlaganfall oder<br />

Nierenschäden sein. Zu den Ursachen zählen genetische<br />

www.<strong>stolperstein</strong>.com • 13


Der medi DiaPro und der Einlagenrohling<br />

medi M+ Dia überzeugen<br />

mit diabetischer Weichbettung.<br />

14 • www.<strong>stolperstein</strong>.com


<strong>stolperstein</strong> I Ratgeber<br />

Faktoren, die im Zusammenspiel mit Übergewicht und<br />

Bewegungsmangel die Insulinwirkung im Gewebe verändern.<br />

Dadurch kann es zur Insulinresistenz und zum<br />

Absterben der Insulin produzierenden Zellen kommen.<br />

Die gute Nachricht: Man kann etwas zur Vorbeugung<br />

von Diabetes Typ 2 tun. Dazu zählen ein normales Körpergewicht,<br />

eine ausgewogene Ernährung mit wenig<br />

Zucker und Kohlenhydraten sowie regelmäßige Bewegung.<br />

Bei etwa fünf bis zehn Prozent aller Diabetiker handelt<br />

es sich um den Diabetes Typ 1. Er beginnt meist schon<br />

im Kindes- oder Jugendalter. Bei den Typ 1-Diabetikern<br />

werden die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse<br />

vom eigenen Körper zerstört, bis sie kein<br />

Insulin mehr herstellen. Die betroffenen Personen sind<br />

dann lebenslang auf Insulinspritzen angewiesen. *<br />

Das diabetische Fußsyndrom<br />

Eine der möglichen Folgeerscheinungen von Diabetes<br />

ist das diabetische Fußsyndrom. Die Deutsche Diabetes<br />

Gesellschaft (DDG) schätzt, dass rund 15 Prozent der<br />

Diabetiker im Laufe ihres Lebens davon betroffen sind.<br />

So leiden langjährige Diabetiker oft an Nervenschäden<br />

der unteren Extremitäten. Dadurch kann das Gefühlsempfinden<br />

der Füße und Unterschenkel soweit zurückgehen,<br />

bis auch Schmerzen nicht mehr wahrgenommen<br />

werden. Fehlt jedoch das wichtige Warnsignal Schmerz,<br />

beispielsweise bei einer Fußverletzung, bleibt der dann<br />

notwendige Arztbesuch aus. Chronisch-offene Wunden,<br />

die sich sogar entzünden, können die Folge sein.<br />

Man spricht dann vom diabetischen Fußsyndrom.<br />

Der Schuh als Medizinprodukt<br />

Sowohl bei der Behandlung als auch zur Vorbeugung<br />

spielt das geeignete Schuhwerk eine entscheidende<br />

Rolle. Mit dem medi DiaPro ist nun ein Schuh im Sanitätsfachhandel<br />

erhältlich, der den Anforderungen einer<br />

effektiven Versorgung gerecht wird und die Kriterien<br />

eines Medizinproduktes erfüllt. Seine zentrale Produkteigenschaft:<br />

die Druckentlastung der Füße. Sie ist eine<br />

wichtige Voraussetzung für die Heilung von Fußwunden<br />

– und das nicht nur bei Diabetikern. Möglich machen<br />

dies unter anderem der komfortable Platz im Vorfußund<br />

Zehenbereich, die weiche Vorderkappe, die druckreduzierende<br />

Polsterung sowie die orthopädische<br />

Weichbettung. Sie stabilisiert sanft die empfindlichen<br />

Füße und besitzt stoßdämpfende Eigenschaften.<br />

medi zusätzlich den Einlagenrohling medi M+ Dia an.<br />

Er besteht aus sechs Lagen, gefertigt aus hochwertigen<br />

und aufeinander abgestimmten Materialien. Das optimiert<br />

die Druckverteilung und erhöht das Wohlbefinden.<br />

Der medi M+ Dia kann vom Orthopädieschuhtechniker<br />

oder Orthopädietechniker schnell und einfach an<br />

die individuellen Anforderungen angepasst werden.<br />

In Kombination mit dem medi DiaPro bietet der Weichschaum-Rohling<br />

den gewünschten Komfort und Schutz<br />

vor Belastung der Füße.<br />

medi DiaPro: Multitalent mit moderner Optik<br />

Damit der neue medi DiaPro gerne getragen wird,<br />

achteten die Entwickler auf ein ansprechendes Design<br />

und viele Komfort-Details. Bereits der Einstieg ist<br />

durch die weit zu öffnende und gepolsterte Schuhlasche<br />

besonderes leicht. Die speziell abgestimmte Fersenpartie,<br />

der erhöhte, gepolsterte Schaftrand sowie das<br />

nahezu nahtfreie Innenfutter sorgen während des<br />

Tragens für stabilen und angenehmen Halt. Die spezielle<br />

Sohlenkonstruktion mit der breiten Laufsohle bietet mit<br />

den rutschhemmenden Eigenschaften einen sicheren<br />

Tritt sowie ein sehr gutes Abrollverhalten. Dadurch wird<br />

der Träger im Alltag, bei Spaziergängen oder bei leichten<br />

Wanderungen Schritt für Schritt unterstützt. Die<br />

höhere Bewegungsfreiheit steigert das Wohlbefinden<br />

und die Lebensqualität. Der medi DiaPro überzeugt<br />

außerdem durch seine Leichtigkeit. Gerade einmal 830 g<br />

(Größe 42) bringt er auf die Waage. Der attraktive medi<br />

DiaPro ist in den Farbvarianten Schwarz / Blau und<br />

Grau / Türkis erhältlich.<br />

* www.dzd-ev.de<br />

medi Tipp<br />

Alles Wissenswerte rund<br />

um den neuen Diabetiker-<br />

Schuh finden Sie im Flyer<br />

„Hervorragender Schutz<br />

für diabetische Füße“.<br />

Ihr Fachhändler berät Sie<br />

gerne zum medi DiaPro.<br />

Der medi Verbraucherservice<br />

hilft Ihnen gerne<br />

dabei, einen Händler in<br />

Ihrer Nähe zu finden.<br />

Telefon: 0921 912-750<br />

medi M+ Dia – die diabetische Weichbettung<br />

Für Betroffene mit besonders sensiblen Füßen bietet<br />

www.<strong>stolperstein</strong>.com • 15


„Jeder braucht Ziele<br />

in seinem Leben“<br />

Die Paralympics im Kopf<br />

Die Orte Schwarzach im Pongau, Bad Hofgastein und<br />

Pyeongchang bringen wahrscheinlich die wenigsten<br />

Menschen miteinander in Verbindung. Für den Österreicher<br />

Andreas Kurz, der seit seinem 16. Lebensjahr<br />

unterschenkelamputiert ist, bedeuten sie Vergangenheit,<br />

Gegenwart und Zukunft.<br />

Geboren am 31. Januar 1986 in Schwarzach im Pongau,<br />

lebt er heute im rund 25 Kilometer entfernten Bad<br />

Hofgastein. Sein großes Ziel liegt rund 8.600 Kilometer<br />

Luftlinie von seinem Wohnort entfernt. Es ist das<br />

südkoreanische Pyeongchang, Austragungsort der<br />

Paralympischen Winterspiele 2018. Andreas Kurz<br />

will sich für die „stehenden“ Disziplinen Super G<br />

und Riesenslalom qualifizieren. Ein weiter Weg,<br />

der zahlreiche Herausforderungen bereithält.<br />

Um seinen Traum zu erfüllen, sind vor allem Zeit für<br />

Training und Wettrennen sowie die Finanzierung des<br />

Projektes entscheidende Faktoren. Der 29-Jährige<br />

arbeitet hauptberuflich als Landesbediensteter in der<br />

Bezirkshauptmannschaft Zell am See. Da bleibt nur<br />

wenig Zeit für eine angemessene Vorbereitung. Daher<br />

will er in den nächsten drei Jahren seinen Job, zumindest<br />

in den Wintermonaten, so weit reduzieren, dass er sich<br />

optimal auf die kommenden Ski-Saisons vorbereiten<br />

und die Qualifikation zu den Paralympics schaffen kann.<br />

Damit er seinen Traum realisieren kann, ist er auf Sponsoren<br />

angewiesen. Zusammen mit weiteren österreichischen<br />

Sportlern arbeitet er gerade an einem Crowdfunding-Konzept<br />

1 , um die nötigen Gelder zu sammeln.<br />

medi hat von seinem Vorhaben im Rahmen des letzten<br />

<strong>stolperstein</strong> Skiwochenendes erfahren und ihn von<br />

Sommer 2015 bis 2018 als Testimonial unter Vertrag<br />

genommen. Seine erste „Amtshandlung“ war ein Fotoshooting<br />

zur neuen medi panthera CF Kampagne „Geh<br />

deinen Weg!“ im Berchtesgadener Land. <strong>stolperstein</strong><br />

stieg mit Andreas Kurz auf den Gipfel des Jenners und<br />

führte mit ihm ein Interview in 1.800 Metern Höhe.<br />

Herr Kurz, Sie sind jetzt Testimonial für den Bereich<br />

Prothetik bei medi. Wie finden Sie das Fotoshooting<br />

hier oben?<br />

Da ich so etwas vorher noch nie gemacht habe, war<br />

ich anfangs schon etwas nervös. Aber das Team und<br />

die Atmosphäre sind sehr locker und nach den ersten<br />

Aufnahmen war die Anspannung schnell vorbei. Zudem<br />

ist die Location hier in den Bergen natürlich gigantisch.<br />

Damit unsere Leser Sie näher kennenlernen, würden<br />

wir gerne 13 Jahre in Ihrem Leben bis zur Amputation<br />

zurückgehen. Was war die Ursache?<br />

Die Ursache war ein Autounfall im Januar 2002.<br />

Wir waren zu dritt auf dem Weg zur Berufsschule.<br />

Ein entgegenkommender Lastwagen fuhr zu sehr auf<br />

unsere Seite, so dass der Fahrer ausweichen musste<br />

und wir ins Schleudern kamen. Ein Pfahl von den Leitplanken<br />

hat mir beim Aufprall den Unterschenkel abgetrennt.<br />

Meine beiden Freunde wurden glücklicherweise<br />

nur leicht verletzt.<br />

1<br />

Crowdfunding<br />

Das sogenannte Crowdfunding stammt ursprünglich aus<br />

Amerika und hat sich aus der Finanzierung von Musikproduktionen<br />

entwickelt. Das Besondere am Crowdfunding ist, dass eine<br />

Menschenmenge (engl. crowd) ein Projekt finanziell unterstützt<br />

und es dadurch realisiert werden kann. Crowdfunding finanziert<br />

somit Projekte, Produkte oder Start-Ups aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen über das Internet.<br />

Quelle: www.fuer-gruender.de/blog/2011/06/crowd-funding,<br />

www.crowdfunding.de<br />

16 • www.<strong>stolperstein</strong>.com


<strong>stolperstein</strong> I Titelstory<br />

Andreas Kurz und sein Begleiter<br />

Horst Eckstein besteigen den<br />

Jenner im Berchtesgadener Land.<br />

www.<strong>stolperstein</strong>.com • 17


Können Sie sich noch an die Zeit im<br />

Krankenhaus erinnern?<br />

So etwas vergisst man natürlich nicht.<br />

Insgesamt wurde ich in vier Wochen<br />

fünfmal operiert und war zwei Monate<br />

im Krankenhaus. Was mir in der Zeit<br />

sehr geholfen hat, war, dass der verantwortliche<br />

Arzt mein damaliger<br />

Nachbar gewesen ist. Er hat mich<br />

super betreut und immer über die<br />

einzelnen Behandlungen informiert.<br />

Mir war aber schnell klar, dass mein<br />

Unterschenkel nicht zu retten<br />

sein wird.<br />

Wie haben Sie die ersten Schritte<br />

mit Prothese empfunden?<br />

Dadurch, dass es rund drei Monate<br />

gedauert hat, bis ich das erste Mal<br />

mit Prothese gehen konnte, war die<br />

Vorfreude riesig. Als ich dann die ersten<br />

Schritte gegangen bin, war das ein<br />

ganz besonderer Moment.<br />

Wie lange haben Sie gebraucht,<br />

um die Prothese zu akzeptieren?<br />

Nach den ersten Schritten habe ich<br />

gefühlt, dass trotz der Prothese wieder<br />

einiges möglich sein wird. Natürlich<br />

ist eine Amputation nichts Schönes.<br />

Aber für mich war eigentlich schnell<br />

klar, dass ich mich dadurch nicht<br />

hängen lassen werde. Außerdem war<br />

ich froh, dass dieser Unfall mir passiert<br />

ist und nicht jemandem aus meiner<br />

Familie oder meinem Freundeskreis.<br />

Es hört sich vielleicht komisch an,<br />

aber ich habe mir gedacht, wenn einer<br />

diese Situation meistert, dann bin ich<br />

das. Es wäre für mich viel schlimmer<br />

gewesen, wenn einem meiner beiden<br />

Brüder oder meiner Schwester der<br />

Unfall passiert wäre.<br />

Was waren und sind für Sie die<br />

größten Herausforderungen im<br />

Alltag mit der Prothese?<br />

Im Prinzip war es nur die anfängliche<br />

Gewöhnungsphase an die Prothese.<br />

Heute, 13 Jahre danach, ist es höchstens<br />

eine Herausforderung, wenn ich<br />

eine Entzündung im Stumpf habe.<br />

Ansonsten stehe ich im Alltag mit<br />

meiner Unterschenkelprothese vor<br />

keiner großen Herausforderung.<br />

Sie haben vor dem Unfall viel Sport<br />

betrieben. Hatten Sie jemals Zweifel,<br />

wieder so aktiv sein zu können?<br />

Nein. Irgendwie war für mich klar,<br />

dass ich wieder sehr aktiv sein werde.<br />

Allerdings war mir in den ersten Jahren<br />

nach der Amputation der Abschluss<br />

meiner Lehre als Installateur wichtiger<br />

als der Sport. Ich hatte damals ja noch<br />

vier Jahre Ausbildung vor mir.<br />

Als Installateur mit Unterschenkelprothese<br />

zu arbeiten klingt schwierig<br />

bis unmöglich.<br />

Unmöglich ist es nicht. Ich habe<br />

fünf Jahre lang gerne in dem Beruf<br />

gearbeitet.<br />

Warum haben Sie sich 2006 für<br />

einen anderen Beruf entschieden?<br />

Die Umschulung zum Bürokaufmann<br />

habe ich vor allem aus zwei Gründen<br />

gemacht. Einerseits wäre es sicherlich<br />

schwierig geworden, bis zur Pension<br />

mit Prothese als Installateur zu<br />

arbeiten. Zum Zweiten wollte ich<br />

mehr Sport machen. Als Installateur<br />

war meine Freizeitgestaltung sehr<br />

eingeschränkt. Um mit meinem<br />

Stumpf am Montag für die Arbeit<br />

wieder fit zu sein, habe ich beispielsweise<br />

am Wochenende auf das Skifahren<br />

verzichtet. Das wollte ich<br />

auf Dauer nicht.<br />

Stichwort „Skifahren“. Wann sind<br />

Sie nach Ihrer Amputation wieder<br />

Ski gefahren?<br />

2007 stand ich erstmals wieder<br />

auf Skiern.<br />

Gab es dafür einen bestimmten<br />

Auslöser?<br />

Da mein Unfall von der Versicherung<br />

als Arbeitsunfall gewertet wurde,<br />

hat mich der Vertreter darauf aufmerksam<br />

gemacht, dass es einen Verein für<br />

Behinderte gibt. Er hat den Kontakt<br />

zum Landesreferenten vom Behindertensport<br />

in Salzburg hergestellt.<br />

Im Winter 2007 habe ich dann einen<br />

Skikurs für Amputierte beim Skiclub<br />

18 • www.<strong>stolperstein</strong>.com


<strong>stolperstein</strong> I Titelstory<br />

für Behinderte in Salzburg gemacht.<br />

Und seit wann nehmen Sie an<br />

Skirennen teil?<br />

Das erste Rennen bin ich 2008 bei den<br />

Landesmeisterschaften gefahren.<br />

Seitdem versuche ich mich technisch<br />

und konditionell stetig zu verbessern.<br />

Was treibt Sie an, Rennen zu fahren?<br />

Es ist die Lust am Wettkampf.<br />

Sich mit anderen messen und Rennen<br />

zu gewinnen macht mir einfach<br />

großen Spaß. Früher bin ich keine<br />

Rennen gefahren, aber durch die<br />

Amputation hat sich da wirklich eine<br />

neue Tür aufgetan.<br />

Was waren bisher Ihre größten<br />

Erfolge?<br />

In der Saison 2014 / 15 habe ich in<br />

der Europacup-Gesamtwertung im<br />

Riesenslalom den 9. Platz erreicht.<br />

In der Saison zuvor war es der 3. Platz<br />

bei den Österreichischen Meisterschaften<br />

im Super G im Lachtal<br />

(Steiermark). Das war auch der<br />

Moment, in dem ich mir das Ziel<br />

Paralympics 2018 gesetzt habe.<br />

Ein großes Ziel!<br />

Sicher, aber deshalb richte ich ja auch<br />

mein privates und berufliches Leben<br />

für dieses Ziel neu aus.<br />

Wodurch unterscheidet sich Ihre<br />

Skiausrüstung von der eines<br />

gesunden Skiläufers?<br />

Eigentlich gar nicht. Ich fahre mit<br />

Unterschenkelprothese mit<br />

zwei ganz normalen Skiern.<br />

Sie haben vom Ziel „Paralympics<br />

2018“ gesprochen. Wie wichtig sind<br />

Ihnen Ziele im Leben?<br />

Ich bin der Meinung, dass jeder<br />

Mensch Ziele in seinem Leben braucht.<br />

Man sollte diese auch ehrgeizig verfolgen,<br />

ohne sich darin zu verbeißen.<br />

Mir sind die Paralympischen Winterspiele<br />

2018 sehr wichtig und ich werde<br />

dieses Ziel ehrgeizig verfolgen. Aber ich<br />

will auch noch Spaß und Freude am<br />

Leben haben.<br />

An welchen Wettkämpfen nehmen<br />

Sie zur Vorbereitung auf die<br />

Paralympics teil?<br />

Ich plane, an allen nationalen und an<br />

möglichst vielen internationalen<br />

Rennen teilzunehmen. Je mehr Rennerfahrung<br />

ich sammeln kann, umso<br />

besser ist es für meine Weiterentwicklung<br />

und umso größer werden<br />

die Chancen, bei den Paralympics<br />

teilnehmen zu können.<br />

Wie viele Rennen werden das<br />

ungefähr sein?<br />

Zählt man die nationalen Wettkämpfe<br />

Paralympics<br />

Die Idee zu den Paralympics entstand nach dem Zweiten Weltkrieg.<br />

Im Juli 1948 fanden die „International Stoke Mandeville Games“, die ersten<br />

sportlichen Wettkämpfe für Behinderte, statt. Die Spiele wurden nach<br />

einem Hospital benannt, in dem Kriegsveteranen versorgt wurden.<br />

Damals nahmen 14 kriegsversehrte Männer und Frauen mit Rückenmarksverletzungen<br />

teil.<br />

1960 fanden in Rom die ersten Paralympischen Sommerspiele statt,<br />

an denen bereits 400 Athleten aus 21 Nationen teilnahmen. Seitdem<br />

werden die Sommerspiele für Behinderte immer im selben Jahr und<br />

seit 1988 auch am Austragungsort der Olympischen Spiele veranstaltet.<br />

Mit den Paralympischen Spielen 2012 in London und einer Teilnahme<br />

von rund 4.400 Athleten aus mehr als 160 Ländern ist auch die Medienpräsenz<br />

deutlich gestiegen. Sogar zur Hauptsendezeit wurden hier einige<br />

Wettkämpfe übertragen. Damit wird auch die Gleichstellung der behinderten<br />

Sportler mit den Athleten der Olympischen Spiele vorangebracht,<br />

die genauso hohe Leistungen wie ihre Kollegen bei den Olympischen<br />

Spielen erzielen.<br />

Die ersten Paralympischen Winterspiele wurden 1976 in Örnsköldsvik<br />

(Schweden) durchgeführt. Seit 1992 finden auch sie in dem Ort der<br />

Olympischen Winterspiele statt. Zu den Disziplinen zählen Ski Alpin,<br />

Ski Nordisch, Sledge-Eishockey, Rollstuhl-Curling, Biathlon und Para-<br />

Snowboarding. Die 12. Winter-Paralympics werden in Pyeongchang<br />

(Südkorea) ausgetragen. Sie finden wie gewohnt im Anschluss an die<br />

Olympischen Spiele vom 09. bis 18. März 2018 statt.<br />

Quellen: www.paralympia.de<br />

www.oepc.at/DieGeschichtederParalympicsQQid-24-42.html<br />

de.wikipedia.org/wiki/Paralympische_Spiele<br />

www.<strong>stolperstein</strong>.com • 19


zusammen, gibt es rund zwölf Rennen<br />

in Österreich. Dazu kommen die internationalen<br />

Rennen, die IPC Rennen<br />

(Rennen des International Paralympic<br />

Committee, Anm. d. Red.) bei denen<br />

man Punkte sammeln kann.<br />

Schließlich gibt es ganz klassisch den<br />

Europa-Cup und den World-Cup.<br />

Auf internationaler Ebene kommen<br />

somit noch einmal rund zwanzig<br />

Rennen dazu.<br />

Welche Leistung muss man bringen,<br />

um sich für die Paralympics zu<br />

qualifizieren?<br />

Die genauen Kriterien für 2018 kenne<br />

ich noch gar nicht. Man muss aber eine<br />

bestimmte IPC Punktzahl erreichen,<br />

um überhaupt starten zu dürfen.<br />

Auch national gibt es sehr strenge<br />

und sehr hohe Qualifikationskriterien.<br />

Es ist also schon eine starke Leistung,<br />

wenn man sich qualifiziert und für<br />

Österreich bei den Paralympics startet.<br />

Wann geht die Vorbereitung auf die<br />

kommende Saison los?<br />

Ab Anfang Juni geht das Training los.<br />

Da stehen vor allem Koordination,<br />

Ausdauer und Krafttraining im Fokus.<br />

Auf die Piste geht es dann im Oktober.<br />

In welchem Skigebiet trainieren<br />

Sie normalerweise?<br />

Mit der Mannschaft sind wir oft<br />

am Stubaier Gletscher. Ansonsten<br />

trainiere ich viel bei mir daheim in<br />

Bad Hofgastein. Da habe ich die<br />

Piste quasi direkt vor der Haustür.<br />

Inwieweit möchten Sie mit dem<br />

Ziel Paralympics 2018 auch ein<br />

Zeichen setzen, dass Menschen<br />

mit Behinderung tolle Leistungen<br />

schaffen können?<br />

Klar ist es eine Motivation, anderen<br />

behinderten Menschen zu zeigen,<br />

was alles möglich ist. Resignieren<br />

ist trotz Amputation keine Option.<br />

Es geht immer weiter. Ich muss natürlich<br />

sagen, dass ich in der glücklichen<br />

Lage bin, „nur“ unterschenkelamputiert<br />

zu sein. Von meinen Kollegen,<br />

mit denen ich unterwegs bin, habe ich<br />

das geringste Übel.<br />

Mit der heutigen Entwicklung im<br />

Prothesenbereich kann man als Unterschenkelamputierter<br />

eigentlich alles<br />

machen, was man will. Einschränken<br />

kann man sich da nur vom Kopf her.<br />

Ich kann natürlich nur für mich<br />

sprechen, aber was ich will,<br />

kann ich auch machen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch,<br />

Herr Kurz!<br />

20 • www.<strong>stolperstein</strong>.com


<strong>stolperstein</strong> I Titelstory<br />

„Wir wollen echte Geschichten<br />

mit echten Menschen für<br />

unsere Kampagnen“<br />

Interview mit Andrea Eber, Leitung Markenführung<br />

Frau Eber, Andreas Kurz steht für die nächsten drei Jahre<br />

als Testimonial bei medi unter Vertrag. Wie kam es zu<br />

dieser Zusammenarbeit?<br />

Das war Zufall. Unser Kollege, Manfred Auer, der selbst beinamputiert<br />

ist, gehört nicht nur seit Jahren zum Trainerstab<br />

beim <strong>stolperstein</strong> Ski-Event, sondern ist auch Trainer von<br />

Andreas Kurz. Manfred hat mich im Frühjahr angesprochen,<br />

dass Andreas gut zu medi passen würde.<br />

Wir haben ihn dann zum diesjährigen Skiwochenende Mitte<br />

April ins Kaunertal eingeladen, wo er spontan als Skilehrer<br />

eingesprungen ist. Das hat mir gleich imponiert. Bei den<br />

gemeinsamen Gesprächen haben wir uns super verstanden,<br />

und so stand die Zusammenarbeit schnell fest.<br />

Was hat medi überzeugt, Andreas Kurz bis zu seinem<br />

Vorhaben „Paralympics 2018“ zu unterstützen?<br />

Er ist ein sehr sympathischer, offener Typ, der weiß was er<br />

will. Daher passt er schon alleine von seiner Persönlichkeit zu<br />

medi. Hinzu kommt, dass wir seine Ziele sehr interessant finden<br />

und er damit unsere neue medi panthera CF Kampagne<br />

„Geh deinen Weg!“ bereichert.<br />

Welche Leistungen übernimmt medi?<br />

medi wird ihn finanziell unterstützen und mit Prothesenpassteilen<br />

versorgen.<br />

Welche Aufgaben hat Andreas Kurz als Testimonial?<br />

Aktuell ist er in der medi panthera Kampagne das Gesicht für<br />

unseren hochmobilen Prothesenfuß medi panthera CF II.<br />

Darüber hinaus wird er an einigen medi Veranstaltungen<br />

teilnehmen und natürlich wieder beim <strong>stolperstein</strong><br />

Skiwochenende dabei sein. Auf unserer Internetseite<br />

<strong>stolperstein</strong>.com sind regelmäßige Berichte über ihn,<br />

seine Vorbereitung auf die kommende Saison und natürlich<br />

über die Paralympics 2018 geplant.<br />

Sind spezielle sportliche Leistungen vereinbart?<br />

Nein, die gibt es nicht. Wir möchten Andreas dabei<br />

unterstützen, sein großes Ziel Pyeongchang zu erreichen.<br />

Wie nahe er diesem Ziel letztlich kommt, weiß vorher<br />

niemand. Wir drücken aber fest die Daumen und sind<br />

überzeugt, dass er es schaffen kann.<br />

Was sind die Ziele der Zusammenarbeit?<br />

Bei medi wollen wir im Rahmen unserer Kampagnen authentische<br />

Geschichten erzählen, mit denen sich Anwender und<br />

Techniker identifizieren können. Andreas ist hierfür ein<br />

Glücksfall. Ihn möchten wir in den nächsten drei Jahren<br />

begleiten und Menschen in einer ähnlichen Situation zeigen,<br />

was alles trotz Handicap möglich ist. Dafür ist Andreas Kurz<br />

die perfekte Person.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Weitere Informationen<br />

Auf der Homepage www.<strong>stolperstein</strong>.com erfahren Sie mehr über<br />

Andreas Kurz und seine Vorbereitung auf die kommende Skisaison.<br />

www.<strong>stolperstein</strong>.com • 21


Freiheit für<br />

die besonderen<br />

Momente im Leben<br />

Prothesenträger berichten von<br />

ihren besonderen Erlebnissen.<br />

Ein ganz besonderer Moment – jeder Mensch denkt dabei an<br />

etwas anderes. Für die einen ist es ein lustiger Familienausflug,<br />

für die anderen vielleicht ein romantisches Abendessen<br />

mit dem Partner oder der Moment, in dem man nach einer<br />

Reise von Freunden am Bahnhof empfangen wird. Oft sind es<br />

dabei die kleinen und sehr persönlichen Dinge, die den<br />

Moment unvergesslich machen. Auf <strong>stolperstein</strong>.com<br />

wollen wir von den Leserinnen und Lesern wissen, was<br />

ihr besonderer Moment ist. Die schönsten, lustigsten<br />

und berührendsten Momente werden auf der Internetseite<br />

veröffentlicht. Lassen Sie uns an Ihrem besonderen Moment<br />

teilhaben! Als kleine Inspiration präsentieren wir Ihnen<br />

hier bereits vorab die besonderen Momente von zwei<br />

Prothesenträgern.<br />

Urban Axtmann<br />

Mein besonderer Moment: die<br />

ersten Schritte mit der Prothese<br />

Urban Axtmann ist auch mit Prothese<br />

sehr aktiv und unternahm bereits eine<br />

Radtour nach Amsterdam.<br />

Für mich war es ein ganz besonderer<br />

Moment, als ich das erste Mal meine<br />

Prothese anlegte und sofort loslaufen<br />

konnte. Schon nach knapp fünf<br />

Stunden ließen die Druckschmerzen<br />

nach. Ebenso schön war der<br />

50. Geburtstag eines Freundes:<br />

Nach langer Zeit wagte ich mich<br />

wieder auf die Tanzfläche – und das<br />

Tanzen funktionierte super, ohne<br />

vorheriges Extra-Training!<br />

22 • www.<strong>stolperstein</strong>.com


<strong>stolperstein</strong> I Dialog<br />

Petra Zohren<br />

Mein besonderer Moment:<br />

mein Flug mit einem Heißluftballon<br />

Als ich vor 18 Jahren aufgrund eines Osteosarkoms<br />

mein linkes Bein bis oberhalb des Knies verlor, musste<br />

ich lernen, mein „neues“ Leben zu akzeptieren. Durch<br />

eine gute prothetische Versorgung, einen ausgezeichneten<br />

Techniker und den Zuspruch meiner Familie und<br />

Freunde bekam ich immer mehr Mut, mich der Situation<br />

zu stellen. Ich bin eine fröhliche Frau, die gerne reist und<br />

aktiv am Leben teilnimmt. Ich habe bereits Kanada und<br />

zahlreiche andere Länder besucht. Auch die Musik<br />

gehört zu meinen Leidenschaften, denn ich singe in<br />

einem Pop-Chor. Schon länger hegte ich den Wunsch,<br />

einmal mit einem Heißluftballon zu fliegen und die<br />

Landschaft sowie die Ruhe von oben zu genießen.<br />

Als ich die Chance bekam, bei einem medi Fotoshooting<br />

mit Heißluftballon mitzuwirken, war ich total begeistert.<br />

Es hat mir viel Freude bereitet, die Hürde des<br />

Einstiegs in den Ballon zu meistern. Die Landung verlief<br />

reibungslos, genau wie der Aufstieg. Wieder habe ich<br />

einen Schritt nach vorne gemacht, mich etwas getraut<br />

und Neues ausprobiert. Belohnt wurde ich dafür mit<br />

einer wunderbaren Aussicht und einer Ruhe, die ich so<br />

noch nie erlebt habe.<br />

Petra Zohren erfüllte sich als Prothesen-<br />

Model bei medi den Traum vom Fliegen.<br />

Gewinnspiel – was ist Ihr besonderer Moment?<br />

Erzählen Sie uns von Ihrem ganz persönlichen, besonderen Moment und lassen Sie auch andere Leser an Ihrer<br />

rührenden oder lustigen Anekdote teilhaben! Unter allen Teilnehmern verlosen wir drei Paar medi Schuhe und<br />

zehn medi Armbanduhren. Hier geht es zum Gewinnspiel: www.<strong>stolperstein</strong>.com/gewinn<strong>27</strong><br />

www.<strong>stolperstein</strong>.com • 23


Geh deinen Weg –<br />

mit medi panthera ®<br />

Jetzt neu:<br />

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Prothesenfüße für komfortables,<br />

dynamisches Gehen und ein<br />

selbstbestimmtes Leben.<br />

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medi. ich fühl mich besser.

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