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Auf dem Weg zur Wahl des neuen Papstes

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2./3. März 2013 / Nr. 9 rePortAge<br />

Im Armenviertel von El Pozón leben<br />

50 0000 Menschen in ärmlichen Hütten<br />

und Bretterverschlägen.<br />

ser und Strom. Die Zementsteine<br />

werden von den Bewohnern der<br />

Siedlung in Eigenarbeit hergestellt.<br />

Alle Häuser erhalten ein solides<br />

Fundament. Wegen der großen Hitze<br />

tagsüber beginnen die Bewohner<br />

von San Cristóbal bereits ab zwei<br />

Uhr morgens mit der Arbeit. Beim<br />

Selbstbau der neuen Behausungen<br />

erwerben die Menschen Wissen, das<br />

sie später befähigt, als Maurer oder<br />

Elektriker tätig zu werden.<br />

Der dritte Schwerpunkt der Reise<br />

sind Projektbesuche bei Vertriebenen<br />

und Gewaltopfern. „In 20 Minuten<br />

seid ihr weg“, sagt ein Maskierter,<br />

der José* einen Revolver an<br />

die Stirn hält. José verlässt Hals über<br />

Kopf mit seiner Frau und seinen<br />

beiden kleinen Töchtern sein Land.<br />

Alles, was er besitzt, ist ein Zettel,<br />

den er aus seiner Brieftasche kramt.<br />

Es ist eine behördliche Bestätigung,<br />

dass José einen Antrag auf Entschädigung<br />

gestellt hat. Er hat sich irgendwie<br />

über 500 Kilometer nach<br />

Cartagena durchgeschlagen und ist,<br />

wie 26 andere Familien, im Sleep-in<br />

der Caritas gelandet. Hier gibt es einen<br />

Schlafplatz und etwas zu essen.<br />

Außerdem psychosoziale Betreuung<br />

und rechtlichen Beistand.<br />

Bei einem Treffen mit dem Erzbischof<br />

von Cartagena, Jorge Jimenez,<br />

geht es um die Situation von Vertriebenen.<br />

Einige Sprecher von Betroffenen<br />

aus dem Raum Riohacha und<br />

Santa Marta, unweit der Grenze zu<br />

Venezuela, sind dazu angereist. Die<br />

Bevölkerung wird dort von kleinen<br />

paramilitärischen Banden terrorisiert.<br />

Im Nordosten Kolumbiens liegt<br />

auch die größte Steinkohlemine Lateinamerikas,<br />

El Cerrejón. Der Bergbau<br />

ist eine Entwicklungsloko motive<br />

Kolumbiens, die große Teile des Regenwaldes<br />

überrollt. Kolumbien gehört<br />

zu den wichtigsten Kohlelieferanten<br />

der deutschen Stromversorger.<br />

Die Mine steht auch für schwerste<br />

Umweltschäden und Men schenrechtsverletzungen.<br />

das recht der Faust<br />

Kolumbien ist bis heute ein Land<br />

mit fehlender Rechtsstaatlichkeit, in<br />

dem an vielen Orten das Faustrecht<br />

gilt. „Als die Arbeit mit der Pastoral<br />

Social begann, war es wie neu geboren<br />

zu werden“, sagt Carlos, ein<br />

Vertreter der Viva, einem indigenen<br />

Volk, bei dem viele weder lesen noch<br />

schreiben können. Bis heute sterben<br />

dort Kleinkinder aufgrund der<br />

schlechten Ernährungslage.<br />

Viele der Vertriebenen landen in<br />

den Slums der Großstädte. So wie<br />

im Barrio El Pozón, einem Stadtteil<br />

Cartagenas, in dem 50 000 Menschen<br />

leben. Die Wege zwischen den<br />

Bretterverschlägen und den Hütten<br />

sind hier schlammig und von Abfall<br />

gesäumt. In El Pozón gibt es zahlreiche<br />

Jugendbanden und viel Vandalismus.<br />

Jeder Laden zahlt Schutzgeld.<br />

Irgendwie funktioniert dennoch<br />

eine einfache Infrastruktur mit<br />

18 Schulen, einem Krankenhaus,<br />

drei Pfarreien und einem Transportsystem.<br />

Trotz der schwierigsten<br />

Lebensbedingungen haben die<br />

Menschen den Lebensmut nicht<br />

aufgegeben. Auf die Frage, wie die<br />

Helfer mit diesen ausweglos erscheinenden<br />

Lebensbedingungen umgehen,<br />

sagt Irene von der diözesanen<br />

Pastoral Social: „Wenn wir nicht bei<br />

den Menschen sind, wer dann?“<br />

Thomas Gleißner<br />

*Name geändert<br />

Die Wege zwischen den Bretterverschlägen und den Hütten sind im Barrio El Pozón schlammig und von Abfall gesäumt.<br />

Fotos: Gleißner

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