Augsburg

dIe WoCHe 2./3. März 2013 / Nr. 9
Historisches & namen der Woche
Am 4. März 1933 wurde Franklin D. Roosevelt (Mitte) als Präsident vereidigt.
Foto: Keystone
vor 80 Jahren
ein weitsichtiger reformer
Kein US-Präsident regierte länger als Franklin D. Roosevelt
„das einzige, was wir fürchten müssen,
ist die Furcht selbst!“ mit diesem
Kernsatz versuchte der neue
Amtsinhaber in seiner Antrittsrede,
eine zutiefst verunsicherte nation
aus der depression zu reißen: Am
4. märz 1933 zog mit Franklin d.
roosevelt einer der visi onärsten und
energischsten Politiker ins Weiße
Haus ein. Wie kein anderer prägte
er das moderne regie rungssystem
der usA, und er avancierte an der
seite Winston Churchills und Josef
stalins zum großen gegenspieler
Adolf Hitlers.
Franklin Delano Roosevelt, geboren
am 30. Januar 1882, ent stammte einer
der vornehmsten Familien Neuenglands.
Nach dem Jurastudium
ging er wie selbstverständlich in die
Politik. 1910 wurde er Se nator von
New York, anschließend Marinestaatssekretär.
Doch 1921 erkrankte er
schwer an Kinder lähmung. Trotz intensiver
Behandlungs versuche blieb er an
den Rollstuhl ge bunden. Wenn er sich
im Stehen zeigen wollte, benötigte er
Krücken oder schwere Stahlschienen
an den Beinen. Roosevelt bewältigte
die Krise mit ungeheurer Selbstdisziplin
und schier uner schütterlichem
Selbstvertrauen, unterstützt von seiner
Frau (und bedeutenden politischen
Beraterin) Eleanor.
1928 meldete er sich als Gouverneur
von New York zurück. Als programmatischer
Hoff nungsträger der Demokratischen
Partei setzte er sich bei
der Präsiden tenwahl am 8. November
1932 ge gen den republikanischen
Amtsinhaber Herbert Hoover durch.
Die katastrophalen Folgen der Weltwirtschaftskrise
hatten die USA in einen
Schockzu stand versetzt. Im März
1933 waren 13,7 Millionen Menschen
arbeitslos. Roosevelt hatte den Wählern
einen grund legen den Reformkurs
und gerechten Neuanfang versprochen.
Bei seinem „New Deal“-Pro gramm
sollten quasi die sozialen Karten neu
gemischt werden. Sofort nach seinem
Amtsantritt rief er gleichsam zum
„Krieg gegen die Not“ der Großen
Depression auf. Seine Waffe war eine
beispiellose, interventionistische Sozialstaatspolitik:
Großprojekte sollten
die Arbeitslosigkeit senken, Sozialgesetze
und Wohlfahrtsprogramme
die Armut lin dern. Zudem stattete
Roosevelt das Weiße Haus mit einem
rapide wachsenden Behördenappa rat
aus. Es entstand die moderne Präsidentschaft,
welche den Kongress als
bislang dominante Institution in die
zweite Reihe verbannte.
gefragter stratege
Dem ökonomischen Ausnahmezustand
im Inneren folgte der Zweite
Weltkrieg. Im Gegensatz zur öffentlichen
Meinung war Roosevelt von
vornherein von der Notwendigkeit
überzeugt, dass die USA in den Kampf
gegen Hitler-Deutschland und Japan
eintreten. Nach Pearl Harbor waren
seine Qualitäten als Militärstratege
gefragt. Zusammen mit Churchill und
Stalin formulierte er die Grundzüge der
Nachkriegsordnung.
Roosevelt wurde 1936, 1940 und 1944
wiedergewählt; niemand regierte länger
die Geschicke der USA. Am 12. April
1945 erlag der wohl bedeutendste US-
Präsident des 20. Jahrhunderts einem
Gehirnschlag.
Michael Schmid
3. märz
Friedrich, Kunigunde, Liberat Weiß,
Katherine maria drexler, Camilla
Vor 375 Jahren, am 3. März 1638,
wurde der deutscher Mathematiker
und lutherische Theologe Michael
Walther im ostfriesischen Aurich geboren.
Er war ein früher Verfechter
der deutschen Sprache an der Universität.
1692 starb er in Wittenberg.
4. märz
Kasimir von Polen, rupert von deutz,
Humbert, Placida viel
Am 4. März 1953, vor 60 Jahren,
unterzeichneten die Alliierte Hohe
Kommission und Vertreter der Firma
Friedrich Krupp in Bonn den
Vertrag, mit dem sich Krupp verpflichtete,
seine Montanbeteiligungen
abzutreten.
5. märz
dietmar von minden, olivia, Lucius I.,
Johann Joseph von Kreuz
Nach der Machtübernahme Adolf
Hitlers fanden am 5. März 1933 die
letzten Reichstagswahlen mit mehr
als einer Partei statt. Trotz des braunen
Terrors nach dem Reichstags-
Brand erreichten die Nationalsozialisten
nur 43,9 Prozent. Dennoch
wurde das „Ermächtigungsgesetz“
mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit
verabschiedet: Die Kommunisten
waren geflohen oder verhaftet, von
den anderen Abgeordneten stimmten
lediglich die der SPD dagegen.
6. märz
nicolette boillet, Franziska streitel,
Fridolin, rosa von viterbo, Quiriacus
Vor 30 Jahren fand in der Bundesrepublik
die Wahl zum zehnten Bundestag
statt. Die Unionsparteien
gingen gestärkt daraus hervor, die
FDP geschwächt. Erstmals zogen
die Grünen ins Parlament ein.
7. märz
Perpetua und Felicitas, reinhard,
theresia margareta, volker
Vor 80 Jahren, am 7. März 1933,
wurde Hannelore Kohl in Berlin geboren.
Sie war die Ehefrau des langjährigen
Bundeskanzlers Helmut
Kohl (CDU). Die letzten Jahre ihres
Lebens litt sie an einer Lichtallergie,
sodass sie das Haus so gut wie nicht
mehr verlassen konnte. Sie starb
2001 in Oggersheim.
8. märz
gerhard von Clairvaux, Johannes von
gott, michael Wittmann, Julianus
Der deutsche Literaturwissenschaftler
und Rhetorik-
Professsor Walter
Jens feiert am 8.
März 90. Geburtstag.
Er ist schwer
an Demenz erkrankt
und erkennt seine Familie
kaum noch. Mit dem Theologen
Hans Küng trat er früher für ein
„selbstverantwortetes Sterben“ ein.
9. märz
bruno, Franziska, gregor von nyssa,
Katharina von bologna
Am 9. März 1888, starb der deutsche
Kaiser Wilhelm I. (* 1797).
Seine Regierungszeit war wesentlich
vom Wirken Otto von Bismarcks als
preußischer Ministerpräsident und
Reichskanzler geprägt.
Zusammengestellt von Agnes Neumann;
Foto: KNA
Hannelore Kohl, die Frau von Bundeskanzler Helmut Kohl (links), schüttelt Papst
Johannes Paul II. bei seiner Deutschlandreise 1987 die Hand.
Foto: KNA