Augsburg
Auf dem Weg zur Wahl des neuen Papstes
Auf dem Weg zur Wahl des neuen Papstes
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2./3. März 2013 / Nr. 9 mIteInAnder<br />
der druck ist größer geworden<br />
Viele Eltern neigen heute zu einem übervorsichtigen Erziehungsstil<br />
Im Dunkeln darf das Kind nicht<br />
aus dem Haus, zur Schule wird es<br />
gefahren: Übervorsichtige Eltern<br />
tun ihrem Nachwuchs keinen Gefallen.<br />
Denn sie übertragen eigene<br />
Ängste auf ihre Kinder.<br />
Übervorsichtige Eltern möchten<br />
ihr Kind perfekt erziehen und ihm<br />
jede unangenehme Erfahrung ersparen.<br />
Wichtige Fähigkeiten kann<br />
der Nachwuchs so nur schwer entwickeln:<br />
Selbstvertrauen, Durchhaltevermögen,<br />
den Umgang mit Konflikten<br />
und Ängsten.<br />
Der Hirnforscher Ralph Dawirs<br />
aus Erlangen spricht von „Einmischeritis“<br />
der Eltern. „Die Gründe<br />
sind komplex“, sagt er. Viele davon<br />
liegen in der gesellschaftlichen Veränderung:<br />
Es gibt immer weniger<br />
Kinder, auf die sich nun alles konzentriert.<br />
Sie sollen in der Leistungsgesellschaft<br />
bestehen, die Ansprüche<br />
sind entsprechend hoch. Früher<br />
lebte der Nachwuchs häufiger in<br />
Großfamilien, die Kinder im Viertel<br />
spielten zusammen. Die Erziehung<br />
verteilte sich auf mehrere Erwachsene.<br />
„Damit existierte auch ein natürliches<br />
Korrektiv“, sagt Dawirs. Die<br />
heutigen Eltern können darauf oft<br />
Kinder müssen lernen, sich etwas zuzutrauen.<br />
Foto: KNA<br />
nicht mehr bauen, der Druck auf sie<br />
ist größer geworden.<br />
Einen richtigen Erziehungsstil<br />
gebe es nicht – schließlich sei jeder<br />
Mensch anders und reagiere entsprechend.<br />
„Und es ist normal, Fehler<br />
zu machen“, beruhigt der Arzt<br />
Ingo Spitczok von Brisinski vom<br />
Fachbereich Psychiatrie, Psychosomatik<br />
und Psychotherapie des Kindes-<br />
und Jugendalters an der LVR-<br />
Klinik Viersen. „Kinder können viel<br />
aushalten. Und die meisten Fehler in<br />
der Erziehung können wieder ausgebügelt<br />
werden, wenn die Eltern sich<br />
nicht zu radikal verhalten.“<br />
Doch diese Gefahr besteht bei<br />
den übervorsichtigen Eltern. „Die<br />
Kinder werden ängstlich und zögerlich“,<br />
erklärt die Hamburger Familienberaterin<br />
und Buchautorin Felicitas<br />
Römer die Folgen. Weil diese<br />
Kinder sich sehr wenig zutrauen,<br />
kann es lange dauern, bis sie endlich<br />
auf eigenen Beinen stehen. Manche<br />
neigten auch dazu, sich als Mittelpunkt<br />
der Welt zu betrachten.<br />
Viele Freunde haben überbehütete<br />
Kinder meist nicht, das liegt auch<br />
an ihrer kritischen Grundeinstellung.<br />
„Sie sind viel zu vorsichtig, um<br />
auf Leute zuzugehen und zu schauen,<br />
ob das ein Netter oder ein Doofer<br />
ist“, sagt Spitczok von Brisinski.<br />
Den übervorsichtigen Eltern ist<br />
nicht bewusst, was sie mit ihrem Verhalten<br />
dem Nachwuchs antun. Ob<br />
sie früh oder spät Eltern geworden<br />
sind, ist unerheblich. Sie bringen<br />
ihren Nachwuchs noch zur Schule,<br />
wenn deren Altersgenossen längst<br />
miteinander zu Fuß gehen. Eine<br />
grundsätzliche Sorge um das Kind ist<br />
zwar völlig normal. „Wenn das Kind<br />
das erste Mal alleine in die Schule<br />
geht, ist es einem natürlich mulmig“,<br />
so Spitczok von Brisinski. Doch es<br />
müsse eine kognitive (gedankliche)<br />
Korrektur einsetzen – die Einsicht,<br />
dass es so das Beste und die Gefahr<br />
eines Unglücks äußerst gering ist.<br />
Woher kommt die Angst?<br />
„Eltern müssen erkennen, dass<br />
ihre Macht und ihr Einfluss auf das<br />
Leben der Kinder begrenzt ist“, sagt<br />
Familienberaterin Römer. Sie sollten<br />
sich mit sich selbst auseinandersetzen,<br />
mit ihren Gefühlen und ihrem<br />
Verhalten. Sie sollten sich fragen:<br />
Was macht mir Angst, und woher<br />
kommt das? Gebe ich die Angst an<br />
mein Kind weiter? Kann es sein, dass<br />
ich mit meiner Sorge das Kind an<br />
mich binde?<br />
Eltern sollten es aushalten können,<br />
wenn ihr Kind mal wütend oder<br />
ängstlich ist. Dazu kommt die Akzeptanz,<br />
dass der Nachwuchs mit zunehmendem<br />
Alter immer mehr eigene<br />
Wege geht. „Das fällt naturgemäß<br />
schwerer, je mehr das Lebensglück<br />
an den Kindern festgemacht wird“,<br />
sagt Römer. Deshalb sollten sich Eltern<br />
bewusst um ihr eigenes Leben<br />
kümmern – in der Partnerschaft, im<br />
Freundeskreis und im Beruf. dpa<br />
tägliches gespräch<br />
Junge Eltern sollten in ihrem Alltag<br />
auch auf Zweisamkeit achten. Täglich<br />
zehn Minuten Gespräch, um sich zu<br />
erzählen, wie es ihnen geht, reichten<br />
schon aus, sagt die Familientherapeutin<br />
Michaela Herchenhan in der<br />
Zeitschrift „Junge Familie“ (Ausgabe<br />
1/2013). Durch solch ein tägliches<br />
Gesprächsritual bestehe weniger die<br />
Gefahr, dass sie über den Nachwuchs<br />
ihre Paarbeziehung vergessen. dpa<br />
Beilagenhinweis<br />
(außer Verantwortung der Redaktion).<br />
Dieser Ausgabe liegt bei: Versandprospekt<br />
von Walbusch Walter<br />
Busch GmbH, Solingen. Einem Teil<br />
dieser Ausgabe liegt bei: Prospekt<br />
mit Spendenaufruf von Herz-Jesu-<br />
Provinz der Pallottiner e.V., Limburg,<br />
Prospekt mit Spendenaufruf<br />
von Institut Christus König und Hohepriester,<br />
Bayerisch Gmain, Versandprospekt<br />
von St. Benno-Verlag,<br />
Leipzig, und Versandprospekt von<br />
MDM Münzhandelsgesellschaft,<br />
Braunschweig. Wir bitten unsere<br />
Leser um freundliche Beachtung.<br />
großeltern bedeuten<br />
Abwechslung<br />
Kaum sind Oma und Opa da, sind<br />
die Eltern abgemeldet. Mutter und<br />
Vater sollten das als gutes Zeichen<br />
werten. Denn es bedeutet nicht, dass<br />
die Eltern auf einmal unwichtig sind.<br />
Kleine Kinder wissen sehr wohl, dass<br />
die Eltern als Bindungspersonen da<br />
sind. Den Besuch der Großeltern<br />
empfinden die Kleinen als Spaß und<br />
Abwechslung. Und Eltern können<br />
von der engen Bindung profitieren:<br />
„Bei einem vertrauten Verhältnis<br />
von Enkel und Großeltern können<br />
Eltern diese eher zur eigenen Entlastung<br />
einsetzen“, erklärt Hermann<br />
Scheuerer-Englisch von der Bundeskonferenz<br />
für Erziehungsberatung.<br />
Problematisch wird es, wenn die<br />
Eltern spüren, dass die Großeltern<br />
mit ihnen um die Gunst des Kindes<br />
rivalisieren. Oder wenn Oma und<br />
Opa Erziehungsvorstellungen der Eltern<br />
vor dem Kind schlechtmachen<br />
oder ihm im Beisein der Eltern etwas<br />
anderes erlauben. Damit schwächen<br />
sie die Eltern in ihrer Rolle gegenüber<br />
dem Kind. Bemerken Mutter<br />
oder Vater ein solches Verhalten,<br />
sollten sie es sofort ansprechen und<br />
klären, rät Scheuerer-Englisch. dpa<br />
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