Augsburg
Auf dem Weg zur Wahl des neuen Papstes
Auf dem Weg zur Wahl des neuen Papstes
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2./3. März 2013 / Nr. 9 rom und dIe WeLt<br />
DIE WELT<br />
Noch mehr Information zu den „papabili“<br />
Ab Freitag, 1. März, vefügbar<br />
nACHFoLger benedIKts XvI.<br />
Wer wird neuer Papst?<br />
Vor dem Konklave: Im Vatikan gelten zwölf Kandidaten als „papabili“<br />
ROM – Viele Fragen sind für das<br />
kommende Konklave noch offen.<br />
Klare Favoriten oder Fraktionen<br />
gibt es noch nicht. Zwölf Kardinäle<br />
haben aber nach Meinung der sogenannten<br />
„Vaticanisti“ – also der<br />
Vatikankorrespondenten – gute<br />
Chancen.<br />
In Rom nennt man sie „papabili“<br />
– also die „Papstfähigen“. Damit sind<br />
die Favoriten gemeint, die für den<br />
weißen Rauch aus dem Kamin der<br />
Sixtinischen Kapelle sorgen könnten.<br />
Dabei handelt es sich nicht einfach<br />
nur um eine Medienspekulation.<br />
Die „papabili“ haben durchaus eine<br />
wichtige Rolle, denn damit haben<br />
die wahlberechtigten Kardinäle ein<br />
„Gesprächsthema“, um bei Diskussionen<br />
untereinander mögliche Kandidaten<br />
zu eruieren. Das Konklave ist<br />
eine geheime Wahlprozedur, doch<br />
niemand hinter der verschlossenen<br />
Tür wünscht sich einen chaotischen<br />
Wahlgang.<br />
Bevor überhaupt ein „papabile“<br />
genannt wird, werden sich die 116<br />
Kardinäle, die am Konklave teilnehmen,<br />
die Frage stellen, welches Profil<br />
der neue Papst haben sollte. Die<br />
Favoriten spielen deshalb quasi die<br />
Rolle der „Fraktionsvertreter“.<br />
Ging es in der Vergangenheit vor<br />
allem um Papstanwärter, die man<br />
als „konservativ“ oder „progressiv“<br />
bezeichnete, wird es diesmal um die<br />
Frage gehen, ob der „Neue“ die Kurie<br />
leiten und ein Arbeitsteam aufbauen<br />
kann, das sein Vertrauen hat. Neben<br />
der Arbeit im Vatikan wird es darum<br />
gehen, die Einheit in der Weltkirche<br />
zu stärken. Somit wird jemand gesucht,<br />
der pastoral gut auftreten kann.<br />
Die „Vaticanisti“ erwarten wieder einen<br />
Papst, der viele Auslandsbesuche<br />
in aller Welt absolvieren wird.<br />
Was viele interessiert, ist die Nationalität<br />
des Nachfolgers Benedikts<br />
XVI. Die größte Länderfraktion<br />
bilden die Italiener, die auch einige<br />
„papabili“ vorweisen können. Gute<br />
Chancen werden außerdem Südamerikanern<br />
eingeräumt, weil sie<br />
meist europäischer Abstammung<br />
sind und gleichzeitig die wachsende<br />
„Kirche des Südens“ repräsentieren.<br />
Immer wieder genannt werden aber<br />
auch Afrikaner und Asiaten, weil sie<br />
Kontinente vertreten, auf denen die<br />
katholische Kirche am schnellsten<br />
und beeindruckendsten wächst. Die<br />
Nordamerikaner wurden in der Vergangenheit<br />
selten genannt. Diesmal<br />
sind aber auch unter ihnen einige<br />
Top-Kandidaten.<br />
Derzeit gibt es 117 wahlberechtigte<br />
Kardinäle. Voraussetzung für<br />
die Berechtigung ist, dass ein Kardinal<br />
nicht mehr als 80 Jahre zählt.<br />
Ins kommende Konklave werden nur<br />
115 Kardinäle einziehen. Der 78-jährige<br />
indonesische Kardinal Julius<br />
Riyadi Darmaatmadja, emeritierter<br />
Erzbischof von Jakarta, nimmt aus<br />
gesundheitlichen Gründen nicht am<br />
Konklave teil. Der schottische Kardinal-Erzbischof<br />
von Edinburgh, Keith<br />
O‘Brien, der am 17. März 75 Jahre<br />
alt wird, hat dem Papst altersbedingt<br />
seinen Rücktritt angeboten. Dieser<br />
wurde mit Datum vom 18. Februar<br />
angenommen. O‘Brien steht derzeit<br />
in Großbritannien in der Kritik,<br />
nachdem ihn vier Priester beschuldigt<br />
haben, sich ihnen gegenüber in<br />
den 1980er Jahren „unangemessen<br />
verhalten“ zu haben.<br />
67 der wahlberechtigten Kardinäle<br />
wurden von von Benedikt XVI., 50<br />
von Johannes Paul II. ernannt. Geleitet<br />
wird das Konklave vom höchstrangigen<br />
wahlberechtigten Kardinal.<br />
Dies ist der Italiener Giovanni Battista<br />
Re. Den Namen des neuen Papstes<br />
wird auf dem Balkon der Mittelloggia<br />
beim Petersdom der französische<br />
Kardinaldiakon Jean-Louis Tauran<br />
verkünden. Mario Galgano/red<br />
marc ouellet<br />
Der 68-jährige Kanadier<br />
ist Präfekt<br />
der Bischofskongregation<br />
und kümmert<br />
sich unter anderem<br />
um die Ernennung<br />
von Bischöfen.<br />
International bekannt wurde Kardinal<br />
Marc Ouellet, als er Anfang<br />
2012 in Rom einen Bußgottesdienst<br />
zur Missbrauchsproblematik<br />
leitete und stellvertretend um Vergebung<br />
bat.<br />
timothy m. dolan<br />
Mit seinen 63 Jahren<br />
ist Timothy Michael<br />
Dolan einer der jüngeren<br />
Kardinäle im<br />
Konklave.<br />
Der Erzbischof von<br />
New York ist in den USA vor allem<br />
durch seine TV-Auftritte bekannt.<br />
Er kennt aber auch Rom sehr gut,<br />
da er mehrere Jahre lang in der<br />
Ewigen Stadt das Nordamerikanische<br />
Priesterkolleg leitete.<br />
odilo P. scherer<br />
Leonardo sandri<br />
Luis A. g. tagle<br />
telesphore P. toppo<br />
Seine Vorfahren<br />
stammten aus dem<br />
Saarland, deshalb<br />
spricht der 63-jährige<br />
Erzbischof von<br />
São Paulo sehr gut<br />
Deutsch. In seiner<br />
Metropole gilt Kardinal Odilo Pedro<br />
Scherer als ein Verfechter der<br />
Rechte der Armen.<br />
Dass diesmal ein Brasilianer Papst<br />
werden könnte, liegt auch daran,<br />
dass der nächste Weltjugendtag<br />
im Sommer dort stattfinden wird.<br />
Kurienkardinal<br />
Leonardo Sandri<br />
stammt aus Argentinien,<br />
hat aber italienische<br />
Wurzeln. Der<br />
69-Jährige könnte<br />
daher vor allem für<br />
die italienischen Papstwähler eine<br />
Option sein.<br />
Als Präfekt der Ostkirchenkongregation<br />
kennt sich Kardinal Sandri<br />
gut mit den orientalischen Christen<br />
aus.<br />
Der 55-jährige Kardinal<br />
Luis Antonio<br />
Gokim Tagle ist Erzbischof<br />
von Manila.<br />
Tagle studierte unter<br />
anderem in Washington/USA<br />
Theologie.<br />
Im Jahr 1997 wurde er in die Internationale<br />
Theologenkommission<br />
des Vatikans berufen. Kardinal<br />
Tagle gilt als unkonventionell, aber<br />
theologisch nah bei Benedikt XVI.<br />
Der 73-jährige Kardinal<br />
Telesphore<br />
Placidus Toppo ist<br />
Erzbischof von Ranchi/Indien.<br />
Er war<br />
jahrelang Vorsitzender<br />
der indischen<br />
Bischofskonferenz.<br />
Der Subkontinent ist geprägt von<br />
interreligiösen Spannungen. Deshalb<br />
hat sich Kardinal Toppo auch<br />
theologisch damit auseinandergesetzt.