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In Altötting für die Kranken beten

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NACHRICHTEN 9./10. Februar 2013 / Nr. 6<br />

Embryonen-Selektion kommt<br />

Bundesrat stimmt der PID-Verordnung mit Änderungen zu<br />

BERLIN – Im Labor erzeugte Embryonen<br />

können demnächst auch<br />

in Deutschland auf genetische Defekte<br />

untersucht und gegebenenfalls<br />

getötet werden. Gemessen an<br />

der jahrelangen, leidenschaftlichen<br />

Debatte nahm die Regelung zur<br />

Präimplantationsdiagnostik (PID)<br />

die letzte Hürde am vorigen Freitag<br />

erstaunlich unspektakulär.<br />

Der Bundesrat stimmte der Verordnung<br />

zur Durchführung der<br />

umstrittenen Diagnostik im Grundsatz<br />

zu. Die von der Länderkammer<br />

verlangten Änderungen stellen für<br />

Bundesgesundheitsminister Daniel<br />

Bahr (FDP) keine „Verkündungshindernisse“<br />

dar. Beschließt das Kabinett<br />

diese revidierte Fassung, kann eine<br />

begrenzte Zahl von Kinderwunsch-<br />

Zentren die PID in „engen Grenzen“<br />

anbieten.<br />

Der Bundestag hatte bereits im<br />

Juli 2011 ein Gesetz verabschiedet,<br />

das die PID zwar grundsätzlich verbietet.<br />

Es erlaubt sie aber Paaren, bei<br />

denen beide Teile eine Veranlagung<br />

für eine schwere Erbkrankheit in sich<br />

tragen oder mit einer Tot- oder Fehlgeburt<br />

rechnen müssen. Gegner der<br />

PID hatten gewarnt, dass die Methode<br />

aufgrund der vagen Formulierung<br />

zu einer Routinemaßnahme werden<br />

könnte.<br />

Bei der PID werden im Labor erzeugte<br />

menschliche Embryonen vor<br />

der Einpflanzung in den Mutterleib<br />

auf mögliche Erbkrankheiten untersucht<br />

und gegebenenfalls vernichtet.<br />

Das Vorgehen ist hoch umstritten,<br />

weil hierbei Mediziner menschliches<br />

Leben nach bestimmten Kriterien<br />

aussortieren. Kritiker wie Wolfgang<br />

Thierse (SPD) sprechen offen von<br />

Selektion. Sie sehen die Regelung<br />

auch im Widerspruch zum Embryonenschutzgesetz<br />

und zum Paragrafen<br />

218. Der Gesetzgeber hatte 1995<br />

ausdrücklich eine Abtreibung wegen<br />

Behinderung ausgeschlossen. Auch<br />

die katholische Kirche lehnt die Methode<br />

strikt ab.<br />

Der DeutscheEthikrat<br />

sowie einige<br />

Abgeordnete<br />

Foto: Keystone<br />

beklagten, dass die nun beschlossene<br />

Verordnung über die Intention des<br />

Gesetzgebers hinausgehe. Die Länder<br />

hatten aber ohnehin nur begrenzte<br />

Möglichkeiten, die PID auf dem Verordnungsweg<br />

einzuschränken. Immerhin<br />

ist nun die Zahl der Zentren,<br />

die diese sehr teure Diagnostik anbieten,<br />

begrenzt und soll sich am Bedarf<br />

orientieren. Einen Rechtsanspruch<br />

auf eine Zulassung wird es nicht geben.<br />

Einige Anträge gibt es bereits.<br />

Rascher Anstieg möglich<br />

Experten gehen von rund 300<br />

erblich vorbelasteten Elternpaaren<br />

pro Jahr aus, für die eine PID infrage<br />

kommt. Doch könnte die Zahl der<br />

Interessenten rasch wachsen, wenn<br />

man das Kriterium der „Gefahr von<br />

Tot- und Fehlgeburten“ anwendet.<br />

So warnt etwa die Bundesvereinigung<br />

Lebenshilfe vor einer Ausweitung auf<br />

genetisch nicht vorbelastete, jedoch<br />

ältere Mütter, die eine künstliche Befruchtung<br />

vornehmen lassen. Denn<br />

mit dem Alter der Mutter wächst<br />

auch die Wahrscheinlichkeit von<br />

Fehlgeburten. Befürworter hatten die<br />

PID auch damit gerechtfertigt, dass<br />

sie spätere Abtreibungen vermeide.<br />

Die Forderung einiger Länder nach<br />

einer anderen Zusammensetzung der<br />

Ethikkommissionen in den Zentren<br />

fand keine Mehrheit. Bundesgesundheitsminister<br />

Daniel Bahr (FDP) sah<br />

in diesem Punkt keine Kompromissmöglichkeit.<br />

Er wollte sicherstellen,<br />

dass die Ärzte bei der Entscheidung<br />

über eine Zulassung in der Mehrheit<br />

bleiben – und nicht etwa Ethiker<br />

oder Behindertenvertreter.<br />

Nun muss die geänderte Vorlage<br />

nochmals vom Kabinett verabschiedet<br />

werden. Dann ist die PID in<br />

Deutschland legal möglich. Doch<br />

bleiben auch mit der Verordnung<br />

viele Fragen offen. Dazu gehört der<br />

Umgang mit überzähligen Embryonen.<br />

Für eine PID müssen die Mediziner<br />

mindestens acht Embryonen<br />

erzeugen. Eingepflanzt werden aber<br />

höchstens drei. Beim Embryonenschutzgesetz<br />

hatte der Bundestag<br />

über den Umgang mit jedem Embryo<br />

noch leidenschaftlich gestritten. Im<br />

Bundesrat fand dies keine Erwähnung.<br />

Bei der Bundestagsdebatte<br />

über die PID-Regelung im Jahr 2011<br />

hatte Unionsfraktionschef Volker<br />

Kauder (CDU) warnend von einer<br />

grundsätzlichen Umwertung dessen<br />

gesprochen, was bislang als Konsens<br />

im Parlament galt.<br />

Christoph Scholz/red<br />

Information:<br />

Lesen Sie dazu auch „Aus meiner Sicht“<br />

auf Seite 8.<br />

Bischof Friedhelm Hofmann setzte die Druckmaschine für den Stammteil des<br />

neuen Gotteslobs in Bewegung.<br />

Foto: KNA<br />

ANDRUCK GESTARTET<br />

Gotteslob zum ersten Advent<br />

Katholiken in Deutschland erhalten bald neue Gesangbücher<br />

BONN (KNA) – Die Katholiken<br />

in Deutschland erhalten nach jahrelangen<br />

Vorbereitungen bald ein<br />

neues Gesangbuch. Der Würzburger<br />

Bischof Friedhelm Hofmann<br />

startete den Andruck in der Druckerei<br />

C. H. Beck in Nördlingen.<br />

Das neue „Gotteslob“ wird von<br />

der Deutschen und der Österreichischen<br />

Bischofskonferenz und dem<br />

Bischof von Bozen-Brixen herausgegeben.<br />

Es soll am ersten Advent<br />

eingeführt werden.<br />

Rund 3,6 Millionen Exemplare<br />

werden in der Erstauflage gedruckt.<br />

Fast 3000 Tonnen Papier auf rund<br />

800 Lastkraftwagen stehen dazu zur<br />

Verfügung. Damit das Gesangbuch<br />

nicht zu dick ausfällt, wird es auf<br />

sehr dünnem Spezialpapier hergestellt.<br />

Der Stammteil des neuen Gotteslobs<br />

umfasst rund 960 Seiten,<br />

die diözesanen Eigenteile variieren<br />

zwischen 240 und 340 Seiten. Rund<br />

75 000 Exemplare sollen während<br />

BERLIN (KNA/red) – Eltern können<br />

totgeborene Kinder unter 500<br />

Gramm künftig mit eigenem Namen<br />

im Personenstandsregister<br />

eintragen lassen. Der Bundestag<br />

hat einen entsprechenden Gesetzentwurf<br />

verabschiedet.<br />

„Die Trauer der Eltern wird dadurch<br />

nicht geringer, aber ein würdiger<br />

Abschied ist möglich“, sagte<br />

der nächsten Monate pro Woche<br />

fertiggestellt werden.<br />

Das Konzept und die Inhalte für<br />

das neue Gebet- und Gesangbuch<br />

erarbeiteten die Bischöfe zusammen<br />

mit Beratern und rund 100 Experten<br />

aus den Bereichen Liturgie,<br />

Kirchenmusik, Pastoral, Bibelexegese,<br />

Dogmatik und Spiritualität.<br />

Das „Gotteslob“ wird zentral in der<br />

Katholischen Bibelanstalt Stuttgart<br />

verlegt. Die diözesanen Ausgaben<br />

werden im Auftrag der Bistümer<br />

von unterschiedlichen Verlagen herausgegeben.<br />

Hofmann, bei der Bischofskonferenz<br />

Vorsitzender der „Unterkommission<br />

Gemeinsames Gebet- und<br />

Gesangbuch“, bezeichnete das Buch<br />

als „Proviantpaket fürs Glaubensleben“.<br />

Es biete „konkrete Anregungen<br />

für das persönliche und gemeinsame<br />

Gebet zu Hause, es gibt<br />

Hilfen zur Glaubensvertiefung und<br />

es macht eine reiche Auswahl wichtiger<br />

Gebete und Lieder – alter und<br />

neuer – zugänglich“.<br />

Ein Platz für „Sternenkinder“<br />

Auch Totgeburten mit einem Gewicht unter 500 Gramm<br />

können künftig eine normale Bestattung erhalten<br />

Bundesfamilienministerin Kristina<br />

Schröder (CDU). Bislang galten Totgeborene<br />

mit einem Gewicht unter<br />

500 Gramm als Fehlgeburten. Sie<br />

wurden nicht erfasst, waren juristisch<br />

nicht existent und standen formal<br />

auf einer Stufe mit Kliniksondermüll.<br />

Weil „Sternenkinder“ nicht bestattungspflichtig<br />

sind, verweigerten<br />

einige Friedhöfe bislang ihre Beerdigung<br />

(wir berichteten in Nr. 3).

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