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Augsburg

In Altötting für die Kranken beten

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MITEINANDER 23./24. Juni 2012 / Nr. 25<br />

Gemeinsam zum Karneval?<br />

Wenn ein Faschingsnarr mit einem Faschingsmuffel verheiratet ist<br />

Karneval- und Faschingsbegeisterte<br />

tummeln sich derzeit auf<br />

Umzügen, Maskenbällen und<br />

närrischem Treiben aller Art. Was für<br />

viele Menschen eine Möglichkeit ist,<br />

für Stunden und Tage dem Alltag zu<br />

entfliehen, durch das gewählte Kostüm<br />

in eine andere Rolle zu schlüpfen<br />

und einfach mal ausgelassen zu<br />

sein, bedeutet für andere Zwang<br />

zum Lustigsein und oberflächlicher<br />

Klamauk.<br />

Was ist zu tun, wenn bei einem<br />

Paar die Frau dem Masken- und<br />

Kostümtreiben partout nichts abgewinnen<br />

kann und der Mann als Karnevalist<br />

Urlaub nimmt und sich auf<br />

das bunte Faschingstreiben freut?<br />

In der Beratung erzählte eine<br />

Frau, dass sie hoffe, ihr Mann würde<br />

krank werden, damit die aufreibende<br />

Diskussion, zu welchem Ball<br />

sie bereit wäre, mitzugehen, erst gar<br />

nicht aufkommen würde. Für ihren<br />

Mann ist ihre Einstellung überhaupt<br />

nicht nachvollziehbar. Er kann sich<br />

einfach nicht vorstellen, dass es<br />

Menschen gibt, die an Verkleiden,<br />

Tanzen und Ausgelassensein keinen<br />

Gefallen finden können.<br />

Mehrere Lösungsversuche sind<br />

gescheitert: Das Paar besuchte nur<br />

einen Ball, es ging auf mehrere Veranstaltungen<br />

(die Frau jedoch unkostümiert)<br />

und er ging alleine aus.<br />

Alle drei Möglichkeiten blieben unbefriedigend<br />

und führten letztendlich<br />

wieder zum Streit.<br />

Unterschiedlichkeit<br />

beziehungsweise<br />

Quelle: Radio <strong>Augsburg</strong><br />

Ein verkleidetes Paar<br />

bei einem Fastnachtsumzug.<br />

Dass beide Partner<br />

gleichermaßen ausgelassen<br />

sein kön -<br />

nen, ist nicht<br />

selbstverständlich.<br />

Foto:<br />

KNA<br />

In der Auseinandersetzung mit<br />

dem Fasching zeigte sich die Unterschiedlichkeit<br />

der beiden, die auch<br />

im Alltag zu Konflikten geführt hat,<br />

besonders deutlich. Der Mann liebt<br />

es, ausgelassen zu sein, seiner inneren<br />

Lebendigkeit nachzugehen und diese<br />

auch einmal spontan nach außen<br />

zu zeigen. Die Frau ist sehr diszipliniert,<br />

sie orientiert sich daran, was<br />

andere von ihr erwarten könnten,<br />

und lebt sehr selbstbeherrscht. Genau<br />

diese Unterschiede fanden beide<br />

am Anfang ihrer Beziehung anziehend.<br />

Im Verlauf der Ehe waren diese<br />

Unterschiede jedoch anstrengend<br />

geworden, weil jeder den Eindruck<br />

hatte, nicht so leben zu können, wie<br />

es seinem ganz individuellen Wesen<br />

und Naturell entspricht. Sie wollen<br />

zusammenbleiben. Deshalb ging<br />

es in der Beratung darum, wie sie<br />

lernen könnten, ihre Verschiedenheit<br />

zu respektieren und wie sie sich<br />

gegenseitig erlauben könnten, sich<br />

selbst treu zu bleiben.<br />

Sie tauschten sich darüber aus,<br />

welche Bedürfnisse und Vorstellungen<br />

jeder für die Karnevalszeit hat<br />

und wie sie diese auch als Paar umsetzen<br />

könnten. So wurden aus Vorwürfen<br />

und Anklagen Wünsche:<br />

Der Mann wünschte sich für seine<br />

Frau, dass es ihr für ein paar Stunden<br />

möglich sein könnte, all ihre Verantwortungs-<br />

und Pflichtgefühle abzulegen<br />

und einfach nur zu genießen.<br />

Diesen Wunsch hatte die Frau selbst<br />

auch. Nur wusste sie nicht, wie ihr<br />

das gelingen könnte. Gemeinsam<br />

überlegten sie, welches Kostüm und<br />

welche Veranstaltung passen würden,<br />

und sie einigten sich auf einen Maskenball<br />

mit vorgegebenem Motto.<br />

Die Frau wünschte sich für ihren<br />

Mann, dass er den Abend genießen<br />

möge, selbst wenn sie nicht so ausgelassen<br />

sein kann wie er. So hatte<br />

jeder die Möglichkeit, eine neue<br />

Einstellung, ein neues Verhalten<br />

auszuprobieren. Die Verschiedenheit<br />

des anderen wurde nicht mehr<br />

als Bedrohung, sondern als Herausforderung<br />

erlebt.<br />

Die fünfte Jahreszeit als Zeit des<br />

gemeinsamen Ausgelassenseins und<br />

Genießens zu erleben, kann einer<br />

Partnerschaft glückliche Stunden<br />

bescheren. Manche Menschen verwechseln<br />

allerdings Lebensfreude<br />

und Ausgelassensein mit Grenzenund<br />

Maßlosigkeit. Wenn Paare in<br />

dieser Zeit getrennte Wege gehen,<br />

sollten sie vorher genau besprechen,<br />

welche Ängste sie damit verbinden<br />

und welche Regeln sie gegenseitig<br />

eingehalten wissen wollen. Sonst<br />

kann das Aufwachen nach einer<br />

bunten Faschingsnacht einen bitteren<br />

Nachgeschmack haben und statt<br />

Freude herrschen Misstrauen, Verletzung<br />

und Enttäuschung vor.<br />

Helga Kramer-Niederhauser<br />

Die Autorin ist<br />

Psychologin und<br />

Psychotherapeutin.<br />

Sie leitet die<br />

Psychologische<br />

Beratungsstelle für<br />

Ehe-, Familien- und<br />

Lebensfragen in<br />

<strong>Augsburg</strong>.<br />

KINDER-KARNEVALSFEIER<br />

Mit Konfetti<br />

und Luftballons<br />

Auch Kinder im Grundschulalter<br />

feiern gerne Karneval. Alles, was für<br />

eine gelungene Party nötig ist, können<br />

bastelbegabte Narren und ihre<br />

Eltern selbst herstellen. Und das Selbermachen<br />

habe sogar noch einen<br />

erzieherischen Wert, sagt Sozialpädagogin<br />

und Kinderbuchautorin<br />

Sybille Günther. Das Selbermachen<br />

rege die Kreativität und die Eigenständigkeit<br />

an – und mache natürlich<br />

auch Spaß.<br />

Ganz wichtig für eine Kinderfaschingsfeier<br />

ist das richtige Kostüm.<br />

Das ist schneller selbst gemacht als<br />

gekauft. Denn Opas ausrangierte<br />

Weste, Papas altes Hemd und der<br />

alte Rock von Mama können wiederverwendet<br />

werden. Beispielsweise<br />

kann ein Rock zum Umhang werden<br />

oder zum Ballkleid.<br />

Das Haus närrisch zu dekorieren,<br />

ist ebenfalls keine große Kunst – etwa<br />

mit einer Fähnchengirlande: Buntes<br />

Papier zu einem Dreieck falten, über<br />

eine Paketschnur hängen und am<br />

unteren Ende zukleben. Und auch<br />

ein Konfettiregen ist leicht gemacht.<br />

„Mit einem Trichter Konfetti in<br />

Luftballons füllen, aufblasen und an<br />

die Decke hängen, zum Beispiel mit<br />

einem Netz aus dem Baumarkt. Die<br />

Kinder lassen die Ballons dann während<br />

der Feier platzen“, erklärt die<br />

Sozialpädagogin. Das Konfetti kann<br />

mit einem Locher selber gemacht<br />

werden.<br />

Als Programmpunkte können<br />

Eltern die Spiele ihrer Kindheit wiederbeleben.<br />

„Eine Polonaise oder der<br />

Luftballontanz sind immer beliebt“,<br />

sagt Sybille Günther. Bei dem Tanz<br />

klemmen zwei Kinder einen Luftballon<br />

zwischen sich, der auf keinen<br />

Fall herunterfallen darf. Auch<br />

aktuelle Partytänze würden immer<br />

gehen. Auf keinen Fall sollten aber<br />

Preise für einzelne Kinder vergeben<br />

werden, warnt Günther. „Das<br />

Selbstwertgefühl leidet, wenn ein<br />

Kind keine Auszeichnung bekommt.<br />

Und das muss bei einer Kinderfeier<br />

wirklich nicht sein.“ dpa<br />

Buchhinweis<br />

Sybille Günther: Helau,<br />

Alaaf und gute<br />

Stimmung. Ökotopia<br />

(ISBN 978-3936286311),<br />

13,90 Euro.

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