Augsburg
In Altötting für die Kranken beten
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9./10. Februar 2013 / Nr. 6 THEMA DER WOCHE<br />
Initiator Bert Geurten zeigt seinen „Bauplan“. Vorbild für die Klosterstadt ist das Burgenprojekt Guédelon in Frankreich (unten).<br />
Fotos: Klawitter (3), Tinodela/CC-BY-SA<br />
ter und sein Gemeinderat schauten<br />
sich das Referenz-Projekt, die französische<br />
Burg Guédelon, vor Ort an<br />
– und spätestens da sprang wohl der<br />
Funke über. Für Meßkirch sei das<br />
Projekt die Chance, einen „Tourismusmagneten“<br />
zu installieren, hofft<br />
Zwick. Im Blick hat er vornehmlich<br />
die Bodensee- und Schwarzwald-Touristen.<br />
Für die ersten vier Jahre<br />
ist das Projekt<br />
finanziell gesichert.<br />
Die<br />
Stadt Meßkirch, das Land Baden-<br />
Württemberg und die Europäische<br />
Union stellen eine Startfinanzierung<br />
von 1,2 Millionen Euro bereit. Danach<br />
muss sich der Bau selber tragen.<br />
Dazu brauche es 120 000 Besucher<br />
jährlich, sagt Zwick. Geurten<br />
nennt als langfristiges Ziel sogar<br />
200 000 Besucher im Jahr. Die Projektmacher<br />
rechnen damit, dass die<br />
Besucher nicht nur einmal kommen,<br />
sondern durchschnittlich alle drei<br />
Jahre vorbeischauen, um sich vom<br />
Baufortschritt zu überzeugen.<br />
Der St. Gallener Klosterplan aus<br />
dem neunten Jahrhundert zeigt eine<br />
ideale Klosteranlage nach den Vorstellungen<br />
von Abt Haito vom damaligen<br />
Kloster auf der Bodensee-Insel<br />
Reichenau. Haito<br />
widmete den Plan seinem<br />
Amtsbruder, Abt Gozbert vom<br />
Kloster St. Gallen. Kritiker<br />
wenden ein, dass der Klosterplan<br />
kein Plan, sondern nur<br />
eine Schemazeichnung sei.<br />
So sage der Plan, der bisher<br />
nie in die Realität<br />
umgesetzt wurde, nichts<br />
über Höhe und Abstände<br />
der 52 Gebäude aus.<br />
Auch gibt es Menschen,<br />
die das Projekt an sich ablehnen.<br />
Klaus Reichenberger,<br />
Diakon in der Meßkircher<br />
Seelsorgeeinheit, sparte vor einiger<br />
Zeit nicht mit kritischen Worten.<br />
Im Gottesdienst wie auch in einem<br />
Zeitungsinterview bemängelte<br />
er, das geplante Kloster habe keinen<br />
religiösen Bezug. Meßkirchs Pfarrer<br />
Karl-Michael Klotz meint, das sei<br />
Reichenbergers Meinung.<br />
„Eine ganz profane Sache“<br />
Allzu begeistert klingt der Pfarrer<br />
aber auch nicht, wenn man ihn zu<br />
dem Projekt befragt. „Ich halte mich<br />
da sehr zurück“, will Klotz keine<br />
eindeutige Meinung formulieren.<br />
Das Projekt sei „eine ganz profane<br />
Sache“ – sprich: weltlich eben und<br />
nicht kirchlich. Klotz sieht es aber<br />
dennoch als „Chance für die Region“.<br />
Mit einbezogen ist der Pfarrer<br />
nicht, etwa mit Blick auf mögliche<br />
Mittagsgebete an der Baustelle:<br />
„Man ist bisher nicht auf uns zugekommen.“<br />
Der Verein „Karolingische Klosterstadt“<br />
sei ein „kulturhistorischer,<br />
kein kirchlicher Verein“, betont<br />
auch Initiator Geurten. Er sagt aber<br />
auch ausdrücklich: „Wir bauen nicht<br />
ein Kloster und vergessen dann den<br />
geistlichen Aspekt.“ Bruder Jakobus<br />
Kaffanke von der nahegelegenen<br />
Erzabtei Beuron berate das Projekt<br />
in geistlichen Fragen.<br />
„Sehr mutig“ findet Kaffankes<br />
Erzabt Tutilo Burger das Projekt.<br />
Grundsätzlich sei er der Klosterstadt<br />
gegenüber positiv eingestellt. Das<br />
Kloster selbst wird das Projekt allerdings<br />
nicht begleiten, beispielsweise<br />
in Form von Gebeten an der Baustelle:<br />
„Das können wir nicht“, sagt<br />
der Erzabt. Die personellen Kapazitäten<br />
sind beschränkt.<br />
Am 12. Mai sollen die Bauarbeiten<br />
in Meßkirch beginnen. Ursprünglich<br />
hatte Geurten den 2. April<br />
anvisiert – den Geburtstag Karls<br />
des Großen. Der späte Winter machte<br />
die Pläne zunichte. Für Geurten<br />
und seine Mitstreiter ist der Weg das<br />
Ziel. Es gehe nicht darum, irgendwann<br />
eine Klosterstadt zu haben,<br />
sondern sie zu bauen: „Das Bauen<br />
ist das Faszinierende.“<br />
Christoph Klawitter