Augsburg
In Altötting für die Kranken beten
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9./10. Februar 2013 / Nr. 6 ANZEIGEN: HANDWERK, KUNST UND KIRCHE / DAS ULRICHSBISTUM<br />
Werkstoff des Rokoko<br />
Viele der prunkvollen süddeutschen<br />
Rokoko-Kirchenräume sind ohne den<br />
Werkstoff Stuckmarmor nicht<br />
denkbar. Stuckmarmor und<br />
das Werk Johann Michael<br />
Feichtmayrs (1710 bis 1772)<br />
stehen im Fokus des neuen<br />
Bandes der Schriftenreihe des<br />
Bayerischen Landesamtes für<br />
Denkmalpflege.<br />
Johann Michael Feichtmayr<br />
zählt zu den wichtigsten<br />
Künstlern der so genannten Wessobrunner<br />
Schule. Er hatte ein besonderes<br />
Gespür für die Ausstattung von sakralen<br />
Innenräumen und war ein Meister in<br />
der Verwendung von Stuckmarmor. Dies<br />
ermöglichte ihm ein Wirken im gesamten<br />
süddeutschen Raum – in Bayern,<br />
Baden-Württemberg, der Schweiz und<br />
Österreich. Feichtmayr arbeitete mit den<br />
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großen Baumeistern seiner Zeit zusammen,<br />
etwa mit Balthasar Neumann oder<br />
Johann Michael Fischer.<br />
Die Publikation untersucht neben<br />
der Geschichte und Herstellungstechnik<br />
des Materials<br />
Stuckmarmor viele der von<br />
Feichtmayr gestalteten Kirchenräume.<br />
So werden unter<br />
anderem die Ausstattungen der<br />
Kirche des Augustiner Chorherrenstiftes<br />
von Dießen sowie der<br />
ehemaligen Klosterkirchen in Amorbach<br />
und Zwiefalten ausführlich besprochen.<br />
Dorothee Ott<br />
Stuckmarmor und Raumgestaltung<br />
Johann Michael Feichtmayrs Stuckmarmorausstattungen<br />
sakraler Innenräume<br />
und deren Bedeutung, Autorin: Eva Maier,<br />
Volk Verlag München, 19,90 Euro.<br />
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Frühchristliche Predigten des Origenes von Alexandria enthält der in der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek wieder entdeckte „Codex 314“. Fotos: Bayer. Staatsbibliothek<br />
Aus Fuggers Bücherschatz<br />
Origenes-Handschrift aus der Antike wieder entdeckt<br />
AUGSBURG/MÜNCHEN – Eine<br />
Origenes-Handschrift aus der<br />
Büchersammlung des <strong>Augsburg</strong>ers<br />
Johann Jakob Fugger, der<br />
seinen Bücherschatz aufgrund<br />
seiner hohen Verschuldung 1571<br />
an Herzog Albrecht V. von Bayern<br />
verkaufen musste, hat die Philologin<br />
Marina Molin Pradel unter<br />
den griechischen Handschriften<br />
der Bayerischen Staatsbibliothek<br />
in München entdeckt.<br />
Aus dem Verdacht wurde ein Jahrhundertfund:<br />
Der 372 Blätter umfassende<br />
„Codex 314“, den Marina<br />
Molin Pradel unter den griechischen<br />
Handschriften fand, enthält „Homiliae<br />
in psalterium, incerti autoris“,<br />
Psalmenpredigten eines ungewissen<br />
Autoren, so der alte handschriftliche<br />
Vermerk.<br />
Die Sprache des „Codex 314“ gab<br />
den ersten Hinweis auf den Autor.<br />
Sie kam Marina Molin Pradel sehr<br />
alt vor. Zum Glück waren in der<br />
Origenes-Handschrift vier Predigten<br />
enthalten, die in lateinischer<br />
Übersetzung bekannt sind und zum<br />
Vergleich herangezogen werden<br />
konnten.<br />
Das letzte Wort hatte Professor<br />
Lorenzo Perrone, Origenes-Experte<br />
an der Universität Bologna, der zu<br />
demselben Schluss kam. Er bestätigte:<br />
Die 744 Buchseiten beinhalten<br />
die bisher größte Sammlung an<br />
griechischen Originalpredigten des<br />
frühchristlichen Kirchenschriftstellers<br />
und Theologen Origenes von<br />
Alexandria (185 bis 253/54 nach<br />
Christus). Ein „Glücksfall“, sagt<br />
Claudia Fabian, Leiterin der Abteilung<br />
Handschriften und Alte Drucke<br />
der Bayerischen Staatsbibliothek.<br />
Denn der Codex enthalte zum<br />
Beispiel auch Texte, die in der Originalform<br />
noch gar nicht bekannt<br />
waren.<br />
Bislang waren 200 Predigten des<br />
Origenes von Alexandria überliefert,<br />
darunter 21 in griechischer Sprache.<br />
Nach dem spektakulären Fund in<br />
München sind heute 225 Predigten<br />
erhalten, davon 29 in der Originalsprache.<br />
Zum Vergleich: Der vorletzte<br />
Origenes-Fund war vor ungefähr<br />
60 Jahren gewesen. „Damals<br />
handelte es sich um Papyri“, erklärt<br />
Claudia Fabian. Der Fund in München<br />
dagegen sei ein ganzes Buch,<br />
„relativ kleinformatig, sehr, sehr eng<br />
geschrieben und sehr dick“.<br />
Die rund 10 000 Bände aus der<br />
Fuggerschen Büchersammlung, zu<br />
denen die Origenes-Handschrift<br />
gehört, zählen zum Gründungsbestand<br />
der Münchner Hof- und<br />
späteren Staatsbibliothek. Bis heute<br />
sind noch nicht alle griechischen<br />
Handschriften Johann Jakob Fuggers<br />
in einem modernen Katalog<br />
erschlossen. Gleiches gilt für den<br />
Gesamtbestand der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek an griechischen<br />
Handschriften, der rund 650 Exemplare<br />
umfasst. Mindestens 15 Jahre<br />
wird es noch dauern, bis er vollständig<br />
katalogisiert ist.<br />
Entdeckungen gehören durchaus<br />
zum Alltag im hauseigenen Handschriften-Erschließungszentrum.<br />
Derart bedeutende Funde aber sind<br />
ein „Höhepunkt in einem Forscherleben“,<br />
erklärt Claudia Fabian. In<br />
der digitalen Bibliothek kann der<br />
Codex bereits eingesehen werden.<br />
An einer kritischen Edition wird<br />
gearbeitet. „Professor Perrone ist<br />
dabei, die Texte zu transkribieren“,<br />
sagt Claudia Fabian.<br />
Stephanie Knauer<br />
Information:<br />
Die Origenes-Handschrift ist im Internet<br />
mit der Sucheingabe „Homiliae in psalmos“<br />
zu finden unter:<br />
www.digitale-sammlungen.de