23.09.2015 Views

Augsburg

In Altötting für die Kranken beten

In Altötting für die Kranken beten

SHOW MORE
SHOW LESS
  • No tags were found...

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

DAS ULRICHSBISTUM 9./10. Februar 2013 / Nr. 6<br />

DAS ULRICHSBISTUM<br />

Sicher unterwegs<br />

in Facebook<br />

BABENHAUSEN – Die katholische Arbeitnehmerbewegung<br />

bietet vom 22. bis 24 Februar einen<br />

Kurs an, der zeigt, wie man sich sicher in sozialen<br />

Netzwerken bewegt. Es gibt einen Kurs für<br />

Jugendliche und einen für Erwachsene.<br />

Information: Telefon 0 8 21/31 52-190<br />

Pallottiner wählen<br />

neuen Provinzial<br />

FRIEDBERG – Die deutsch-österreichische Herz-<br />

Jesu-Provinz der Pallottiner hat Pater Helmut<br />

Scharler zum neuen Provinzial auf drei Jahre gewählt.<br />

Pater Scharler wurde 1965 im österreichischen<br />

Mittersill geboren. Er studierte Musik und<br />

Theologie und arbeitete als Psychotherapeut.<br />

Vorstellung von Wegen<br />

der Meditation<br />

STEINERSKIRCHEN – Die verschiedenen Aspekte<br />

von Meditation kann man im Bildungshaus<br />

der Herz-Jesu Missionare vom 15. bis 17. Februar<br />

kennenlernen. Der Schwerpunkt des Seminars<br />

liegt auf der Kontemplation (Sitzmeditation).<br />

Information: Telefon 0 84 46/9 20 10<br />

„RUMÄCKRA“<br />

Die närrische Saat<br />

Jettinger Fasnachtsbrauch lässt mittelalterliche Theologie durchscheinen<br />

JETTINGEN – Seit rund 40 Jahren<br />

haben sich Faschingsbräuche<br />

in der Region gefestigt, die sich<br />

stark an den rheinischen Karneval<br />

anlehnen. Doch es gibt auch<br />

althergebrachte Fasnachtsriten,<br />

deren Ursprung Jahrhunderte<br />

zurückreichen. In Jettingen im<br />

Landkreis Günzburg wird ein solcher<br />

Brauch gefeiert. Immer am<br />

letzten Tag der Fasnacht.<br />

Angeführt von einem Trommler, schreitet ein Sähmann (Mitte) hinter dem Pflug<br />

durch die Straßen und säht Spreu<br />

Fotos: Adlassnig<br />

Die Ortslegende bezieht sich<br />

auf den 30-jährigen Krieg, der mit<br />

Schlachten, Verwüstungen und Seuchen<br />

ganze Landstriche entvölkerte.<br />

So soll auch in Jettingen niemand<br />

überlebt haben, außer den drei<br />

Brüdern Burkhardt, die sich in den<br />

Feldern versteckt gehalten hatten.<br />

Sie sollen der Sage nach 1648 den<br />

Jettinger Brauch des „Rumäckra“<br />

begründet haben, indem sie erstmals<br />

wieder Land bestellten. Ein historischer<br />

Akt, der seit Jahrhunderten am<br />

Mittag des Faschingsdienstags im<br />

Jettinger Ortszentrum zu sehen ist.<br />

Im Gefolge eines Trommlers zieht<br />

ein Grauschimmel den Pflug, hinter<br />

dem ein Bauer Spreu aussät. Dem<br />

ersten Ensemble folgt der „Küraßbuckel“:<br />

eine vermummte schwarze<br />

Gestalt, die auf einer von einem weiteren<br />

Ross gezogenen Ackerschleife<br />

liegt. Sobald der Küraßbuckel (Anmerkung<br />

der Redaktion: unter Kürass<br />

verstand man ursprünglich den<br />

Brust- und Lederpanzer eines Reiters)<br />

versucht, aufzustehen, drischt<br />

eine Hexe mit Schweinsblasen auf<br />

ihn ein.<br />

Symbol des Friedens, des Endes<br />

von Hunger, Not und Angst, wie die<br />

Jettinger Interpretation es will? Oder<br />

hat der archaische Jettinger Brauch<br />

mehr zu bedeuten, als lediglich an<br />

ein historisches Datum zu erinnern.<br />

Zum offiziellen 350-Jahr-Jubiläum<br />

1998 nahm sich Dietz-Rüdiger<br />

Moser des Jettinger Rumäckras an.<br />

Der Professor für Volkskunde (gestorben<br />

2010) stellte fest, dass die<br />

Gruppe um den Sämann nicht einzig<br />

unter den alten Faschingsbräuchen<br />

ist und kam zu der Überzeugung,<br />

dass es sich beim Jettinger Rumäckra<br />

um einen sehr alten Brauch<br />

handeln könnte, der sich aus ihrer<br />

Entstehungszeit heraus erklären lassen.<br />

Der ursprüngliche Kontext sei<br />

jedoch verloren gegangen, während<br />

die Bräuche als Handlungen erhalten<br />

geblieben seien. Man habe für<br />

die überkommenen Riten deshalb<br />

im Laufe der Zeit neue Erklärungen<br />

entwickelt.<br />

Der Sämann, erläutert Moser,<br />

habe ursprünglich eine begründete<br />

Funktion in der Fasnachtskonzeption<br />

besessen. Da auch der Jettinger<br />

Sämann Spreu werfe, stehe er unmissverständlich<br />

in der Tradition der<br />

närrischen Saat. Die könne sowohl<br />

auf das Pauluswort in 1 Kor. 15,36<br />

ff als auch auf das Gleichnis Jesu<br />

vom Unkraut unter dem Weizen<br />

bezogen werden. Diese Narrensaat<br />

erkennt Moser als altes christliches<br />

Thema, das auch schon vor dem<br />

30-jährigen Krieg behandelt wurde,<br />

und verweist auf zahlreiche Bräuche<br />

rund um den Narrensamen im<br />

schwäbisch-alemannischen Raum.<br />

Allerdings gibt es in anderen Orten<br />

keine Verbindung zum „Pestmann“<br />

oder Küraßbuckel, was die Jettinger<br />

Tradition doch einzig macht.<br />

Auch diese zweite Figurengruppe<br />

im Jettinger „Rumäckra“ stellt Moser<br />

in den Kontext der christlichen Religion,<br />

der ursprünglich notwendige<br />

Voraussetzung für die Fasnacht war.<br />

Diesmal bezieht sich der Wissenschaftler<br />

auf das Matthäusevangelium<br />

(Mt 13,38): „Der Acker ist die Welt“.<br />

Die schwarze Gestalt auf der Ackerschleife,<br />

der so genannte Kürassbuckel,<br />

wird von der Hexe niedergeprügelt, sobald<br />

sie sich aufrichtet.<br />

Auf dieser Welt nun liegt das Böse,<br />

das Bedrohliche in der Gestalt des<br />

Küraßbuckels oder Pestmanns. Und<br />

wenn sich das Böse erheben will, ist<br />

da nicht etwa das Gute, das es überwindet,<br />

sondern die Hexe, eine Teufelsfigur<br />

schlechthin, die dafür sorgt,<br />

dass das Böse weiterhin auf der Welt<br />

bleibt.<br />

Professor Dietz-Rüdiger Moser<br />

analysierte von 15 Jahren das Jettinger<br />

Faschingsspektakel als bis<br />

heute erkennbares Phänomen eines<br />

theologischen Konzepts. Moderne<br />

Interpretationen, die laizistisch an<br />

das Brauchtum herangehen, übersehen,<br />

dass der Fasching ursprünglich<br />

eine katechetische Funktion erfüllte,<br />

indem er die Herrschaft des Teufels<br />

auf Erden darstellte. Das Jettinger<br />

Rumäckra zeigt diese böse und närrische<br />

Welt, die am Faschingsdienstag<br />

zu Ende geht, weil sich der Christ<br />

aus freien Stücken am Aschermittwoch<br />

von ihr abwendet.<br />

Gertrud Adlassnig<br />

Information<br />

Das Jettinger Rumäckra findet stets<br />

am Faschingsdienstag um 12.30 Uhr<br />

vor dem Faschingsumzug statt. Die<br />

Darsteller, Mitglieder des Heimat- und<br />

Trachtenvereins Mindeltaler, ziehen<br />

von der Hauptstraße 81 zum Jettinger<br />

Schloss, um den Stock (den alten<br />

Ortskern um die Kirche) und zurück zur<br />

Hausnummer 81.

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!