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Augsburg

In Altötting für die Kranken beten

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MEINUNG 9./10. Februar 2013 / Nr. 6<br />

Aus meiner Sicht ...<br />

Christian Soyke<br />

Und nun Embryonen-Euthanasie?<br />

Christian Soyke ist<br />

Medien- und<br />

Politikwissenschaftler<br />

und Journalist.<br />

„Weg frei für Gentests an Embryonen“, „PID<br />

nimmt letzte Hürde“, „Präimplantationsdiagnostik:<br />

Weniger Leiden“ – so lauteten die<br />

Überschriften in den Zeitungen, nachdem<br />

der Bundesrat nach jahrelangem Ringen jetzt<br />

einer politisch wie ethisch äußerst umstrittenen<br />

Rechtsverordnung zugestimmt hat. Paare<br />

mit der Veranlagung zu schweren Erbkrankheiten<br />

können nun im Reagenzglas erzeugte<br />

Embryonen unter bestimmten Voraussetzungen<br />

auf genetische Schäden untersuchen, aussortieren<br />

und vernichten lassen.<br />

Der Bundestag hatte 2011 die PID zwar<br />

im Grundsatz verboten, aber Ausnahmeregelungen<br />

offen gelassen. Die von Gesundheitsminister<br />

Daniel Bahr (FDP) ausgearbeitete<br />

und nun mit nur wenigen Änderungen<br />

vom Bundesrat akzeptierte Rechtsverordnung<br />

billigt die Selektion, wenn ein zu hohes Risiko<br />

für schwerwiegende Krankheit, Behinderung,<br />

Tot- oder Fehlgeburt besteht.<br />

Es wird in Deutschland jährlich wohl<br />

„nur“ etwa 300 Paare mit Kinderwunsch<br />

geben, welche die neue PID-Verordnung<br />

betrifft. Anders als von Justiz- und Gesundheitsministerium<br />

gewollt, gibt es auch keinen<br />

Rechtsanspruch auf die Zulassung von<br />

PID-Zentren. Diese müssen einzeln und mit<br />

Zustimmung von Ethik-Kommissionen genehmigt<br />

werden. Doch für den Lebensschutz<br />

bedeutet die Bundesratszustimmung dennoch<br />

einen weiteren herben Rückschlag.<br />

Darf der Mensch darüber urteilen, welches<br />

menschliche Leben lebenswert und welches<br />

nicht lebenswert ist? Für Lebensschützer<br />

ist klar: Nein, er darf es nicht. Die katholische<br />

Kirche lehnt die PID unter anderem<br />

deshalb im Grundsatz ab, „da die Selektion<br />

von menschlichen Embryonen dem Schutz<br />

der Menschenwürde widerspricht“.<br />

Jetzt heißt es, nicht zu resignieren, sondern<br />

die Entwicklungen weiterhin kritisch<br />

und hartnäckig zu verhandeln, damit die<br />

schlimmsten Befürchtungen einer „massenhaften<br />

Embryonen-Euthanasie“ oder einer „Zucht<br />

von Designer-Babys“ nicht gängige medizinische<br />

Praxis werden. Denn das wäre eine weitere<br />

Katastrophe für den Lebensschutz.<br />

Birgit Kelle<br />

Bericht Seite 6<br />

Dann mach‘ doch die Bluse zu!<br />

Birgit Kelle ist freie<br />

Journalistin und<br />

Vorsitzende des<br />

Vereins „Frau<br />

2000plus“. Sie ist<br />

verheiratet und<br />

Mutter von vier<br />

Kindern.<br />

Es wird als Befreiung der Frau gefeiert, dass<br />

wir Sexualität heute frei ausleben können.<br />

Dass wir uns nehmen, was wir wollen und<br />

wen wir wollen. Ja, es ist sexy, eine Frau, die<br />

weiß, was sie will. Wir fordern die Männer<br />

heraus, kokettieren mit unserer Sexualität.<br />

Aber natürlich nur, wenn wir wollen.<br />

Wir reklamieren nur für uns als Frauen das<br />

Recht, dass nicht etwa gilt, was der Mann<br />

gemeint hat, sondern dass gilt, wie es bei uns<br />

ankommt.<br />

Was ist, wenn die Männer sich mal auf<br />

den gleichen Standpunkt stellen? Die amerikanische<br />

Schauspielerin Megan Fox ziert<br />

gerade in Unterwäsche das aktuelle Cover<br />

des „Esquire“, gibt aber gleichzeitig von sich,<br />

sie wolle von ihrem sexy Image weg. Dann<br />

mach‘ doch die Bluse zu, möchte man ihr da<br />

zurufen! Vielleicht schaut dir dann auch mal<br />

einer in die Augen.<br />

Wir verpacken schon kleine Mädchen in<br />

Lolita-Klamotten und zerreden die Intimität<br />

von Sexualität als Prüderie. Wir proklamieren<br />

das Recht, wie Schlampen herumlaufen<br />

zu dürfen, gleichzeitig wollen wir aber nicht<br />

als Schlampe bezeichnet oder gar behandelt<br />

werden. Wir punkten mit unserem Aussehen,<br />

gelten als das schöne Geschlecht, schnüren uns<br />

die Brüste hoch beim Oktoberfest, aber nein,<br />

wir wollen damit keine Aufmerksamkeit, wir<br />

wollen damit nur unsere inneren Werte betonen.<br />

Frauen ziehen sich aus für den Playboy<br />

und haben für das Recht gekämpft, ihren<br />

Körper verkaufen zu dürfen. An Männer.<br />

Keine Frage, die weibliche Anatomie taugt<br />

sehr gut als Waffe.<br />

Nein, ich möchte nicht Mann sein in dieser<br />

Welt, in der bereits 13-Jährige mit Pushup-BHs<br />

zur Schule gehen. Ich möchte nicht<br />

Mann sein in einer Welt, in der man überlegen<br />

muss, ob man noch mit einer Kollegin<br />

Kaffee trinken kann. Und vor allem möchte<br />

ich als Frau nicht in einer Welt leben, in<br />

der ich als armseliges Opfer betrachtet werde<br />

und Männer vor lauter Angst, etwas Falsches<br />

zu sagen, lieber gar nichts mehr sagen. Wir<br />

haben es selbst in der Hand als Frauen, wir<br />

haben die Männer in der Hand.<br />

Jürgen Liminski<br />

Mursi und die Demokratie<br />

Jürgen Liminski ist<br />

Publizist, Buchautor<br />

und Moderator beim<br />

Deutschlandfunk.<br />

Es gehört zu den großen historischen Leistungen,<br />

dass Persönlichkeiten wie der von den<br />

Muslimbrüdern ermordete ägyptische Präsident<br />

Anwar el Sadat oder auch der türkische<br />

Staatsgründer Kemal Atatürk über den langen<br />

politischen Schatten des Islam gesprungen<br />

sind. Im ersten Fall wurde die Versöhnung<br />

mit dem Gegner auf Augenhöhe gesucht, im<br />

zweiten Fall die Trennung von Religion und<br />

Staat vollzogen. Denn die Dominanz der<br />

Religion auch in politischen Dingen gehört<br />

zu den Grundsätzen des orthodoxen Islams.<br />

Dagegen rennen die Menschen in Suez, Port<br />

Said, Alexandrien und Kairo an. Das Land<br />

ist in Aufruhr, die Zahl der Toten und Ver-<br />

letzten steigt, die Wirtschaft liegt danieder.<br />

Sadats Nachfolger Mursi ist in Not.<br />

In dieser Not ruft er im Westen um (finanzielle)<br />

Hilfe. Er beschwört, es werde keinen<br />

Gottesstaat geben und die Demokratie bleibe<br />

am Nil erhalten. In Berlin schenkt man ihm<br />

Glauben – mit erhobenem Zeigefinger. Mit<br />

„lupenreinen“ Demokraten hat man so seine<br />

Erfahrungen. Bei Mursi sprechen außerdem<br />

die Fakten gegen ihn. Die von seinen Glaubensbrüdern<br />

durchgeboxte Verfassung fußt auf<br />

der Scharia. Was sonst als einen islamischen<br />

Gottesstaat will man damit erreichen?<br />

Auch Religionsfreiheit gibt es nicht. Während<br />

Mursi in Berlin Treueschwüre auf die<br />

Demokratie ausstieß, wurden in Ägypten wieder<br />

Kopten überfallen und Kirchen in Brand<br />

gesteckt. Am Fest der Taufe Jesu wurde eine<br />

Familie zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt,<br />

weil sie zum Christentum konvertierte.<br />

Mursi lügt – nach westlichem Verständnis.<br />

Nach den Geboten des Korans handelt er<br />

korrekt. Viele Suren gebieten die Täuschung,<br />

wenn es dem Islam nutzt. Sie ist laut den großen<br />

islamischen Gelehrten im Krieg gegen die<br />

Ungläubigen anzuwenden und um Versöhnung<br />

unter Muslimen zu stiften. Nichts anderes<br />

hat Mursi an der Spree versucht. Am Nil<br />

aber kennt man das. Die Unruhen sind noch<br />

lange nicht vorbei, ein Sadat nicht in Sicht.<br />

Bericht Seite 15

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