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Bei Nigerias Christen betet die Angst mit
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13./14. April 2013 / Nr. 15 ROM UND DIE WELT<br />
DIE WELT<br />
Ist das Grabtuch doch echt?<br />
Der Wissenschaftler Giulio Fanti datiert die Turiner „Reliquie“ auf die Antike<br />
Mehr zum Thema:<br />
ROM/TURIN – Am Karsamstag<br />
ist das Turiner Grabtuch für eineinhalb<br />
Stunden öffentlich gezeigt<br />
worden. Der emeritierte Papst Benedikt<br />
XVI. hatte dies im Rahmen<br />
des Glaubensjahres angeregt. Das<br />
Tuch zeigt die Spuren eines Gekreuzigten<br />
und gilt als eines der<br />
Tücher, in denen der Leichnam<br />
Jesu nach seiner Passion ins Grab<br />
gelegt wurde. Einer der Wissenschaftler,<br />
die das Tuch seit Jahren<br />
untersuchen, ist der Italiener<br />
Giulio Fanti, Professor für mechanisch-thermische<br />
Forschung an<br />
der Universität Padua. Unser Vatikan-Korrespondent<br />
Mario Galgano<br />
hat mit ihm gesprochen.<br />
Professor Fanti, an welchem Punkt<br />
ist die wissenschaftliche Aufarbeitung<br />
des Grabtuches angelangt?<br />
Ich würde sagen, dass wir etwa<br />
zwischen zwei und fünf Prozent von<br />
dem wissen, was das Grabtuch uns<br />
sagen kann. Auf jeden Fall stelle ich<br />
in meinem neuen Buch, das ich mit<br />
Saverio Gaeta beim Rizzoli-Verlag<br />
herausgegeben habe (auf italienisch;<br />
Anm. d. Red.), einen weiteren<br />
Schritt vor. Der Titel des Buches<br />
lautet „Das Geheimnis des Grabtuchs“.<br />
Wir sind bei der Untersuchung<br />
einer der wichtigsten und<br />
am meisten verehrten Reliquien der<br />
Christenheit nämlich einen Schritt<br />
vorwärts gekommen.<br />
Das wohl wichtigste Ergebnis unserer<br />
jüngsten Untersuchung lautet,<br />
dass die Ergebnisse der Forschung<br />
von 1988 falsch sind. Damals wurde<br />
behauptet, das Grabtuch sei ein<br />
Produkt des Mittelalters. Doch drei<br />
unterschiedliche Untersuchungsmethoden<br />
haben nun ergeben, dass das<br />
Tuch aus dem ersten Jahrhundert<br />
nach Christus stammt, also aus<br />
der Zeit, in der Jesus von Nazareth<br />
lebte. Es handelt sich um Untersuchungen,<br />
die sowohl auf chemische<br />
wie auch auf mechanische Weise<br />
durchgeführt wurden.<br />
Sie sind Wissenschaftler und Professor<br />
an einer staatlichen Universität.<br />
Wie gehen Sie mit dem Grabtuch<br />
um?<br />
Man muss selbstverständlich die<br />
wissenschaftlichen Aspekte von allgemeinen,<br />
persönlichen oder religiösen<br />
Ansichten trennen. Man muss<br />
auf jeden Fall am Schluss der Untersuchungen<br />
alle Daten vergleichen.<br />
Aus wissenschaftlicher Sicht ist das<br />
Grabtuch ein „physischer Gegenstand“,<br />
der bis ins letzte<br />
Detail studiert werden<br />
kann, wenn man die<br />
entsprechenden wissenschaftlichen<br />
Hilfsmittel benutzt. Die Resultate<br />
sind ja immer objektiv nachprüfbare<br />
Werte. Bis zum heutigen Tag unterstützen<br />
alle Erkenntnisse, die ich<br />
bisher zusammengestellt habe, die<br />
Hypothese, dass das Grabtuch jenes<br />
von Jesus von Nazareth war.<br />
Aus religiöser Sicht gibt es mindestens<br />
zehn wissenschaftlich nachgeprüfte<br />
Fakten, die mit Darstellungen<br />
aus der Bibel übereinstimmen.<br />
Es gibt keine einzige Unstimmigkeit!<br />
Es gibt sogar Leute, die das<br />
Grabtuch als „wissenschaftliches<br />
Evangelium“ bezeichnen, weil es so<br />
viele Übereinstimmigkeiten gibt.<br />
Man darf auch nicht vergessen,<br />
dass die Evangelien behaupten, an<br />
jenem Ostersonntag sei das Grabtuch<br />
Zeuge eines wissenschaftlich<br />
nicht erklärbaren Phänomens gewesen,<br />
nämlich der Auferstehung.<br />
Dieses Phänomen könnte auch der<br />
Grund dafür sein, dass man bis heute<br />
auf dem Grabtuch ein klares Bild<br />
sieht.<br />
Welche Bedeutung hat das Grabtuch<br />
für einen Wissenschaftler?<br />
Es handelt sich auf jeden Fall um<br />
einen Gegenstand, der eine Herausforderung<br />
ist. Es gibt bisher keinen<br />
Wissenschaftler, der das Doppelbild<br />
auf dem Grabtuch tiefgründig erklären<br />
kann.<br />
Das Turiner Grabtuch wurde in den<br />
vergangenen 100 Jahren nur neun<br />
Mal öffentlich gezeigt. Wie sehen Sie<br />
die Ausstellungen? Es ist doch nicht<br />
ungefährlich, wenn so viele Menschen<br />
dem Tuch so nahe kommen.<br />
Das stimmt zwar, aber das Grabtuch<br />
ist ein Geschenk, das wir bekommen<br />
haben, um es zu „verehren“<br />
und als Gebetsstütze zu haben,<br />
Professor Giulio Fanti untersucht das<br />
Turiner Grabtuch seit mehreren Jahren.<br />
Seine neuesten Erkenntnisse hat er<br />
jetzt in einem Buch veröffentlicht.<br />
Das Turiner Grabtuch (im Bild ein Ausschnitt)<br />
soll das Antlitz und den Körper<br />
Christi zeigen.<br />
Fotos: Galgano<br />
wie bereits Papst Julius II. in seiner<br />
Päpstlichen Bulle schrieb. Auch<br />
wenn durch das natürliche Licht das<br />
Grabtuch schneller verfallen wird,<br />
so lohnt es sich allemal, es der Öffentlichkeit<br />
zu zeigen. Im schlimmsten<br />
Fall wird der dargestellte Körper<br />
schneller gelb und der Kontrast wird<br />
geringer. Ich gehe aber davon aus,<br />
dass die Lichtexperten in Turin eine<br />
entsprechende Technik verwenden,<br />
die das Grabtuch auf die beste Art<br />
und Weise schützt.<br />
Info<br />
Turiner Grabtuch<br />
als App erhältlich<br />
Seit Karfreitag ist eine Grabtuch-<br />
Applikation im App Store von Apple<br />
erhältlich. Die App ist in zwei<br />
Ver sionen erhältlich (eine davon<br />
ist kostenfrei) und ermöglicht den<br />
Zugang zu umfangreichen und detailgetreuen<br />
Bildern des Tuchs sowie<br />
zu Dokumentationen. mg