Augsburg
Bei Nigerias Christen betet die Angst mit
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13./14. April 2013 / Nr. 15 DAS ULRICHSBISTUM<br />
Im Bistum unterwegs<br />
Einzigartige Kapelle<br />
Zuhaus des Fischerweberhofes hat eigenen Andachtsraum<br />
Ein Besuch im Freilichtmuseum auf<br />
der Glentleiten bei Großweil lohnt<br />
sich immer. Zahlreiche historische<br />
Häuser, Werkstätten, Mühlen und<br />
Almen sind eingebettet in die großartige<br />
Landschaft hoch über dem<br />
Kochelsee. Seit Herbst vergangenen<br />
Jahres ist das Museum um eine Attraktion<br />
reicher, denn das Zuhaus<br />
zum Fischerweberhof aus Rottach-<br />
Egern macht das historische Ensemble<br />
aus Haupt- und Nebengebäude<br />
komplett.<br />
Das Zuhaus ist ein wahres Schatzkästlein<br />
und eine Fundgrube für alle,<br />
die Interesse an einem alten Gebäude<br />
haben. Beim Rundgang durch das<br />
Anwesen erzählen Tafeln und Bilder<br />
von der wechselvollen und staunenswerten<br />
Geschichte des Hauses und<br />
seiner Bewohner. Sieben Jahre dauerte<br />
es, bis das Haus an seinem Ursprungsort<br />
am Tegernsee abgetragen<br />
und auf der Glentleiten wieder aufgebaut<br />
werden konnte.<br />
Beim Abbau kam Erstaunliches zutage:<br />
Die archäologische und bauhistorische<br />
Untersuchung ergab, dass das<br />
Haus auf einem Vorgängerbau aus<br />
dem 14. Jahrhundert errichtet wurde.<br />
Unter einem Wandfundament<br />
eingebettet befanden sich Skelette<br />
eines Kalbes und eines Ferkels. Die<br />
Schädel waren nach Osten gelagert<br />
und zueinander gedreht. Hatte die<br />
Niederlegung einen rituellen, abergläubischen<br />
Charakter?<br />
Jahrhunderte später wurde auf dem<br />
Vorgängerbau ein Neubau aus Holz<br />
errichtet. Rund 400 Jahre nach der<br />
Niederlegung der Tiere haben die Bewohner<br />
im Jahre 1792 im Neubauobergeschoss<br />
ein Medaillon mit dem<br />
Bildnis von Christus und Maria sowie<br />
ein zerbrochenes Hinterglasbild<br />
zum Segen und Schutz für das Haus<br />
in der Balkontür eingemauert.<br />
Doch das Einmalige und Besondere<br />
des Zuhauses auf der Glentlei-<br />
Die Fundamente des Austragshauses<br />
stammen aus dem 14. Jahrhundert.<br />
Die letzte Andacht wurde 1957 in der<br />
Hauskapelle gehalten. Fotos: Paulus<br />
ten ist die Kapelle. Sie wurde 1795<br />
in das Erdgeschoss und den ersten<br />
Stock eingebaut und konnte durch<br />
einen kleinen Schlafraum, aber auch<br />
von außen betreten werden. Auf<br />
engstem Raum gruppieren sich um<br />
ein großes Kreuz rund 270 religiöse<br />
Gegenstände, geschaffen über einen<br />
Zeitraum von 450 Jahren. Der Besucher<br />
kann unzählige Engel, Heilige,<br />
Andachtsbilder und Klosterarbeiten,<br />
die einzelnen Kreuzwegstationen in<br />
schönen Holzrahmen, die Reichung<br />
der Sakramente, in Bildern dargestellt,<br />
die Gottesmutter in vielfacher<br />
Darstellung und die Armen Seelen<br />
im Fegefeuer neben gedrechselten<br />
Holzleuchtern sehen.<br />
Die Ausstattung ist geprägt von zwei<br />
Objektgruppen. Viele der Gegenstände<br />
stammen wohl ursprünglich<br />
aus Kirchenbesitz und fanden in<br />
der Fischerweberkapelle eine neue<br />
Heimat. Die größere Gruppe haben<br />
sicherlich die Bewohner gefertigt. Es<br />
wird vermutet, dass Joseph Jaud, der<br />
im 18. Jahrhundert in das Fischerweberanwesen<br />
eingeheiratet hat, der<br />
Künstler ist, der viele Exponate herstellte.<br />
Hatte er doch das Handwerk<br />
eines Kistlers und Malers gelernt.<br />
Ein schmaler, schlanker Opferstock<br />
hinter der Tür sollte wohl die Besucher<br />
um eine Spende bitten. Die<br />
letzte Andacht in der einzigartigen<br />
Fischerweberkapelle fand im Jahr<br />
1956 statt.<br />
Die an manchen Stellen freigelegten<br />
Wände zeugen vom Alter des Gebäudes<br />
und davon, wie im Laufe von<br />
Jahrhunderten Menschen an ihm<br />
und der Hauskapelle auf- und umgebaut<br />
sowie restauriert haben.<br />
Ingrid Paulus<br />
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