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Augsburg

Bei Nigerias Christen betet die Angst mit

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MEINUNG 13./14. April 2013 / Nr. 15<br />

Aus meiner Sicht ...<br />

Informationen und Fotos:<br />

Soll die East Side Gallery bleiben?<br />

pro<br />

contra<br />

Victoria Heymann<br />

Christian Soyke<br />

Victoria Heymann ist<br />

Chefin vom Dienst<br />

unserer Zeitung.<br />

Der Gedanke, dass das Land Berlin ein Gebiet veräußern<br />

kann, auf dem der vielleicht bekannteste noch am Originalstandort<br />

existierende Mauerstreifen – die East Side Gallery –<br />

steht, ist schon für sich genommen absurd. Wird demnächst<br />

vielleicht der Pariser Platz an einen großzügigen Hotelinvestor<br />

verschachert, der dann das Brandenburger Tor versetzt<br />

oder gar abreißt, weil es nicht in seine Baupläne passt?<br />

Leider vergeht einem angesichts der Realität das Spaß-<br />

Spekulieren. Anscheinend ist die Hauptstadt so abgewirtschaftet,<br />

dass sich der Senat mit Klaus Wowereit an der Spitze<br />

nicht scheut, das Tafelsilber zu verhökern. Was interessiert<br />

die Bewahrung der Geschichte von gestern, wenn man sie<br />

heute zu Geld machen kann?<br />

Die Kinder und Jugendlichen der heutigen Generation<br />

haben das geteilte Berlin nicht mehr erlebt – glücklicherweise.<br />

Doch ihr Wissen über den Unrechtsstaat DDR ist<br />

erschreckend gering: Umfragen zufolge halten viele Schüler<br />

den ehemaligen sogenannten Arbeiter- und Bauernstaat für<br />

eine Art soziales Paradies mit Arbeitsplatzgarantie und sauberer<br />

Umwelt. Repression und Überwachung in der SED-<br />

Diktatur? „Die Stasi war ein Geheimdienst wie ihn jeder<br />

andere Staat auch hat“, findet fast jeder Dritte.<br />

Gerade wer diese Repressionen und Überwachungen noch<br />

selbst erlebt hat, mag sich wünschen, sämtliche sichtbaren<br />

Überbleibsel wie etwa die East Side Gallery mögen doch am<br />

besten umgehend abgerissen werden. Doch die kommenden<br />

Generationen dürfen nicht vergessen, welches Unrecht ihren<br />

Eltern und Großeltern in der menschenverachtenden DDR-<br />

Diktatur widerfahren ist. Die East Side Gallery ist nicht<br />

nur als bunt bemalter Touristenmagnet ein Berliner Wahrzeichen<br />

geworden. Sie steht exemplarisch für die friedliche<br />

Überwindung einer Diktatur. Die Erinnerung daran ist<br />

unbezahlbar – und muss für alle Zeiten sichtbar bleiben.<br />

Christian Soyke ist<br />

Medien- und<br />

Politikwissenschaftler<br />

und Journalist.<br />

Berlin war einmal geteilt – in Freiheit und Unfreiheit. Das<br />

zeigt das längste noch erhaltene und von internationalen<br />

Künstlern gestaltete Stück Berliner Mauer sehr eindrucksvoll<br />

. Es findet deshalb nicht zuletzt bei Berlin-Touristen<br />

große Beachtung. „Die Mauer muss weg“, skandierten<br />

Hunderttausende 1989. Heute setzen sich viele, wenn<br />

auch längst nicht solche Massen, für den Erhalt der Mauer<br />

ein. Es ist ihnen nicht zu verdenken. Schließlich ist die<br />

Mauer eines der bedeutsamsten Symbole in der Geschichte<br />

der Stadt, ja des Landes.<br />

Doch bei dem Bauvorhaben an der East Side Gallery<br />

geht es mitnichten darum, die Vergangenheit vergessen machen<br />

zu wollen. Wer Stadtplanern und Investoren solches<br />

unterstellt, tut ihnen gewaltig Unrecht, selbst wenn diese<br />

nicht immer sonderlich sensibel agieren. Zwar müssen für<br />

die baulichen Veränderungen des Areals einige Mauer-<br />

Segmente temporär versetzt werden. Der Investor hat das<br />

Grundstück aber rechtmäßig erworben. Die Kritik ist also<br />

vornehmlich an Senat und Bezirk zu richten.<br />

Berlin ist ein geschichtsträchtiger Ort. Aber deshalb kann<br />

man nicht die ganze Stadt konservieren. Sie braucht Luft<br />

zum Atmen, also Raum für neue Entwicklungen. Sonst erstickt<br />

sie. Wer nur zurückschaut, verliert den Blick nach<br />

vorn! Es gibt noch viele andere Gedenkorte, Mahnmale<br />

und Museen zu Mauer-Zeit und Wiedervereinigung.<br />

Dazu kommt, dass viele Motive der East Side Gallery<br />

von Demonstranten beschmiert worden sind: So hat jemand<br />

mitten auf den Trabant, der die Mauer durchbricht,<br />

in großen Lettern KPD (Kommunistische Partei Deutschlands)<br />

gesprüht. Diese Schmiererei findet sich auf mehreren<br />

Mauer gemälden. Für diese Art von „Protest“ kann und<br />

darf eigentlich niemand Verständnis haben! Es ist höchste<br />

Zeit, dass die Mauern endlich auch in den Köpfen fallen!<br />

Marian Offman<br />

Franziskus und der Weltfrieden<br />

Marian Offman ist<br />

Vorstandsmitglied<br />

der Israelitischen<br />

Kultusgemeinde und<br />

Stadtrat in München.<br />

Eine der frühen Botschaften von Papst Franziskus<br />

lautet: Er will auf die anderen Religionen<br />

zugehen. Denn wer andere ignoriert, so sagte<br />

er beim Empfang des diplomatischen Korps im<br />

Vatikan, kann keine „wahre Verbindung zu<br />

Gott“ haben. Den Dialog mit Menschen islamischen<br />

Glaubens sieht er an vorderster Stelle.<br />

Auch die guten Beziehungen zu den Juden will<br />

er fortsetzen und intensivieren. Schon am ersten<br />

Arbeitstag richtete er einen entsprechenden<br />

Brief an die jüdische Gemeinde in Rom. „Ich<br />

hoffe sehr, zum Fortschritt in den Beziehungen<br />

zwischen Juden und Katholiken beitragen zu<br />

können“, heißt es darin.<br />

Der Zugang des Argentiniers zum Judentum<br />

dürfte auch geprägt sein von den antisemitischen<br />

Anschlägen in den 1990er Jahren<br />

in Buenos Aires. Verantwortlich für die Morde<br />

an über 100 jüdischen Menschen waren<br />

die Hisbollah und iranische Drahtzieher. Bei<br />

den Anschlägen auf das jüdische Gemeindezentrum<br />

wurden auch eine Kirche zerstört<br />

und ein Priester getötet.<br />

Der Konfl ikt islamischer Staaten mit Israel<br />

ist natürlich auch eine Auseinandersetzung<br />

zwischen dem Islam und dem Judentum. Die<br />

Drohung, in fundamentalistisch regierten<br />

islamischen Ländern Kirchen zu zerstören<br />

und Christen auszugrenzen, hat die gleichen<br />

Wurzeln. Unzählige friedliebende Christen,<br />

Juden und auch Muslime fürchten den<br />

islamistischen Terror. Für den Weltfrieden<br />

gefährlich ist, dass deshalb gedanklich alle<br />

ganz überwiegend friedliebenden Muslime<br />

in Haftung genommen werden könnten. Der<br />

aufkeimende Rechtspopulismus in Europa ist<br />

ein Beleg dafür.<br />

Deshalb war es klug von Franziskus, gleich<br />

mit Beginn seines Pontifikats den intensivierten<br />

Dialog mit allen Religionen anzukündigen.<br />

Gewinnt er auch die Herzen der Muslime,<br />

versöhnt er Christentum mit Islam, so<br />

könnte er dem Terror den Boden entziehen.<br />

Die bedeutende Aufgabe der Versöhnung von<br />

Christentum und Islam wäre ebenso epochal<br />

wie die Versöhnung mit den Juden und die<br />

Öffnung des Eisernen Vorhangs durch Papst<br />

Johannes Paul II.

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