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30./31. März 2013 / Nr. 13 GUTE UNTERHALTUNG<br />

älung<br />

So ist es, wenn …<br />

Frühlingsanfang<br />

Und so ist es, wenn...“ Das<br />

sagt Frau Tschöpe, als sie<br />

die vielen Blumensträuße<br />

zusammenpackt.<br />

„Ja“, wiederholt sie,<br />

„so ist es nun, wenn man geht, wenn<br />

man nach vielen Jahren der Arbeit<br />

endlich nach Hause gehen kann.“<br />

Frau Fricke, ihre langjährige Mitarbeiterin,<br />

nimmt den letzten Blumenstrauß<br />

und wickelt ihn ganz<br />

langsam ein. Das Knistern des Papiers<br />

hört sich an wie „Endgültig,<br />

endgültig, endgültig …“<br />

Die beiden Frauen hantieren weiter<br />

herum, die ältere klein, zierlich<br />

mit feinem Gesicht und ganz vielen<br />

kleinen Knitterfältchen, hauptsächlich<br />

um die hellen, wasserblauen Augen,<br />

die über so viele Jahre Bücher<br />

und Zeitschriften gesucht, geordnet<br />

und wieder eingeordnet hatten.<br />

„Ja, Frau Fricke, nun ist es so<br />

weit, jetzt werden Sie an meine Stelle<br />

treten!“ Frau Fricke beugt sich ein<br />

wenig nach vorn. „So“, antwortete<br />

sie, „meinen Sie denn, dass ich das<br />

wirklich will, am liebsten würde<br />

ich alles zusammenpacken, genau<br />

wie Sie und ...“ Sie verstummt und<br />

dreht sich zur Seite. Ihr Gesicht ist<br />

von feiner Röte überzogen.<br />

„Sofort würde ich aufhören zu arbeiten,<br />

wenn ich es könnte, aber ich<br />

muss ja für alles allein aufkommen<br />

...“ Den Rest ihres Satzes sagt sie so<br />

leise, dass er kaum zu verstehen ist.<br />

Frau Tschöpe sieht ihrer Kollegin,<br />

die wieder angefangen hatte, neue<br />

Bücher zu registrieren, hinterher.<br />

Was würde sie darum geben, weiter<br />

arbeiten zu dürfen. Was würden<br />

wohl die anderen dazu sagen, wenn<br />

sie sich ihnen offenbaren würde. Sie<br />

würden genau so reagieren wie ihre<br />

langjährige Mitarbeiterin.<br />

Sie erinnert sich an ihre Worte,<br />

die sie zu ihrem obersten Chef gesagt<br />

hatte: „Ja, Herr Dr. Theobaldt,<br />

in drei Monaten ist es dann soweit.<br />

Sie wissen ja, ich gehe dann endlich<br />

in den Ruhestand. Wann soll ich<br />

meine vielen Überstunden und meinen<br />

Resturlaub nehmen?“<br />

Herr Dr. Theobaldt machte ihr<br />

den Vorschlag, sie solle beides, das<br />

heißt Überstunden und Resturlaub<br />

an das Ende ihrer Dienstzeit legen.<br />

Im Winter war Frau Tschöpe noch<br />

guter Dinge. Immer wieder sagte sie<br />

zur ziemlich gestressten Kollegin:<br />

„Nicht mehr lange, dann kann ich<br />

aufhören.“<br />

Ja, und jetzt war der Tag gekommen.<br />

Was blieb übrig? Ein paar nette<br />

Worte vom Chef und von den<br />

Kolleginnen, mit denen man viele<br />

Jahre zusammen gearbeitet hatte.<br />

Alle waren sie gekommen und hatten<br />

ihr kleine Geschenke überreicht,<br />

ein paar nette Worte gesagt. Frau<br />

Tschöpe sitzt noch ein letztes Mal<br />

an ihrem Schreibtisch neben dem<br />

Fenster.<br />

Die Bücher und die Zeitschriften<br />

an den Wänden scheinen sie zu erdrücken,<br />

kommen immer näher. Sie<br />

ringt nach Luft, dann steht sie auf<br />

und besieht sich noch einmal ihr<br />

Reich in der Bibliothek, die vollen<br />

Regale. Sieht auf die staubigen Fächer,<br />

die sie eigentlich noch für die<br />

Neueingänge vorbereiten und beschriften<br />

wollte.<br />

„Frau Fricke“, sagt sie langsam,<br />

„eigentlich wollte ich doch noch die<br />

Fächer dort oben für die Neuzugänge<br />

vorbereiten.“<br />

„Liebste Kollegin, ich bitte Sie!<br />

Das hat Zeit. Oder wollen Sie etwa<br />

noch länger hier bleiben?“<br />

Die beiden Frauen sehen sich<br />

lange an. Dabei lächelt Frau Fricke<br />

fein, und Frau Tschöpe weiß in diesem<br />

Moment nicht so recht, wie sie<br />

dieses Lächeln deuten soll.<br />

Ursula Jaensch / Foto: Wodicka<br />

Wie herrlich, wenn die Wolken<br />

am Himmel leuchtend stehn,<br />

sich in das Gras zu werfen<br />

und stumm hinaufzusehn.<br />

Du bist gleich einem Spiegel,<br />

der alles fröhlich fasst:<br />

das Leben all und Weben<br />

und alles Glanz und Glast.<br />

Es weitet sich die Enge,<br />

die schmerzend dich umfing,<br />

als seist du aus der Puppe<br />

befreit der Schmetterling.<br />

Als breite all dein Wesen<br />

die Flügel langsam aus,<br />

als wisse deine Seele<br />

den hellen Weg nachhaus.<br />

Hermann Claudius<br />

6 2 7 8 5 3 9 1 4<br />

Sudoku 5 8 9 4 7 1 6 3 2<br />

1 3 4 2 9 6 7 5 8<br />

Zahlen von 1 3 6 5 7 1 8 4 2 9<br />

4 7 8 3 2 9 1 6 5<br />

bis 9 sind so<br />

2 9 1 5 6 4 3 8 7<br />

einzutragen, 9 4 3 6 8 5 2 7 1<br />

dass sich jede<br />

dieser 9 7 5 6 1 4 2 8 9 3<br />

8 1 2 9 3 7 5 4 6<br />

Zahlen nur einmal in einem Neunerblock,<br />

nur einmal auf der Horizontalen<br />

und nur einmal auf der Vertikalen<br />

befindet.<br />

Oben: Lösung von Heft Nummer 12.<br />

6 5 9 2<br />

4 9 2<br />

2 8 6 5 4<br />

2 1 6<br />

7 6 9<br />

3 6 7 1<br />

1 5 9 7<br />

4 5 8 2<br />

3 6 4 9

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