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DIE WOCHE 30./31. März 2013 / Nr. 13<br />

Vor 40 Jahren<br />

Säulen aus Silber und Licht<br />

Bis zum Inferno eine Stadt in der Stadt: Am 4. April 1973<br />

wurden die zwei Türme des World Trade Centers eröffnet<br />

Die Zwillingstürme des World<br />

Trade Centers, bis zur Zerstörung eines<br />

der Wahrzeichen New Yorks.<br />

Foto: Keystone<br />

Sie waren über Jahrzehnte hinweg<br />

die spektakulären Wahrzeichen<br />

New Yorks und Symbole der Wirtschaftsmacht<br />

der USA: Tagsüber<br />

schimmerten die Zwillingstürme<br />

des World Trade Center in der Sonne,<br />

abends wurde Süd-Manhattan<br />

durch jene Lichtsäulen illuminiert.<br />

Als am 11. September 2001 die<br />

Türme durch barbarische Terrorakte<br />

zerstört wurden, markierte dies<br />

zugleich eine Zäsur von welthistorischen<br />

Dimensionen.<br />

Die Geschichte der Türme reicht bis<br />

ins Jahr 1946 zurück, als New York<br />

ein Stadtentwicklungsprojekt für die<br />

heruntergekommene Gegend an der<br />

Südspitze Manhattans auf den Weg<br />

brachte. Es dauerte bis September<br />

1962, ehe der Architekt Minoru Yamasaki<br />

mit dem Büro Emery Roth &<br />

Sons den Planungsauftrag erhielt.<br />

Yamasaki entwickelte die Idee von<br />

Zwillingstürmen mit 80 Stockwerken.<br />

Die New Yorker Hafenbehörde wollte<br />

jedoch höher hinaus und mehr Büroflächen<br />

anbieten, so dass die Türme<br />

auf 110 Stockwerke ausgebaut wurden:<br />

der Südturm ragte 415 Meter, der<br />

Nordturm 417 Meter in den Himmel.<br />

Neue Konstruktionsart<br />

Es gab damals nicht wenige Architekturkritiker,<br />

die die strenge Quaderform<br />

für zu schlicht und einfallslos<br />

befanden. Revolutionär dagegen war<br />

die Konstruktion nach dem „Tube-in-<br />

Tube“-Leichtbausystem: Das Gewicht<br />

verteilte sich zum einen auf den inneren<br />

Turmkern mit den Aufzugsschächten,<br />

Treppenhäusern, Serviceräumen;<br />

und zum anderen auf die Außenfassade<br />

aus einem Netz von Stahlstützen,<br />

überzogen von einem schmückenden<br />

Gitterwerk. Dazwischen gab es keine<br />

tragenden Säulen mehr, es wurden<br />

lediglich die Stockwerke aus vorgefertigten<br />

Deckenelementen eingefügt.<br />

Windkanaltests bewiesen die<br />

hohe Stabilität gegenüber Windböen.<br />

Zusätzlich sollten spezielle Schwingungsdämpfer<br />

die Bewohner vor Unwohlsein<br />

bewahren.<br />

Das Risiko eines Flugzeugunfalls wurde<br />

auch in Betracht gezogen. Schließlich<br />

war bereits 1945 ein Bomber in<br />

ein Stockwerk des Empire State Building<br />

eingeschlagen. Aus Simulationen<br />

ließ sich schlussfolgern, dass die Gebäude<br />

sogar den Aufprall einer Boeing<br />

707 mit rund 900 Stundenkilometern<br />

überstehen würden – doch dabei wurde<br />

offenbar die extreme Hitzewirkung<br />

des Kerosinfeuers unterschätzt.<br />

Zwar wurden die Stahlstützen mit<br />

einem feuerfesten Schaum besprüht;<br />

allerdings verzichtete man auf die eigentlich<br />

vorgesehene, aber eventuell<br />

krebserregende Asbest-Isolierschicht<br />

gegen Extremtemperaturen. Auch waren<br />

1968 die alten New Yorker Brandschutzvorschriften<br />

abgeschwächt<br />

worden, so dass statt der früher vorgeschriebenen<br />

sechs Treppenhäuser<br />

nur noch drei notwendig waren.<br />

Rascher Baufortschritt<br />

Der erste Spatenstich an der Baugrube<br />

wurde am 5. August 1966 vollzogen.<br />

Im August 1968 begann die Konstruktion<br />

des Nordturms, im Januar 1969<br />

des Südturms. Dank Modulbauweise<br />

und vorgefertigter Standardsegmente<br />

gingen die Arbeiten schnell voran.<br />

Zunächst wuchs der innere Turmkern<br />

mit den Lastenaufzügen nach oben,<br />

ehe mit einigen Etagen Verspätung<br />

die Außenfassade folgte.<br />

Am 4. April 1973 erfolgte die offizielle<br />

Eröffnung beider Zwillingstürme. Das<br />

World Trade Center konnte als kleine<br />

Stadt innerhalb der Metropole New<br />

York gelten, mit eigener Infrastruktur<br />

und sogar eigener Postleitzahl. Die<br />

Twin Towers und die dazugehörigen<br />

Gebäude beherbergten Arbeitsplätze<br />

für rund 50 000 Menschen. Hinzu kamen<br />

weitere 80 000 Touristen und Besucher<br />

der Aussichtsplattformen – bis<br />

zum verhängnisvollen 11. September.<br />

Michael Schmid<br />

Historisches & Namen der Woche<br />

31. März<br />

Kornelia, Goswin, Benjamin, Heinrich<br />

Thyssen, Clemens Fuhl<br />

Seinen 65. Geburtstag<br />

feiert<br />

der US-amerikanische<br />

Politiker<br />

Al Gore<br />

(Demokratische<br />

Partei). Er<br />

war von 1993<br />

bis 2001 Vizepräsident<br />

der<br />

USA. Bei der Wahl im Jahr 2000<br />

scheiterte er als Präsidentschaftskandidat<br />

gegen George W. Bush. Gore<br />

erhielt, gemeinsam mit dem Weltklimarat,<br />

den Friedensnobelpreis 2007<br />

für sein weltweites Engagement als<br />

Umweltpolitiker.<br />

1. April<br />

Irene von Thessalonike, Hugo,<br />

Cäsarius, Walarich<br />

Vor 50 Jahren begann das Zweite<br />

Deutsche Fernsehen (ZDF) seinem<br />

offiziellem Sendebetrieb mit einer<br />

Ansprache des Intendanten Karl<br />

Holzamer (Foto unten).<br />

2. April<br />

Franz von Paola, Maria von Ägypten,<br />

Eustasius, Sandrina<br />

Der ungarisch-jüdische Romancier<br />

György Konrád kam am 2. April<br />

1933 in Berettyóújfalu bei Debrecen<br />

zur Welt. Der Schriftsteller befasste<br />

sich wiederholt mit dem Nationalsozialismus,<br />

dem Ungarischen<br />

Volksaufstand von 1956 sowie mit<br />

seiner Familiengeschichte.<br />

3. April<br />

Elisabeth Koch, Richard von Chister<br />

Friederike Brion, Jugendfreundin<br />

des Johann Wolfgang von Goethe,<br />

starb am 3. April 1813 in Meißenheim<br />

bei Lahr (* 1752). Sie insprierte<br />

Goethe zum Gedicht „Willkommen<br />

und Abschied“.<br />

4. April<br />

Heinrich Richter, Isidor von Sevilla<br />

Vor 175 Jahren wurde der französische<br />

Politiker Léon Gambetta in<br />

Cahors geboren († 1882). Mit Jules<br />

Favre rief er in Paris die „Dritte Republik“<br />

(1871 bis 1940) aus und<br />

wurde deren erster Innenminister.<br />

5. April<br />

Creszentia Höß, Vinzenz Ferrer,<br />

Juliana von Lüttich, Gerhard<br />

Am 5. April 1788 wurde der deutsche<br />

Maler Franz Pforr in Frankfurt<br />

am Main geboren (†1812). Sein Tafelbild<br />

„Sulamith und Maria“ war<br />

von großer Bedeutung für das Nazarenertum,<br />

die religiös geprägte deutsche<br />

Romantik in der Malerei.<br />

6. April<br />

Bertha, Petrus Martyr, Wilhelm von<br />

Aebelholt, Michael Rua<br />

Vor 125 Jahren wurde Gerhard Ritter<br />

in Bad Sooden geboren (†1967<br />

in Freiburg). Er war ein wichtiger<br />

Historiker der deutschen Nachkriegszeit.<br />

Unklar ist sein Verhältnis<br />

zur NSDAP. Einerseits befürwortete<br />

er die staatliche Autorität, andererseits<br />

schloss er sich der „Bekennenden<br />

Kirche“ an, die als Widerstandsorganisation<br />

evangelischer Christen<br />

gilt.<br />

Zusammengestellt von Agnes Neumann;<br />

Foto: Keystone<br />

Als Erster auf Sendung: Intendant Karl Holzamer (Foto von 1962) eröffnet am 1. April<br />

1963 um 19.30 Uhr mit einer Ansprache den Sendebetrieb des ZDF. Foto: Keystone

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