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Kar- & Ostertage im Hohen Dom zu <strong>Augsburg</strong><br />

30./31. März 2013 / Nr. 13 OSTERN<br />

Jesus Christus,<br />

unser Licht<br />

Gedanken zum Osterfest<br />

von Diözesanbischof Konrad Zdarsa<br />

Liebe Schwestern und Brüder,<br />

die Meteorologen sagen uns, dass<br />

wir in diesem Jahr den seit Jahrzehnten<br />

sonnenärmsten Winter hinter<br />

uns gebracht haben. Vielen geht<br />

es wie mir. Vielmehr als die Kälte<br />

macht mir im Winter die Dunkelheit<br />

zu schaffen, das fehlende Licht.<br />

Dabei ist unsere Rede, die Sonne<br />

scheint bzw. sie scheint nicht, eine<br />

uneigentliche Rede. Eigentlich meinen<br />

wir damit nur, dass wir die Sonne<br />

mit ihrem Licht und ihrer Wärme<br />

bloß nicht wahrnehmen.<br />

Aber die Sonne ist da, und wenn<br />

wir sie auch bei uns nicht wahrnehmen,<br />

so „scheint“ sie eben anderswo<br />

und bestimmt den Ablauf der Jahreszeiten.<br />

Was das Licht der Menschwerdung<br />

unseres Herrn für jeden Menschen<br />

bedeutet, erfahren wir schon<br />

am Anfang des Evangeliums nach<br />

Johannes. Auch dieses Evangelium<br />

wurde im Licht des Glaubens an<br />

den Auferstandenen niedergeschrieben.<br />

Von sich selber sagt Jesus: Ich<br />

bin das Licht der Welt, und seinen<br />

Jüngern verheißt er: Wer mir nachfolgt,<br />

… wird das Licht des Lebens<br />

haben (Joh 8, 12). Ja, er sagt es sogar<br />

von uns: Ihr seid das Licht der Welt,<br />

und fordert uns auf, dieses Licht<br />

nicht unter den Scheffel zu stellen,<br />

sondern es vor den Menschen durch<br />

unser Glaubenszeugnis leuchten zu<br />

lassen (Mt 5, 14).<br />

Wir können uns also dem Licht<br />

entziehen. Wir können verhindern,<br />

dass es vor den Menschen leuchtet.<br />

Es existiert aber dennoch. Christus,<br />

das Licht der Welt, erleuchtet jeden,<br />

der ihm nachfolgt, hat alle Getauften<br />

erleuchtet, ob sie das Licht nun<br />

leuchten lassen oder nicht, ob sie es<br />

ausstrahlen oder verdunkeln.<br />

Das Licht aber, das Jesus Christus<br />

ist, das ist die Frohe Botschaft von<br />

Ostern, kann nicht einmal durch<br />

den Tod ausgelöscht werden.<br />

Die Auferstehung darf nicht als<br />

Einbruch eines Lebens gesehen werden,<br />

das (erst) auf den Kreuzestod<br />

folgt, sagt uns ein Theologe. Die freiwillige<br />

Entscheidung unseres Herrn,<br />

sich für uns zu opfern, offenbart eine<br />

Lebenskraft, die nicht vom Tod verschlungen<br />

werden kann. Tod, wo ist<br />

dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?<br />

– fragt jubelnd der Apostel Paulus (1<br />

Kor 15, 55).<br />

Die Ostersequenz, ein alter Hymnus<br />

der Kirche, formuliert es poetischer:<br />

Tod und Leben da kämpften seltsamen<br />

Zweikampf: der Fürst des<br />

Lebens, dem Tod erliegend, herrscht<br />

als König und lebt.<br />

Im Hymnus danach befragt, was<br />

sie auf ihrem Weg geschaut habe,<br />

bezeugt Maria aus Magdala:<br />

Sah Christ des Lebendigen Grab<br />

und wie Glanz den Erstandenen<br />

umgab.<br />

Da ist es wieder, das Licht, das<br />

vom auferstandenen Herrn ausgeht.<br />

Der Glaube an die Auferstehung,<br />

so der Theologe weiter, gründet<br />

sich auf das Zeugnis der Apostel,<br />

die zwei Grundlagen bezeugen: das<br />

leere Grab und die Erscheinungen<br />

des lebendigen Jesus. Das leere<br />

Grab bedeutet für sich noch keinen<br />

unerschütterlichen Beweis für die<br />

Auferstehung. Aber dass sich Jesus<br />

den Frauen und Männern, entgegen<br />

ihrer Erwartung und trotz aller<br />

Traurigkeit, zeigt, das lässt auch<br />

das leere Grab zum glaubwürdigen<br />

Zeichen des Geschehens der Auferstehung<br />

werden. Der Glaube selber<br />

erwächst aus der Begegnung mit<br />

dem lebendigen Herrn. Seitdem<br />

die beiden Jünger in Emmaus dem<br />

auferstandenen Herrn begegnet sind<br />

und ihn beim Brotbrechen erkannt<br />

haben, ist dieser Glaube durch alle<br />

Zeiten hindurch lebendig geblieben<br />

und weitergegeben worden.<br />

Gerade die beiden Emmausjünger<br />

sind, von dieser Begegnung<br />

erfüllt, wieder nach Jerusalem zurückgekehrt.<br />

Sie fielen aber keineswegs<br />

mit der Nachricht von ihrem<br />

Erleben wie mit der Tür ins Haus.<br />

Zuvor nämlich vernahmen sie das<br />

Zeugnis der Apostel: Der Herr ist<br />

wirklich auferstanden und ist dem<br />

Simon erschienen. Erst dann erzählten<br />

auch sie, was sie unterwegs erlebt<br />

und wie sie ihn erkannt hatten,<br />

als er das Brot brach (Lk 24, 34 f.).<br />

Wir mögen uns aus verschiedenen<br />

Gründen über die Wahl des<br />

Papstes Franziskus gefreut haben.<br />

Die Bedeutung seines Zeugnisses<br />

für die Bewahrung<br />

und Weitergabe<br />

des Glaubens<br />

wird<br />

uns durch die<br />

österlichen<br />

Berichte der<br />

H l .<br />

„Bleib doch bei uns; denn es wird<br />

bald Abend“ (Lk 24, 29), drängen die<br />

Emmaus-Jünger. Und erkennen dann Jesus,<br />

das immerwährende Licht.<br />

Öl-Gemälde von Caroly Marko II, 1845.<br />

Foto: akg/De Agostini Picture Lib.<br />

Schrift erhellt. Wir übertreiben<br />

nicht, wenn wir sagen, der Petrusdienst,<br />

der Dienst des Bischofs von<br />

Rom an der Kirche, ist ein Geschenk<br />

des Auferstandenen. Durch<br />

die Jahrhunderte hindurch hat sich<br />

daran nichts geändert, auch wenn<br />

Menschen mit ihrem Versagen das<br />

Licht Christi auf dem Antlitz der<br />

Kirche immer wieder verdunkelt<br />

haben. Petrus formuliert dennoch<br />

das Glaubensbekenntnis der Kirche.<br />

Der Dienst des Papstes, der Petrusdienst,<br />

ist ein österlicher Dienst.<br />

Mit seiner Verkündigung verhilft<br />

er dem Licht des Lebens, das von<br />

Christus kommt, immer wieder<br />

zum Durchbruch und lässt es von<br />

Neuem aufstrahlen. Der Auftrag<br />

des auferstandenen Herrn an Petrus,<br />

die Verheißung des bleibenden<br />

Bestands seiner Kirche ist eine österliche<br />

Botschaft, denn der Auferstehungstag<br />

kennt keinen Abend,<br />

weil Christus, seine Sonne, keinen<br />

Untergang kennt.<br />

Ihnen allen, lieben Leserinnen<br />

und Leser unserer Bistumszeitung,<br />

wünsche ich<br />

von Herzen ein frohes und<br />

gesegnetes Fest der Auferstehung<br />

unseres Herrn und<br />

bleibende österliche Freude!<br />

Ihr Bischof<br />

Die Bibelstellen zum Nachlesen

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