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IV UNSER ALLGÄU 30./31. März 2013 / Nr. 13<br />

Auch in <strong>Augsburg</strong> werden Erwachsene getauft<br />

Schritt für Schritt Christ werden<br />

In der Osternacht werden mehrere Erwachsene aus dem Allgäu getauft<br />

KEMPTEN/HEIMENKIRCH –<br />

Die Vorfreude auf die Osternacht<br />

ist groß bei den mehr als 20 erwachsenen<br />

Katechumenen in der<br />

Diözese, die Bischof Konrad Zdarsa<br />

im Februar zum Empfang des<br />

Taufsakraments zugelassen hat.<br />

Über mehrere Monate haben sich<br />

die Taufbewerber intensiv vorbereitet.<br />

Die Katholische Sonntags-<br />

Zeitung stellt zwei der Taufgruppen<br />

vor.<br />

Drei Taufbewerber bereiten sich<br />

in der Gruppe von Schwester Emmanuela<br />

Hartmann von der City-Seelsorge<br />

St. Lorenz in Kempten auf den<br />

Empfang des Sakraments vor. Eine<br />

junge Frau, bereits als Baby getauft,<br />

nimmt zudem als Firmbewerberin<br />

an dem Kurs „Christwerden“ teil:<br />

Sandra Schadeck ist erst 19 Jahre alt<br />

und damit die Jüngste im Vorbereitungskurs.<br />

Weil sie zum Zeitpunkt<br />

der regulären Firmung einen Beinbruch<br />

hatte, will sie diese jetzt nachholen.<br />

„Ich möchte die Firmung haben,<br />

weil ich später vielleicht einmal<br />

kirchlich heiraten will“, sagt sie. Sich<br />

in der Gruppe so intensiv mit dem<br />

katholischen Glauben zu beschäftigen,<br />

gefällt der jungen Frau, die im<br />

Vergleich zu den anderen Teilnehmern<br />

einen gewissen Vorsprung hat:<br />

Sandra, die philippinische Wurzeln<br />

hat, stammt aus einer sehr religiösen<br />

Familie. „Meine Mutter hat mich so<br />

großgezogen“, erklärt sie.<br />

Bei Michael Hein, der seit 1990<br />

im Allgäu lebt und aus den Neuen<br />

Bundesländern stammt, war das<br />

ganz anders. „Ich komme aus einem<br />

völlig atheistischen Elternhaus“, erzählt<br />

der staatlich geprüfte Betriebswirt<br />

für Hotellerie und Gastronomie.<br />

„Wo ich herkomme, spielte<br />

der katholische Glaube kaum eine<br />

Rolle.“ Irgendetwas gab es dennoch,<br />

das ihn anzog und so suchte er als<br />

junger Erwachsener den Kontakt<br />

zu kirchlichen Gruppen und dem<br />

evangelischen Pfarrer seines damaligen<br />

Heimatortes, auch wenn er damit<br />

nicht auf die Gegenliebe seiner<br />

Eltern stieß.<br />

Auf dem Weg bestärkt<br />

1990, nach der Wende, verschlug<br />

es ihn nach Oberstdorf. Die evangelische<br />

Kirchengemeinde unterstützte<br />

ihn damals, half ihm Fuß zu<br />

fassen. „Ich habe zu diesem Zeitpunkt<br />

noch mehr Berührung mit<br />

dem Glauben bekommen und viele<br />

Leute getroffen, die ihren Glauben<br />

auch gelebt haben, egal ob evangelisch<br />

oder katholisch.“ Dass er von<br />

ihnen in einer schwierigen Zeit viel<br />

Unterstützung erfuhr, habe ihn auf<br />

seinem Weg bestärkt, sagt Hein.<br />

Schließlich lernte er in Oberstdorf<br />

seine Frau kennen – es war der letzte<br />

und entscheidende Mosaikstein auf<br />

seinem Weg. „Sie stammt ebenfalls<br />

aus den Neuen Bundesländern und<br />

hat sich als Erwachsene taufen lassen<br />

– vor vier Jahren, katholisch“,<br />

sagt er. Die Partnerin bestärkte ihn<br />

mit ihren Erfahrungen in seinem<br />

Wunsch, sich taufen zu lassen. Die<br />

Vorbereitung in der Gruppe empfindet<br />

Michael Hein als große Bereicherung.<br />

Seit Ende<br />

November treffen sich die Teilnehmer<br />

um Schwester Emmanuela alle<br />

zwei Wochen und bearbeiten<br />

Grundthemen des katholischen<br />

Glaubens wie: „Wer ist Gott?“, „Kirche<br />

– was ist das?“, „Die Sakramente“<br />

oder „Die Bibel“. Nach einem<br />

kurzen Impulsreferat bleibt jeweils<br />

viel Zeit für Gespräche und Fragen.<br />

„Man muss ganz an der Basis anfangen,<br />

aber es ist mein spannendster<br />

Kurs überhaupt“, sagt Schwester<br />

Emmanuela.<br />

Sie freut sich über die Wissbegierde<br />

und Offenheit der Teilnehmer.<br />

Seit die City-Seelsorge St.Lorenz vor<br />

fünf Jahren an den Start ging, gibt es<br />

die Kurse zur Vorbereitung auf die<br />

Taufe. Jedes Jahr hat die Ordensfrau<br />

seitdem zwei bis vier Erwachsene<br />

auf den Empfang des Taufsakraments<br />

vorbereitet. Die Vorbereitung<br />

ist intensiv und verlangt den Teilnehmern<br />

einiges ab, weil sie vieles<br />

zum ersten Mal hören.<br />

Michael Hein lobt die Kursleiterin:<br />

„Ich genieße die Treffen richtig<br />

und das, was man dazulernt“, erklärt<br />

er. Durch seine Lebenserfahrung habe<br />

er zwar schon eine gewisse Gottesbeziehung<br />

gehabt, „aber das Wissen<br />

hat gefehlt“.<br />

Diana Lang empfindet es ähnlich.<br />

Die junge Frau stammt aus Köthen/<br />

Sachsen-Anhalt und lebt in Krugzell.<br />

„Im Nachhinein denke ich, ich<br />

war schon immer mit dem Glauben<br />

verbunden, durch viele Schicksalsschläge.<br />

Ich habe bereits an irgendetwas<br />

geglaubt, ich wusste nur nicht<br />

genau, an was“, erklärt sie.<br />

Lang, deren drittes Kind in<br />

diesen Tagen zur Welt kommt,<br />

wünscht sich, dass ihre<br />

Kinder im Glauben aufwachsen<br />

und damit eine<br />

Facette des Lebens<br />

mitbekommen, die<br />

in ihrer eigenen<br />

Kindheit in der<br />

ehemaligen DDR<br />

keine Rolle spielte.<br />

„Damals wurde<br />

einfach<br />

alles, was<br />

den Glauben<br />

betraf,<br />

links liegen gelassen“, erzählt sie.<br />

„Da war zwar die Kirche im Ort und<br />

wer wollte, konnte sonntags zum<br />

Gottesdienst gehen. Aber ich wusste<br />

eigentlich nie: Was bedeutet Gottesdienst?<br />

Warum geht man da rein?“<br />

1995 kam Diana Lang nach Bayern<br />

und fand nach und nach mehr<br />

zu Gott. „Plötzlich habe ich erkannt,<br />

dass es mehr gibt, als einfach an irgendetwas<br />

zu glauben.“ Ihr Wunsch,<br />

getauft zu werden, sei dann über die<br />

Jahre gewachsen. Das Erlebnis der<br />

Taufen ihrer ersten beiden Kinder<br />

habe dieses Bedürfnis noch verstärkt.<br />

„Das berührt einen. Man steht als<br />

Mutter daneben, man glaubt, aber<br />

man ist eben selbst nicht getauft.“<br />

Durch den Kurs „Christwerden“,<br />

der neben Schwester Emmanuela<br />

auch von Marianne Müllner – selbst<br />

vor einigen Jahren als Erwachsene<br />

getauft – begleitet wird, sei sie noch<br />

mehr in den Glauben hingewachsen.<br />

Auch sie hat das gemeinsame Lernen<br />

als bereichernd erlebt. „Wir sind ein<br />

super Team“, sagt Lang. Die Teilnehmer<br />

wollen auch in Zukunft Kontakt<br />

halten. Keine Frage, dass die<br />

Gruppe auch dabei sein wird, wenn<br />

nach Ostern die Taufe von Diana<br />

Lang und ihrem Baby stattfindet.<br />

Wundersame Rettung<br />

Auch in Heimenkirch gibt es eine<br />

Katechumenengruppe. Tam Thang<br />

Luu, der aus Vietnam stammt, spielt<br />

dabei eine besondere Rolle: Seine Geschichte<br />

bewegt. Vor 33 Jahren hatte<br />

Tam Thang Luu (56) den Tod vor<br />

Augen. Er saß in einem Flüchtlingsboot,<br />

das ihn wegbringen sollte aus<br />

seiner Heimat Vietnam. Ein Motordefekt<br />

trat auf. Das Boot war nicht<br />

mehr steuerbar und sank. Da begannen<br />

Katholiken zu beten. Tam Thang<br />

Luu hatte in seiner Familie eine buddhistische<br />

Prägung bekommen und<br />

hörte nur zu. Und er erlebte, was er<br />

selbst als Wunder bezeichnet: „Kurz<br />

nach dem Gebet wurde unser Boot<br />

von einem Helikopter aus entdeckt<br />

Schwester Emmanuela Hartmann<br />

mit den Teil nehmern des Kurses<br />

„Christ werden“: Diana Lang (vorne links)<br />

und Michael Hein (hinten) sowie Sandra<br />

Schadeck (vorne rechts). Michael Hein<br />

wird in der Osternacht in St. Lorenz<br />

zusammen mit einem weiteren<br />

Taufbewerber getauft, Sandra Schadeck<br />

erhält das Sakrament der Firmung.<br />

Diana Lang wird mit ihrem Baby nach<br />

Ostern getauft. Im Bild ist auch Marianne<br />

Müllner, die den Kurs mitbegleitet.<br />

Foto: Loreck

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