Augsburg

23./24. März 2013 / Nr. 12 DER NEUE PAPST
ter die Leute zu gehen und zu predigen.
Bald scharten sich die ersten
Gefährten um ihn. Die „minderen
Brüder“, wie sie sich nun nannten,
zogen als Wanderprediger umher.
Im Laufe weniger Jahre wuchs die
Gemeinschaft Franziskus‘ aus einer
kleinen Gruppe von zwölf Freunden
zu einer weit verbreiteten Gemeinschaft.
An Pfingsten 1217 trafen sich
sie sich in Assisi und beschlossen,
auch in Frankreich, Spanien und
Deutschland kleine Niederlassungen
zu gründen. Franziskus selbst ging
1219, mitten in der Zeit der Kreuzzüge,
zu den Sarazenen (Muslimen).
Er schloss Freundschaft mit dem Sultan
und setzte sich so für eine friedliche
Lösung des Konfliktes zwischen
den verfeindeten Religionen ein.
Stigmatisierung
Am 29. November 1223 bestätigte
Papst Honorius III. endgültig
die Lebensregel der Minderbrüder,
die Franziskus zusammen mit einigen
Vertrauten in einer Einsiedelei
verfasst hatte. Am Abend des 3.
Oktobers 1226 starb Franziskus an
der Portiunkula, der Geburtsstätte
seiner Bruderschaft. Man entdeckte
an seinem Leichnam die Wundmale
Jesu. Die Stigmatisierung des heiligen
Franz von Assisi ist die erste,
die bekannt geworden ist in der Kirchengeschichte.
Der Orden der Franziskaner setzt
sich bis heute auf vielen Gebieten für
Die Basilika San Francesco in Assisi, die Grablegungskirche des heiligen Franziskus. Als Basilica maior gehört sie seit 1756 zu
den sieben ranghöchsten katholischen Gotteshäusern. Die Basilika ist mit bedeutenden Malereien der Renaissance geschmückt.
Sie wurde 1997 bei einem Erdbeben schwerst beschädigt und mit enormem Aufwand wiederhergestellt.
Fotos: KNA
Gerechtigkeit und Frieden ein. Mit
Suppenküchen und Kleiderkammern
helfen die Patres und Brüder
Menschen in Not. Außerdem leisten
sie Seelsorge in Gefängnissen, Altenheimen
und Krankenhäusern. In Initiativen
und Menschenrechtsgruppen
engagieren sich Franziskaner für
Umweltschutz und eine gerechtere
Wirtschaft. Die Angehörigen der
Gemeinschaft dürfen laut der Ordensregel
kein Eigentum besitzen.
Damit gehören sie zu den kirchlichen
Bettelorden, die ihren Lebensunterhalt
durch Arbeit, Schenkungen und
Almosen verdienen.
Nach Jahrhunderten im grauen
Gewand sind Franziskaner heute
an einer braunen Kutte mit Kapuze
erkennbar. Statt eines Gürtels
tragen sie einen weißen Strick mit
drei Knoten. Außer diesem „Ersten
Orden“ gründete Franziskus
zwei weitere: die Klarissen und den
„Dritten Orden“ für Laien. Im 16.
Jahrhundert kamen die Minoriten
und Kapuziner hinzu. Heute umfasst
die franziskanische Familie
weltweit rund 650 000 Mitglieder
in Laienbewegungen, Bruderschaften
und klösterlichen Gemeinschaften.
Bekannte Franziskaner sind der
im KZ Auschwitz ermordete Priester
Maximilian Kolbe sowie der
heilige Antonius von Padua und der
Scholastiker Johannes Duns Scotus.
KNA/red
Zum Buch
„Franz von Assisi
begegnen“
Franz von Assisi ist nicht nur ein Vorbild
für viele Christen, sondern auch
für Umweltschützer, Naturmystiker
und Kapitalismuskritiker. Pater Paul
Zahner, selbst Franziskaner, beleuchtet
in seinem Buch „Franz von Assisi
begegnen“ viele Facetten des Heiligen,
der nicht nur fröhlich und optimistisch
war. Vielmehr durchlebte Franz
immer wieder verstörende Phasen, in
denen er an sich selbst zweifelte, in
denen er nicht nur körperlich krank
war, sondern auch unter Depressionen
litt – bis hin zu Selbstmordfantasien.
Seine legendäre Fröhlichkeit erscheint
daher nicht selbstverständlich.
Sie erwuchs aus der Überwindung der
Traurigkeit durch die Hinwendung
zu Gott. Das Buch liefert eine Fülle
von Informationen und einen reichhaltigen
Überblick über Leben, Werk
und Spiritualität des heiligen Franz
von Assisi. Christine Paul Eger
Hinweis:
Paul Zahner, Franz von Assisi begegnen.
Sankt Ulrich Verlag. 124 Seiten, (ISBN:
978-3-936484-27-4), 12,90 Euro.
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