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Augsburg

Hüter des Volkes Gottes

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23./24. März 2013 / Nr. 12 PAPST FRANZISKUS<br />

Fremden beziehungsweise Ausländer,<br />

ein. Der Papst müsse wie der<br />

Tagesheilige, der heilige Josef, stets<br />

„die Arme ausbreiten“, um das „ganze<br />

Volk Gottes zu hüten“ und „die<br />

gesamte Menschheit anzunehmen“,<br />

sagte Franziskus. „Nur wer mit Liebe<br />

dient, weiß zu behüten.“<br />

„Betet für mich!“<br />

Nach dem Vorbild der Heiligen<br />

Familie rief der Papst zu gegenseitiger<br />

Fürsorge in Familie und Ehe auf.<br />

Die Eheleute müssten einander „behüten“<br />

und sich als Eltern um ihre<br />

Kinder kümmern. Später sollten die<br />

Kinder dann zu „Hütern ihrer Eltern“<br />

werden. Auch Freundschaften<br />

müssten „in Aufrichtigkeit“ gelebt<br />

werden. Sie seien ein „Einander-Behüten<br />

in Vertrautheit, gegenseitiger<br />

Achtung und im Guten“.<br />

Franziskus schloss seine Predigt<br />

mit den Worten: „Ich bitte um die<br />

Fürsprache der Jungfrau Maria, des<br />

heiligen Josef, der heiligen Petrus<br />

und Paulus, des heiligen Franziskus,<br />

dass der Heilige Geist meinen<br />

Dienst begleite, und zu euch allen<br />

sage ich: Betet für mich! Amen.“<br />

Zu der Feier waren nach Vatikanangaben<br />

132 Delegationen von Staaten<br />

und internationalen Organisationen<br />

angereist; 31 Staatsoberhäupter<br />

nahmen persönlich teil, davon sechs<br />

gekrönte Häupter. Deutschland<br />

wurde durch Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel (CDU), Bundestagspräsident<br />

Norbert Lammert (CDU)<br />

und Bundesratspräsident Winfried<br />

Kretschmann (Grüne) vertreten.<br />

Merkel und Lammert gratulierten<br />

dem Papst nach der Feier bei einem<br />

Empfang der Regierungsdelegationen<br />

im Petersdom und wechselten<br />

einige Sätze mit ihm. Franziskus<br />

feierte die Messe in dem gleichen<br />

einfachen weißen Messgewand, das<br />

er bereits beim Gottesdienst in der<br />

Sixtinischen Kapelle nach seiner<br />

Wahl getragen hatte. Auch benutzte<br />

er eine schlichte Mitra und schwarze<br />

Schuhe, nicht die traditionellen<br />

roten Slipper des Papstes. Vor dem<br />

Gottesdienst fuhr Franziskus eine<br />

halbe Stunde im offenen Jeep über<br />

den Petersplatz. Einmal stieg er vom<br />

Wagen, um einen schwerbehinderten<br />

Mann zu begrüßen. Mehrfach<br />

reichten ihm seine Leibwachen<br />

Kleinkinder über die Absperrung,<br />

damit er sie segnete.<br />

Gebet am Petrusgrab<br />

Anschließend begab sich Franziskus<br />

mit zehn Oberhäuptern katholischer<br />

Ostkirchen zum Petrusgrab,<br />

um dort zu beten und die Papststola<br />

und den Fischerring als Zeichen seiner<br />

Amtswürde in Empfang zu nehmen.<br />

In einer Zeremonie vor der<br />

Basilika überreichte ihm Kardinal<br />

Jean-Louis Tauran das Pallium, die<br />

weiße, mit roten Kreuzen bestickte<br />

Wollstola; nach einem Gebet<br />

des belgischen Kardinals Godfried<br />

Danneels steckte Kardinaldekan<br />

Angelo Sodano dem Papst den Fischerring<br />

an. Es handelt sich um<br />

ein Werk des italienischen Künstlers<br />

Enrico Manfrini für Pasquale Macchi<br />

(1923 bis 2006), den früheren<br />

Privatsekretär von Papst Paul VI.<br />

(1963 bis 1978).<br />

Am Beginn seiner Predigt bekundete<br />

Franziskus seine Verbundenheit<br />

mit Vorgänger Benedikt XVI., der<br />

als gebürtiger Joseph Ratzinger am<br />

Josefstag Namenstag hat. „Wir stehen<br />

uns nahe, voller Zuneigung und<br />

Wertschätzung“, sagte er unter dem<br />

Applaus der Menge. Der emeritierte<br />

Papst nahm nicht persönlich an der<br />

Einführung seines Nachfolgers teil.<br />

Seit seinem Amtsverzicht am 28.<br />

Februar hält er sich am päpstlichen<br />

Sommersitz Castel Gandolfo auf.<br />

Zeichen der Einheit<br />

Abweichend von der Tradition<br />

hielt Franziskus seine Predigt wie ein<br />

normaler Geistlicher im Stehen statt<br />

sitzend. Den Friedensgruß gab der<br />

neue Papst dem Ökumenischen Patriarchen<br />

Bartholomaios I. und dem<br />

armenisch-orthodoxen Katholikos<br />

Karekin II. Es ist das erste Mal seit<br />

der Kirchenspaltung vor fast 1000<br />

Jahren, dass der Patriarch von Konstantinopel<br />

als Ehrenoberhaupt der<br />

Orthodoxie an der Amtseinführung<br />

eines römischen Papstes teilnahm.<br />

Insgesamt waren Vertreter von 33<br />

Zigtausende verfolgten die Übertragung<br />

in Buenos Aires. Unten: Mit den<br />

Kindern fehlt dem neuen Pontifex noch<br />

etwas die Übung.<br />

Fotos: KNA<br />

christlichen Kirchen zugegen. Auch<br />

Repräsentanten des Judentums und<br />

des Islam sowie Buddhisten, Sikhs<br />

und Jainisten wohnten der Feier bei.<br />

KNA<br />

Internet-Dokumentation<br />

Lesen Sie die Predigt von Papst Franziskus<br />

anlässlich seiner Amtseinführung in<br />

deutscher Übersetzung im Internet unter<br />

www.katholische-sonntagszeitung.de<br />

Kein Sänger und Kommunionspender<br />

Kardinal Angelo Sodana steckte Papst Franziskus den Fischerring als Zeichen seiner<br />

Amtswürde an.<br />

Fotos: KNA<br />

Papst Franziskus ist offenbar kein<br />

begnadeter Sänger: Bei der Messe<br />

zu seinem Amtsantritt vermied er<br />

es, selbst Teile des Hochgebetes<br />

oder das Vaterunser vernehmbar<br />

mitzusingen. Im Unterschied zu<br />

Vorgänger Benedikt XVI. spendete<br />

Franziskus die Kommunion nur an<br />

Diakone und Altardiener, nicht aber<br />

an „normale“ Gläubige. Die Kommunionausteilung<br />

verfolgte er von<br />

seinem Sitz aus. Um das Altarsakrament<br />

an Gläubige zu spenden,<br />

waren rund 500 Helfer, kenntlich<br />

durch gelb-weiße Schirme, auf<br />

dem Petersplatz unterwegs.

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