Augsburg

23./24. März 2013 / Nr. 12 DAS ULRICHSBISTUM
Eine Szene der Ganzjahreskrippe thematisiert die Fußwaschung. Foto: Volkmer
Krippe fürs ganze Jahr
In der Kar- und Osterwoche ist besonders viel zu sehen
Tipp
Um Ostern wechseln
die Szenen täglich
NEUSÄSS – Die Gemeinde St. Ägidius
zeigt in ihrer Pfarrkirche in
der Gregor-Mendel-Straße 1 eine
Jahreskrippe. Vor und nach Ostern
wechseln die Szenen fast täglich.
In der Karwoche wird „Jesus vor Pilatus“
dargestellt, an Karfreitag die
Kreuzigung. Der Holzschnitzer hat
einen zweiten Kopf für die Jesusfigur
mit Dornenkrone angefertigt.
An Ostern begegnen die Emmausjünger
dem auferstanden Herrn.
27 biblische Geschichten können
inzwischen aufgebaut werden.
Internet: www.pgneusaess.de/
pfarreien-der-pg/sanktaegidius/
jahreskrippe-st-aegidius
ALBERT SCHMID ZUM NEUEN PAPST
„Option für
die Armen“
Der Vorsitzende des Landeskomitees
der Katholiken in Bayern, Albert
Schmid, hat zur Wahl des neuen
Papstes Franziskus erklärt: „Diese für
uns alle überraschende Entscheidung
scheint nicht primär menschlichen
Maßstäben zu folgen, sondern sie ist
wahrhaft providentiell (von Gott vorherbestimmt).
Mit ihr wird von der
katholischen Kirche über Lateinamerika
hinaus die ,Option für die Armen‘
ergriffen. Was das für die Kirche in
Deutschland im Einzelnen bedeutet,
ist nicht abzusehen, aber spannend.
Nicht nur menschlich anrührend war
die erste Bezugnahme auf Benedikt
XVI. Ich bin zuversichtlich, dass sich
das Verhältnis zwischen dem neuen
Papst Franziskus und seinem Vorgänger
als inspirierend erweist.“
NEUSÄSS – Während in den meisten
Kirchen nur zu Weihnachten
eine Krippe aufgebaut wird, können
die Besucher von St. Ägidius
in Neusäß das ganze Jahr über Szenen
aus dem Evangelium betrachten.
Die Jahreskrippe im Gotteshaus
wird von Walter Lindenmayr
(73) dem Lauf des Kirchenjahres
entsprechend aufgebaut. Unterstützung
bekommt er von Ehefrau
Marianne.
Um den Menschen in seiner Gemeinde
mit wechselnden biblischen
Szenen Glaubensinhalte anschaulich
zu machen, regte Lindenmayr 1980
an, für St. Ägidius eine neue Krippe,
eine Jahreskrippe, anzuschaffen. Der
Pfarrgemeinderat, dessen Vorsitzender
er damals war, stimmte zu. Seitdem
kümmert sich das Ehepaar um
die Krippe. „Ich sehe es als Apostolat“,
beschreibt er sein Engagement.
Der pensionierte Buchdruckermeister
baut seit seiner Jugend Krippen.
Für seine eigenen mittlerweile
150 Exemplare hat er die Figuren,
Kleinteile und Hintergründe selbst
gefertigt. Für die Jahreskrippe von St.
Ägidius wurde der Oberammergauer
Schnitzer Hans Klucker beauftragt.
Unter seinen Händen entstanden die
25 Zentimeter großen Figuren aus
Zirbel- und Lindenholz. Marianne
Lindenmayr, die gelernte Schneiderin
ist, kleidete sie ein und kümmerte
sich um Stoffe für die Dekorationen.
„Es war nicht immer leicht, Naturstoffe
in solchen Farben zu bekommen,
wie sie zur Zeit Jesu gebräuchlich
waren“, erzählt sie.
Die Krippe ist im Laufe der Jahre
gewachsen und umfasst heute über 70
Figuren für 27 biblische Geschichten.
Sie haben ausdrucksstarke Gesichter
und Hände, die handgenähten
Gewänder wirken authentisch. Die
dazugehörenden Utensilien reichen
von tönernen Weingefäßen für die
Hochzeit zu Kana bis zum Schiff für
die Szene, in der Jesus den Wind auf
dem See Genezareth bändigt, vom
Geschirr für das Abendmahl bis zum
Thron des Pilatus.
Die Personen und Gegenstände
werden in eigens dafür angefertigten
Holzkisten in einem gesonderten
Raum aufbewahrt. Alles ist sorgfältig
beschriftet und archiviert, so dass sich
auch ein Fremder auskennen würde.
Für die Kulissen hat Lindenmayr ein
Baukastensystem entwickelt. Die von
ihm gebauten Teile, die sich vielseitig
einsetzen lassen, bekamen einen
Platz im neuen Krippenschrank in
der Kirche.
Rechts neben dem Kasten, der
per Knopfdruck beleuchtet werden
kann, hängt immer ein erklärender
Text zur jeweiligen Stelle im Evangelium.
Im Jahr sind rund 15 biblische
Erzählungen zu sehen, so dass bis
heute fast 500 Szenen zusammenkamen.
Ein Aufbau dauert mehrere
Stunden. Lindenmayr wünscht sich,
dass die Menschen, die in die Kirche
kommen, sich in die Darstellungen
vertiefen, sich vielleicht sogar in den
Personen wiedererkennen.
Besonders viel Mühe gibt er sich
mit den Details. Im Bild „Vertreibung
der Händler aus dem Tempel“
sind die Tische und Bänke umgefallen,
Katzen und Hunde springen herum,
im Hintergrund ist eine Gruppe
von Männern in ein Gespräch
vertieft. Bei der „Hochzeit zu Kana“
bleibt die feiernde Gesellschaft im
Hintergrund von Säulen verborgen,
während das Wichtigste, die Verwandlung
von Wasser in Wein, im
Mittelpunkt steht.
Roswitha Mitulla
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