und legte ihn der jungen Palme <strong>mit</strong>ten in die Krone. Danach ging er weg. Die Palme schüttelte und bog sich und versuchte, die Last abzuschütteln. Aber alles Mühen war umsonst. Da krallte sich der Baum tiefer in den Boden und stemmte sich gegen die steinerne Last. Er senkte seine Wurzeln so tief, dass sie die verborgene Wasserader der Oase erreichten, und stemmte den Stein so hoch, dass die Krone über jeden Schatten hinausreichte. Aus dem Baum wurde eine königliche Palme. Nach Jahren kam der Mann wieder zurück, um sich an dem Krüppelbaum zu erfreuen. Er suchte vergebens. Da senkte die Palme ihre Krone und sagte: „Ich muss dir danken. Deine Last hat mich stark gemacht.“ Noch einmal gilt es innezuhalten. Beweglichkeit führt schnell zur Hektik. Aufmerksamkeit kann zur Selbstbespiegelung werden. Deshalb muss noch ein drittes Element hinzutreten, da<strong>mit</strong> Warten Sinn macht: die Beschaulichkeit. Freunde wissen darum, dass ihre Beziehung lebt, weil sie einander nie aus den Augen verlieren. Ist der Freund da, können sie sich nicht aneinander satt sehen. Aber auch wenn sie ihn nicht sehen, können sie seine Abwesenheit aushalten, ohne an seiner Treue und seinem Kommen zu zweifeln. Dafür braucht man weniger den Kopf als das Herz. Es geht um die Haltung eines Liebenden, der den Freund immer besser kennenlernen will. In der Offenbarung des Johannes steht der wunderbare Satz: „Ich stehe an der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich <strong>mit</strong> ihm und er <strong>mit</strong> mir.“ (Offb 3,20) Jesus selbst steht vor der Tür: wartend, schüchtern, leise. Denn er liebt das Laute nicht. Eine Zärtlichkeit des Werbens liegt in diesem Wort, und dieses Liebeswerben wartet auf Antwort. Unsere Welt ist so laut geworden, vielleicht auch unsere Kirchen und Klöster. Gott jedoch ist leise, unaufdringlich, im Hintergrund. Er drängt sich nicht auf. Im Blick auf den Stern, der im Advent aufgeht und uns den Weg zur Krippe zeigt, geht es darum, selbst die Beschaulichkeit neu zu entdecken und auf den größeren Stern zu schauen, der im Aufgehen ist: Jesus Christus, der in unsere Herzen einziehen und uns bewohnen will, ob wir sitzen, stehen, gehen oder liegen, Tag und Nacht. Jesus als wehrlose Liebe Gottes im Stall <strong>von</strong> Bethlehem: Er bleibt und er wartet, dass wir unseren Rhythmus unterbrechen und ihn aufsuchen, einfach um ihn anzuschauen. Dafür braucht es beschauliche Menschen: Menschen, die ein stilles, schauendes Herz haben; Menschen, die selbst ein wenig da<strong>von</strong> erfahren haben <strong>von</strong> dem, was es heißt, in der eigenen Unscheinbarkeit treu zu bleiben. Über unserem Neuanfang am 1. Advent steht der Weckruf: „Seid wachsam!“, „Lernt warten!“, den wir als <strong>Dr</strong>eiklang ausgelegt haben: Beweglichkeit, Aufmerksamkeit und Beschaulichkeit. 94
Vieles kann warten. Manches muss warten, wenn Jesus im Kommen ist. Warten ist spannend. Wird Er kommen? Wachen ist unser Dienst. Wachen auch für die Welt. Maranatha. Komm, Herr Jesus! 95
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Einleitung Jeden Tag ein Türchen
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um Leben und Tod. Jesu Weg führt v
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Stuttgart herrsche ein religiös in
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unsere islamischen Mitbürger Mosch
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Ich möchte diese Angst vor dem Leb
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wenn Gott uns heimbringt, das wird
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Gemeinschaft am Heiligen, Teilhabe
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Zwei Fürsten stritten sich um die
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8. Dezember Maria - Mutterschaft un
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