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Adventskalender 2013 mit Texten von Prälat Dr. Betram Meier

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Von nun an war Teresas Mission klar. Sie sollte unzählige Menschen<br />

das Beten lehren. Die selbst jahrzehntelang unter ihrer Unfähigkeit zu<br />

beten gelitten hat, sie kennt die Not des Betens aus eigener Erfahrung.<br />

Sie weiß: Wer sich auf den Weg des Betens macht, braucht Freunde und<br />

Gleichgesinnte, die bei allen Rückschlägen beistehen und ermutigen, nicht<br />

aufzugeben. „Allen, die das innere Gebet pflegen“, empfiehlt sie deshalb,<br />

„die Freundschaft und Aussprache <strong>mit</strong> anderen Menschen zu suchen, die<br />

das gleiche Anliegen haben. Das ist eine ganz wichtige Sache.“ Gleichzeitig<br />

erkennt Teresa, dass Häuser des Gebetes nur in kleinen Konventen entstehen<br />

können. Klöster <strong>mit</strong> 150 bis 180 Schwestern, wie es damals üblich war,<br />

taugten für solche Gebetsschulen nicht. So hatte Teresa eine zündende Idee,<br />

die Furore machte: Nach dem Vorbild Christi und der zwölf Apostel sollten<br />

nicht mehr als dreizehn Schwestern einen Konvent bilden. Die Opposition<br />

gegen ein solches Projekt, „Häuser nach den Maßstäben des Evangeliums zu<br />

gründen“, formierte sich schnell: <strong>von</strong> Seiten ihrer eigenen Gemeinschaft und<br />

der Ordensleitung, vom Domkapitel, <strong>von</strong> der Stadtverwaltung und – nicht zu<br />

vergessen – <strong>von</strong> der Inquisition.<br />

Doch die teresianische Reform lässt sich nicht stoppen. Je mehr Teresa<br />

in die Freundschaft <strong>mit</strong> Gott hineinwächst, umso lebendiger, aktiver und<br />

kraftvoller kann sie handeln. Ihr Erfolgsrezept lautet: „Was unserem Willen<br />

Wert gibt, ist die Verbindung <strong>mit</strong> dem Willen Gottes.“ Anders gesagt: Wer in<br />

Gott eingetaucht ist, taucht automatisch bei den Menschen auf. Die Demut vor<br />

Gott paart sich <strong>mit</strong> dem Mut vor den Menschen.<br />

Teresa selbst und ihr Reformprogramm sind nicht mehr zu bremsen: 20<br />

Jahre lang ist sie unterwegs im Ochsenkarren auf staubigen und schlechten<br />

Straßen des 16. Jahrhunderts. Sie gründet 17 Frauen- und 3 Männerklöster,<br />

Zellen des Gebets – wir würden sagen „geistliche Zentren“ – in einer Zeit, in<br />

der die Frauen in der Kirche nichts zu melden hatten: „Da ich eine Frau war<br />

und unbedeutend und das nicht tun konnte, was ich gern für den Herrn getan<br />

hätte, war ich vom Wunsch erfüllt, dass bei der großen Zahl der Feinde Gottes<br />

seine wenigen Freunde wirklich gut sein sollten. Daher entschloss ich mich,<br />

den evangelischen Räten möglichst vollkommen zu folgen, und die wenigen<br />

Schwestern hier zum gleichen Ziel anzuleiten.“ Und weiter notiert Teresa:<br />

„Hoffentlich kommt bald die Zeit, wo die Frau eintreten kann für das Reich<br />

Gottes.“<br />

Es ist kein Wunder, dass der selbstbewussten Frau solche Worte bald Ärger<br />

und Verdruss einbrachten. Vier Jahre vor ihrem Tod meldet der päpstliche<br />

Nuntius über Teresa: „Sie ist ein unruhiges Frauenzimmer, herumstreunend,<br />

ungehorsam und verstockt. Sie doziert wie ein Theologieprofessor, obgleich<br />

der hl. Paulus sagt, dass Frauen nicht lehren dürfen.“ Doch es gab auch<br />

Männer, die sich umstimmen ließen durch die Begegnung <strong>mit</strong> ihr. Einer der<br />

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