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Adventskalender 2013 mit Texten von Prälat Dr. Betram Meier

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den einst Zacharias anstimmte: „Durch die barmherzige Liebe unseres<br />

Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe.“ (Lk 1,78)<br />

Mit Zacharias warten wir auf das Kind in der Krippe, und in ihm feiern wir<br />

auch die Würde des Menschen. Seit 1500 Jahren bringt es das Gebet auf den<br />

Punkt, das aus der Zeit Papst Leos des Großen stammt: „Gott, du hast den<br />

Menschen in seiner Würde wunderbar erschaffen und noch wunderbarer<br />

wiederhergestellt. Lass uns teilhaben an der Gottheit deines Sohnes, der<br />

unsere Menschennatur angenommen hat.“ (Tagesgebet am Hochfest der<br />

Geburt des Herrn). Da ist das Stichwort, das wie kaum ein anderes die<br />

Debatten unserer Gesellschaft bestimmt: die Würde des Menschen, <strong>von</strong> der<br />

Zeugung bis zum natürlichen Tod. „Die Würde des Menschen ist unantastbar.<br />

Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“<br />

Das gehört zum Credo unserer Verfassung (Art. 1). Doch wie weit ist hier<br />

das Grundgesetz schon aufgeweicht? Die Normativität des Faktischen hat<br />

Überhand gewonnen.<br />

Umso dringender ist es, dass wir Christen uns klarer zu Wort melden,<br />

nicht nur protestierend, sondern argumentierend. Wir müssen unterscheiden<br />

zwischen Wert und Würde. Wenn wir einen Menschen nur nach dem Wert<br />

beurteilen, den er auf dem Arbeitsmarkt hat, dann degradieren wir ihn zur<br />

Ware. Die Gesellschaft wird zum Markt. Ich erinnere nur an den Spielermarkt<br />

im Fußball: Die Qualität eines Spielers wird an seinem Marktwert gemessen.<br />

Hat es den Selbstmord <strong>von</strong> Torhüter Enke († 10. November 2009) gebraucht,<br />

bis wir die grundsätzliche Frage stellten nach dem Unterschied zwischen dem<br />

Marktwert und der Menschenwürde unserer Stars? Dieses Beispiel ist nur die<br />

Spitze des Eisbergs: Selbst in unseren kleinen Lebenswelten, übrigens auch<br />

in der Kirche, darf die Würde des Menschen nicht an Bedingungen geknüpft<br />

sein. Sie gilt für jeden Menschen bedingungslos, unbedingt. Warum ist das so?<br />

Weil es Weihnachten gibt – nicht nur als Fest der Liebe, sondern als Ereignis<br />

der Menschwerdung Gottes. Kein Geringerer als Gott selbst wirft sich in die<br />

Waagschale der Welt. Jesus Christus – Gottes Einsatz für die Welt! „So sehr hat<br />

Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab.“ (Joh 3,16)<br />

Weihnachten ist mehr als Generalamnestie oder Waffenruhe. Wenn<br />

das alles wäre?! Weihnachten ist die Grundlage für die Würde eines jeden<br />

Menschen. Die Geschichte <strong>von</strong> Gottes liebsten Töchtern verschweigt nicht das<br />

hohe Risiko, das Gott <strong>mit</strong> seiner Menschwerdung eingegangen ist. Mit seinem<br />

Einsatz setzt Gott sich aus: Aussetzung des Allerheiligsten! Die Freiheit des<br />

Menschen ist Gottes Risiko. Dass der Mensch zu ihm auch „nein“ sagen kann,<br />

ist Gottes Gefahr. Gottes Menschwerdung ist mehr als ein Krippenspiel. Gott<br />

selbst steht auf dem Spiel. Und wenn ER verliert, dann hat auch der Mensch<br />

verspielt. Das kann dramatisch werden: Indem Gott sich in Menschenhand<br />

legt, begibt er sich in Lebensgefahr! Die Konsequenzen kennen wir. Es geht<br />

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