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Adventskalender 2013 mit Texten von Prälat Dr. Betram Meier

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In König Ludwig I., ebenfalls Schüler <strong>von</strong> Bischof Sailer, findet die junge<br />

Gemeinschaft einen mächtigen Helfer. Der König schätzt Karolina so, dass er<br />

sie sogar in Audienz empfängt. Er hat den Bildungsnotstand im Land erkannt<br />

und freut sich, um junge Frauen zu wissen, die sich der armen Mädchen<br />

widmen wollen. Obwohl Karolina Gerhardinger zu spät zum Audienztermin<br />

erscheint, ist der König freundlich und sichert ihr seine Unterstützung zu.<br />

Später nennt er den Grund: „Diese Frau weiß, was sie will; und was sie will,<br />

ist groß gedacht.“<br />

Am 16. Oktober 1835 legt Karolina in der Galluskapelle in Regensburg<br />

ihre Ordensgelübde ab und nimmt dabei den Namen „Maria Theresia <strong>von</strong><br />

Jesus“ an. Die Inspiration <strong>von</strong> Teresa <strong>von</strong> Avila lässt sich nicht leugnen. Als<br />

Oberin des neuen Instituts heißt sie bald „Mutter Theresia“. Wie schon in<br />

Stadtamhof, so baut sie auch in Neunburg vorm Wald eine Musterschule auf:<br />

Bahnbrechend ist der ganzheitliche Ansatz ihrer Pädagogik. Sie weiß, dass die<br />

Mädchen <strong>von</strong> heute die Frauen und Mütter <strong>von</strong> morgen sind. Deshalb setzt sie<br />

sich <strong>mit</strong> ihren Mitstreiterinnen für eine konsequente Förderung des weiblichen<br />

Geschlechtes im beginnenden Industriezeitalter ein. Ihre mustergültigen<br />

Lehrpläne umfassen modernen Anschauungsunterricht, hauswirtschaftliche<br />

und kaufmännische Fächer, Fremdsprachen, musische Bildung und Sport.<br />

Dieses Angebot gilt nicht nur für Mitglieder des betuchten Bürgertums,<br />

sondern bevorzugt auch für minderbe<strong>mit</strong>telte Familien: Option für die Armen!<br />

Auch <strong>von</strong> sich selbst und ihren Mitschwestern verlangt die beherzte<br />

Oberin radikale Armut. Ihr eigenes väterliches Erbe investiert sie für die<br />

Erziehung <strong>von</strong> Waisenkindern. Da es nicht üblich ist, dass Ordensschwestern<br />

den klösterlichen Konvent verlassen, um auswärts einer Arbeit nachzugehen,<br />

gibt es immer wieder Schwierigkeiten <strong>mit</strong> der kirchlichen Anerkennung. Auch<br />

dass einer Frau, nämlich der Generaloberin, Vollmachten eingeräumt werden<br />

sollen, wie sie damals nur Leitern <strong>von</strong> Männerorden zukommen, provoziert<br />

bei manchen Kirchenfürsten zumindest eine runzelnde Stirn.<br />

Doch die gute Idee macht Beine. Die Filialen sprießen wie Pilze aus<br />

dem Boden, die Ordensfamilie wächst, und Mutter Theresia muss sich nach<br />

einem neuen Mutterhaus umschauen. 1843 überlässt ihr König Ludwig I.<br />

das aufgelöste Klarissenkloster am Anger in München. Der Glaube an ihre<br />

Mission erfüllt Mutter Theresia <strong>mit</strong> geradezu heroischem Mut, zu Wasser<br />

und zu Lande. Die Freude am Herrn lässt sie Europa durchreisen, den Ozean<br />

überqueren und Widerstände aller Art überwinden. In den Urwäldern<br />

Amerikas ist ihr Fahrzeug ein Ochsenkarren. Erneut lässt Teresa <strong>von</strong> Avila<br />

grüßen, deren Gefährt auf den schlechten Straßen Spaniens ebenfalls ein<br />

Ochsenkarren war.<br />

Als am 9. Mai 1879 Mutter Theresia <strong>von</strong> Jesu Gerhardinger <strong>mit</strong> 82 Jahren<br />

in München stirbt, umfasst die „Kongregation der Armen Schulschwestern <strong>von</strong><br />

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