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Adventskalender 2013 mit Texten von Prälat Dr. Betram Meier

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11. Dezember<br />

Straße<br />

4<br />

Anfang des Evangeliums <strong>von</strong> Jesus Christus, dem Sohn Gottes: Es begann,<br />

wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir<br />

her; er soll den Weg für dich bahnen. Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet<br />

dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! Mk 1,1-2<br />

„Straßenarbeiter wollen Vertrag!“ So war auf Plakaten zu lesen, die<br />

streikende Arbeiter in Händen hielten. Diese handfeste Forderung will<br />

ich nicht verharmlosen, wenn ich uns Christen als Gottes Straßenarbeiter<br />

bezeichne und behaupte: „Wir Christen brauchen keinen Vertrag. Als seine<br />

Straßenarbeiter stehen wir <strong>mit</strong> Gott im Bund.“<br />

Straßen bauen und Wege ebnen: Das ist der Auftrag, den die Kirche<br />

zu erfüllen hat. Daran hat besonders Papst Johannes Paul II. unermüdlich<br />

erinnert, seit er uns <strong>mit</strong> seinem Regierungsprogramm ins Stammbuch schrieb:<br />

„Der Weg der Kirche ist der Mensch“ (Enzyklika Redemptor hominis, 14).<br />

Straßen bauen und Wege ebnen in einem schwierigen Gelände, wo tiefe Täler<br />

trennen und hohe Berge im Weg stehen, wo es schwierig ist und mühsam,<br />

vorwärts zu kommen, wo die Gefahr groß ist, dass man sich verirrt, und<br />

wo man nie sicher ist, ob man das Ziel, zu dem man kommen möchte, je<br />

erreichen kann.<br />

Natürlich steht dem Propheten Jesaja ebenso wie dem Vorläufer Johannes<br />

zunächst die Landschaft Israels vor Augen. Und gleichzeitig weist die<br />

Bilderwelt, die Jesaja und Johannes malen, über die reine Geographie hinaus.<br />

Schnell sind wir in der kirchlichen Landschaft, wir schauen auf die Höhen<br />

und Tiefen unserer menschlichen Beziehungen, wir betrachten die Kurven,<br />

Höhepunkte und Talsohlen unserer Freundschaft zu Gott. Auch da gab und gibt<br />

es genug versperrte Wege, Umleitungen, Einbahnstraßen, Trampelpfade auf<br />

unwegsamem Gelände. Es ist ein schwieriges Unterfangen, in der Steppe für<br />

Gott einen Weg zu bahnen oder in der Wüste gar eine Straße zu bauen.<br />

Die Landschaft der Propheten zeichnet ein Bild unseres Lebensweges, und<br />

die Lebenswelt, die hier entworfen wird, hat zu tun <strong>mit</strong> unserem Lebensweg.<br />

In<strong>mit</strong>ten unserer Steppen und Wüsten, unserer Berge und Täler, unserer<br />

Biegungen und Kurven wird eine adventliche Straße gebaut.<br />

Wie schwierig, ja menschenunmöglich es manchmal ist, verschüttete<br />

Wege wieder frei zu bahnen, das wissen wir alle. Deshalb ist es tröstlich, dass<br />

uns Gott nicht zuerst als Straßenarbeiter anstellt. Die Stimme, die ruft: „Bahnt<br />

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