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Adventskalender 2013 mit Texten von Prälat Dr. Betram Meier

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denken, dass Gottes Barmherzigkeit sich an die Grenzen der sichtbaren Kirche<br />

binde. Gott ist die Wahrheit. Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es<br />

ihm klar ist oder nicht.“ Gleichzeitig aber lässt sie keinen Zweifel darüber<br />

aufkommen, dass sie fest in ihrer Kirche verankert ist. „Der Herr kann seine<br />

Gnade auch denen verleihen, die außerhalb der Kirche stehen. Aber kein<br />

Mensch darf sich selbst <strong>mit</strong> Berufung auf diese Möglichkeit aus der Kirche<br />

ausschließen“.<br />

Vielleicht kann man es so sagen: Je katholischer einer wird, desto<br />

respektvoller begegnet er auch denen, die in der evangelischen Kirche<br />

auf dem Weg zu Gott sind. Und umgekehrt: Je fester ein evangelischer<br />

Christ in seiner Gemeinschaft den Glauben lebt, umso offener wird er für<br />

die Wahrheit, die sich in der katholischen Kirche bewahrt hat. Aufgrund<br />

dieser wechselseitigen Offenheit können allmählich die Wände fallen. Die<br />

Freundschaft zwischen den Kirchen wächst im Wissen darum, dass Christus<br />

am Kreuz uns alle bis heute <strong>mit</strong> weit geöffneten Armen einschließt und so die<br />

Kirchen zueinander führen und beieinander halten will. Das Kreuz – die große<br />

Klammer der christlichen Konfessionen. Da<strong>mit</strong> ist das Stichwort für eine letzte<br />

Tür gegeben.<br />

Die Tür zur Heiligkeit<br />

Die Tür zur Heiligkeit ist das Kreuz. Das hat Edith Stein nicht nur in ihrer<br />

„Kreuzeswissenschaft“ gelehrt. Sie hat es als „am Kreuz Vermählte“ bis<br />

zuletzt gelebt. Während vor ihrem Klostereintritt in den Jahren 1932 und<br />

1933 das Hakenkreuz immer häufiger auf den Straßen zu sehen war, richtete<br />

sich in ihrem Leben immer mehr das Kreuz Christi auf. Wir kennen den<br />

weiteren Verlauf der Ereignisse: Im Frühjahr 1933 musste sie ihre Lehrtätigkeit<br />

aufgeben. Hellsichtig wie sie war, ahnte sie, dass ihr persönliches Schicksal<br />

nur das Wetterleuchten für eine dunkle Gewitterwand sein sollte, die sich am<br />

Horizont der Geschichte auftürmte: „Jetzt ging mir auf einmal ein Licht auf,<br />

dass Gott wieder einmal schwer seine Hand auf sein Volk gelegt habe und<br />

dass das Schicksal dieses Volkes auch das meine war“. Sie wollte zu Papst Pius<br />

XI. nach Rom fahren und ihn bitten, eine Enzyklika über die Judenfrage zu<br />

veröffentlichen. Zur Privataudienz ist es nie gekommen, aber ihr Brief wurde<br />

dem Heiligen Vater im April 1933 versiegelt übergeben. Edith Stein ist immer<br />

mehr in das Geheimnis des Kreuzes hineingewachsen. Darum konnte sie auch<br />

– wie sie bekennt – bei ihrer Einkleidung keinen anderen Wunsch äußern, als<br />

im Orden „vom Kreuz“ genannt zu werden: Schwester Teresia Benedicta a<br />

Cruce. Im Jahre 1942 steht das Kreuz in seiner letzten Unerbittlichkeit in ihrem<br />

Leben. Mittlerweile im Karmel <strong>von</strong> Echt in Holland, holt sie auch dort die<br />

braune Gefahr ein. Schwester Teresia Benedicta weicht vor dem Kreuz nicht<br />

zurück. Das „Heil Hitler!“ der SS erwidert sie <strong>mit</strong> „Gelobt sei Jesus Christus!“.<br />

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