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Adventskalender 2013 mit Texten von Prälat Dr. Betram Meier

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der Zerstreuung und dem Verfall zu entrinnen. Weit gefehlt! Die Gesellschaft<br />

der Macher scheitert. Das Riesenunternehmen steht unter dem Fluch der<br />

„babylonischen Verwirrung“. Ein trauriger Name, den sich die Macher für alle<br />

Zeiten geschaffen haben. Der Name steht für das, worunter wir leiden, auch<br />

in der Kirche, in unseren Gemeinschaften, in unseren Familien: Wir verstehen<br />

uns nicht mehr, wir reden aneinander vorbei, „so dass keiner mehr die<br />

Sprache des anderen versteht“ (Gen 11,7). Wir haben die Muttersprache des<br />

Herzens verloren.<br />

Muss das so weitergehen? Gibt es keine Alternative zur Geschichte<br />

Babylons? Wo legt die Hoffnung ihre Spur? Advent ist eine Zeit, die<br />

Muttersprache neu zu lernen. „Empfangen durch den Heiligen Geist“ war<br />

Jesus, nicht nur eines Menschen Kind, sondern Sohn Gottes. Und wie Maria<br />

den Sohn Gottes austragen durfte, so steht sie bis heute Modell für die<br />

Kirche, die ebenfalls „empfangen ist vom Heiligen Geist“. Aussetzung des<br />

Allerheiligsten geschieht nicht nur sakramental, sondern personal: Gott setzt<br />

seinen Sohn bis heute der Welt aus, und wir als Kirche dürfen ihm dabei<br />

helfen. Voraussetzung ist, dass wir uns zunächst als Empfangende verstehen.<br />

Nicht wir sind die Macher der Kirche; noch ehe wir sie <strong>mit</strong>gestalten können,<br />

ist die Kirche auf uns zugekommen: Wir haben den Glauben der Kirche<br />

empfangen, wir durften die Liebe der Kirche erfahren und wir können uns an<br />

ihrer Hoffnung festmachen.<br />

„Concepit de Spiritu Sancto.“ Empfangen durch den Heiligen Geist.<br />

„Concepit.“ Wer an das „Concepit“ glaubt, hat ein Konzept <strong>von</strong> Kirche, das <strong>mit</strong><br />

dem Empfangen beginnt. Hören wir noch einmal Benedikt XVI., der in seiner<br />

Enzyklika „Spe salvi“ schreibt: „Nicht die Wissenschaft erlöst den Menschen.<br />

Erlöst wird der Mensch durch die Liebe. (…) Wir brauchen die kleineren und<br />

größeren Hoffnungen, die uns Tag um Tag auf dem Weg halten. Aber sie<br />

reichen nicht aus ohne die große Hoffnung, die alles andere überschreiten<br />

muss. Die große Hoffnung kann nur Gott sein, der das Ganze umfasst und der<br />

uns geben und schenken kann, was wir allein nicht vermögen. Gerade das<br />

Beschenkt-werden gehört zur Hoffnung“ (30. November 2007, Nr. 26, 31).<br />

Maria, wir danken dir, dass du uns die Muttersprache des Herzens<br />

gelehrt hast. Du warst guter Hoffnung, weil du ganz auf Gott gesetzt hast.<br />

So hast du seiner Aussetzung in der Welt gedient. Leider erliegen wir immer<br />

wieder der Versuchung, die Muttersprache des Herzens zu vergessen, so<br />

dass wir Fremdsprachen besser beherrschen als die Sprache, die in unser<br />

Herz gelegt ist. Doch du gibst nicht auf: die Menschen nicht, die Kirche nicht,<br />

mich persönlich nicht. Dein Herz schlägt weiter auch für mich. Ich danke dir,<br />

Muttergottes und Mutter der Kirche. Ich danke dir für deine mütterliche Liebe.<br />

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