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Adventskalender 2013 mit Texten von Prälat Dr. Betram Meier

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8. Dezember<br />

Maria – Mutterschaft<br />

und Muttersprache<br />

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„Eure Söhne und eure Töchter werden Propheten sein,<br />

eure jungen Männer werden Visionen haben, und eure Alten<br />

werden Träume haben.“ (Apg 2,17)<br />

Mit diesen Worten aus dem Propheten Joel ist Petrus einst an die<br />

Öffentlichkeit getreten und stellte klar: „Diese Männer sind nicht betrunken,<br />

wie ihr meint. Es ist ja erst die dritte Stunde“, d.h. neun Uhr am Vor<strong>mit</strong>tag<br />

(vgl. Apg 2,15). Was war geschehen? Wie konnte man auf die Idee kommen,<br />

dass die Apostel schon am Morgen einen Rausch hatten? Wenige Verse vorher<br />

lesen wir: Die Apostel, gestandene Galiläer, hielten eine <strong>mit</strong>reißende Predigt<br />

und wurden <strong>von</strong> allen verstanden. Ein jeder hörte sie in seiner Muttersprache<br />

reden. Die damals Augen- und Ohrenzeugen waren, haben verstanden: Was<br />

die Apostel ohne Rhetorikkurse und Dolmetscherzertifikate erzählen, sind die<br />

Großtaten Gottes, Gesten seiner liebevollen Zuwendung. Eine Sprache, die<br />

wir <strong>mit</strong> der Muttermilch eingeflößt bekamen, die Muttersprache des Herzens.<br />

Da<strong>mit</strong> sind wir <strong>mit</strong>ten im Thema: Aussetzung des Allerheiligsten.<br />

Wenn Gott den Allerheiligsten aussetzt, wenn ER in seinem Sohn in<br />

Betlehem zur Welt kommt, dann nimmt er sich einen Menschen zu Hilfe:<br />

Maria, Mutter Gottes und Mutter der Kirche. Auf diese Weise ist Maria der<br />

„lebendige Tabernakel Gottes“, in dem „die ewige Weisheit gewohnt hat,<br />

da<strong>mit</strong> Engel und Menschen sie (die Weisheit) anbeten“. 2 Diese junge und<br />

starke Frau ist daheim im Mysterium, um sich zu bereiten für ihre Missio,<br />

Gottes Sohn auszutragen und durch sein ganzes Leben auf Erden <strong>mit</strong>zutragen.<br />

Maria hat sich beschenken lassen vom „Geheimnis des Glaubens“, um es<br />

weiterzugeben an die Kirche. Und die Kirche ihrerseits wird wieder sinnvolle<br />

Träume und Visionen haben, wenn sie ernst nimmt, was sie vor allem<br />

Organisieren und Strukturieren zuallererst ist: Empfangende. Wir werden<br />

Hoffnungsträger, wenn wir weniger auf unsere eigenen Sprachspiele und<br />

2 Der Gedanke <strong>von</strong> Maria als Tabernakel Gottes ist ein Motiv, das im Weihegebet an Jesus<br />

Christus durch Maria vom hl. Ludwig Maria Grignion de Montfort (1673-1716) artikuliert<br />

wird. Papst Johannes Paul II. hat dieses Motiv gern aufgegriffen, weil er schon als<br />

Seminarist die Spiritualität des hl. Ludwig Maria sehr geschätzt hat. Vgl. Johannes Paul<br />

II., Geschenk und Geheimnis. Zum 50. Jahr meiner Priesterweihe, Graz-Wien-Köln 1997,<br />

S. 36-40 (Der <strong>Dr</strong>aht zu Maria).<br />

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