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Adventskalender 2013 mit Texten von Prälat Dr. Betram Meier

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7. Dezember<br />

Es kommt ein Schiff geladen<br />

4<br />

Kennen Sie die Sängerin Lale Andersen? Im Zweiten Weltkrieg hat sie<br />

Weltberühmtheit erlangt durch das wehmütige Liebeslied „Lili Marleen“.<br />

Nach dem Krieg konnte sie noch einmal einen großen Erfolg landen <strong>mit</strong> dem<br />

Schlager: Ein Schiff wird kommen. Darin besingt Lale Andersen ein Mädchen<br />

<strong>von</strong> Piräus, das Abend für Abend am Hafen steht und auf das Schiff wartet,<br />

das eines Tages den bringen wird, der sie glücklich macht. Wunderschön zu<br />

Herzen gehend beschreibt das Lied ihre Sehnsucht und ihre Hoffnung auf das<br />

Kommen dessen, der ihrem Leben Inhalt gibt:<br />

Ein Schiff wird kommen,<br />

und das bringt mir den einen,<br />

den ich so lieb wie keinen,<br />

und der mich glücklich macht.<br />

Ein Schiff wird kommen,<br />

und meinen Traum erfüllen<br />

und meine Sehnsucht stillen,<br />

die Sehnsucht mancher Nacht.<br />

Dieses Lied könnte eine Art anonymes Adventslied sein, denn ohne da<strong>von</strong> zu<br />

sprechen, besingt es die Hoffnung, dass einer kommen wird, der die große<br />

Liebe bringt und glücklich macht: das Traumschiff <strong>mit</strong> dem Traummann an<br />

Bord!<br />

Schon im 14. Jahrhundert hat einer das Lied <strong>von</strong> einem Schiff angestimmt,<br />

das eine teure Last trägt, dessen Segel die Liebe und dessen Mast der Heilige<br />

Geist ist: „Es kommt ein Schiff, geladen bis an sein höchsten Bord“. Dieses<br />

Lied zählt zu den ganz alten und besonders geheimnisvollen Gesängen zum<br />

Advent. Wenn im Gotteslob steht, ein gewisser Daniel Sudermann habe den<br />

Text bearbeitet, dann weist diese Notiz darauf hin, dass er die Vorlage eines<br />

anderen benutzt hat. Wer war der eigentliche Autor?<br />

Die Forschung fand heraus, dass es ein Dominikanerpater aus dem<br />

Elsass war: Johannes Tauler. Er wurde um 1300 in der Nähe <strong>von</strong> Straßburg<br />

geboren. Am 15. Juni 1361 starb er im Nonnenkloster St. Nikolaus zu den<br />

Unden, ebenfalls in Straßburg. Sein Grabstein steht bis heute in der dortigen<br />

Predigerkirche. Über dem Leben des Johannes Tauler steht das Motto: „Gott<br />

wohnt in ihm als ein süßes Saitenspiel.“ Das Lied dieses großen Mystikers<br />

wurde zunächst <strong>von</strong> der Geschichte verschluckt, ehe es Daniel Sudermann im<br />

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