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Adventskalender 2013 mit Texten von Prälat Dr. Betram Meier

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Noch etwas macht Gemeinschaft der Heiligen aus. Auch die Heiligen<br />

kannten Krisen und Kämpfe. Sie waren vertraut <strong>mit</strong> den Schwierigkeiten und<br />

Versuchungen, die uns Menschen anhaften. Aber es ist ihnen gelungen, „den<br />

alten Menschen abzulegen und den neuen anzuziehen“ (Eph 4,22).<br />

Mit unserem regelmäßigen Empfang der Sakramente wollen auch wir<br />

ein Zeichen setzen: „Auch ich will ein neuer Mensch sein. Ich möchte mich<br />

<strong>von</strong> Gott anziehen, <strong>von</strong> ihm formen lassen.“ Der hl. Bonaventura, der große<br />

Franziskanertheologe, hat das in ein anschauliches Bild gekleidet, wenn er<br />

die Formung des neuen Menschen <strong>mit</strong> dem Werk eines Bildhauers vergleicht:<br />

Der Bildhauer macht nicht etwas, sondern sein Werk ist „ablatio“, Entfernen<br />

des Uneigentlichen. Auf diese Weise, durch die „ablatio“ entsteht die „nobilis<br />

forma“, die edle Gestalt. So muss auch der heilige Mensch sich immer wieder<br />

reinigen lassen vom göttlichen Bildhauer, der ihn <strong>von</strong> jenen Schlacken<br />

befreit, die das Eigentliche seiner Persönlichkeit verdunkeln. Mensch, werde<br />

wesentlich!<br />

Dies trifft auch zu für die Gemeinschaft der Heiligen, für die Kirche im<br />

Großen wie im Kleinen. Wahre Erneuerung ist ablatio, Wegnahme, da<strong>mit</strong><br />

congregatio, Gemeinschaft wachsen kann. Es ist heute so viel die Rede <strong>von</strong><br />

Reform. Was müssen wir tun, um die Kirche aufzufrischen, zu verjüngen? Die<br />

Reform der Kirche als rein organisatorische Frage zu verstehen, wäre verfehlt.<br />

Wir werden weder neu noch heilig, wenn wir noch mehr Betriebsamkeit<br />

entwickeln, wenn wir noch mehr Gremien schaffen, wenn wir noch mehr<br />

Veranstaltungen und Events auf die Beine stellen, wenn wir uns noch besser<br />

im Internet und in den Medien präsentieren, wenn wir noch mehr Nabelschau<br />

machen. Wir werden heilig, Gemeinschaft der Heiligen, wenn wir gemeinsam<br />

zu einem Fenster werden, das den Blick frei gibt für die Weite und Fülle des<br />

Lebens, das die Freundschaft <strong>mit</strong> Jesus schenkt. Heilige stellen nicht sich<br />

selbst dar; sie versuchen, einen Aspekt des Evangeliums darzustellen, das<br />

Jesus Christus gelehrt und gelebt hat.<br />

Wir feiern Allerheiligen als Fest der Gemeinschaft aller Heiligen. Dazu<br />

gehören auch wir. Persönlichkeiten, nicht Prinzipien verändern die Welt. Die<br />

Kirche verwandeln nicht Scheinheilige, sondern Heilige.<br />

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