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Adventskalender 2013 mit Texten von Prälat Dr. Betram Meier

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das Bild des segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet<br />

unser Leben.“<br />

Trug Klepper auch in dieser schwärzesten Nacht noch die gleiche<br />

Gewissheit im Herzen wie am Ende seines Liedes, das er fünf Jahre zuvor<br />

geschrieben hatte:<br />

„Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt.<br />

Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt.<br />

Der sich den Erdkreis baute, der lässt den Sünder nicht.<br />

Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht.“<br />

Wir wissen die Antwort nicht. Aber wir dürfen wegen des Selbstmords<br />

den Stab über Jochen Klepper nicht brechen. „Über uns steht das Bild des<br />

segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben.“<br />

Diese Tagebuchnotiz zeigt, dass Klepper um Schuld und Sünde wusste, wenn<br />

jemand seinem Leben selbst ein Ende setzt. Wenn er dennoch den segnenden<br />

Christus im Blick hat, dann meint er nicht, dass der Selbstmord <strong>von</strong> Christus<br />

abgesegnet sei, sondern dass es Einen gibt, der über der schutzlosen Familie<br />

Klepper seine bergende Hand wie ein Dach ausbreitet und in seine Obhut<br />

nimmt – trotz allem. Für die Familie Klepper ist der Advent 1942 zum Ernstfall<br />

geworden.<br />

Beten wir darum, dass sie bei Jesus angekommen sind, dass er ihren<br />

Hinübergang <strong>mit</strong>getragen hat, wie es in einem Gedicht <strong>von</strong> Jochen Klepper<br />

heißt, das er 1938 zu Papier gebracht hat:<br />

„Ja, ich will euch tragen bis zum Alter hin.<br />

Und ihr sollt einst sagen, dass ich gnädig bin.<br />

Ihr sollt nicht ergrauen, ohne dass ich’s weiß,<br />

müsst dem Vater trauen, Kinder sein als Greis.<br />

Ist mein Wort gegeben, will ich es auch tun,<br />

will euch milde heben: Ihr dürft stille ruhn.<br />

Stets will ich euch tragen recht nach Retterart.<br />

Wer sah mich versagen, wo gebetet ward?<br />

Denkt der vor’gen Zeiten, wie, der Väter Schar<br />

voller Huld zu leiten, ich am Werke war.<br />

Denkt der frühern Jahre, wie auf eurem Pfad<br />

euch das Wunderbare immer noch genaht.<br />

Lasst nun euer Fragen, Hilfe ist genug.<br />

Ja, ich will euch tragen, wie ich immer trug.“<br />

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