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Einflussfaktoren auf die Stabilität und Aktivität der ... - JuSER

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Einleitung<br />

1 Einleitung<br />

1.1 Biokatalysatoren: industrielle Relevanz und Forschung<br />

Die meisten biochemischen Prozesse in lebenden Zellen, zum Beispiel im Metabolismus,<br />

werden von Enzymen katalysiert. Doch gewinnen sie zunehmend an Bedeutung in<br />

technischen Anwendungen. In der Biotechnologie werden zum einen isolierte Enzyme,<br />

Zellrohextrakte, metabolisch inaktive Zellen (Biotransformation) oder auch lebende Zellen<br />

(Fermentation) für die Synthese genutzt (Stürmer und Breuer, 2006). Hierbei werden häufig<br />

auch Substanzen umgesetzt werden, die im normalen Stoffwechsel keine Rolle spielen<br />

(Stürmer und Breuer, 2006), denn viele Enzyme katalysieren neben der eigentlichen Hauptreaktion,<br />

auch die Umsetzung ähnlicher Substrate (Promiskuität) bzw. sie katalysieren andere<br />

Nebenreaktionen. Es wird angenommen, dass diese funktionelle Promiskuität durch die hohe<br />

Flexibilität in der Enzymstruktur (konformative Diversität) ermöglicht wird. Darüber hinaus<br />

wird vermutet, dass diese Flexibilität in Struktur und Funktion die Anpassung an veränderte<br />

Lebensbedingungen ermöglichen soll (James und Tawfik, 2003). Aus biotechnologischer<br />

Sicht ergeben sich hieraus eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten.<br />

Zu Beginn wurden Enzyme für die industrielle Anwendung meist nur in Betracht gezogen,<br />

wenn kein entsprechender chemischer Prozess zur Verfügung stand. Aber Enzyme können<br />

gegenüber chemischen Katalysatoren gewisse Vorteile aufweisen. In der modernen Industrie<br />

gewinnt die Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit von chemischen Prozessen („grüne<br />

Chemie“) immer mehr an Bedeutung. Durch das Arbeitsoptimum von Enzymen bei milden<br />

Bedingungen, wässrigen Reaktionsmedien, niedrigen Temperaturen und neutralen pH-Werten<br />

können Energieaufwand und Umwelt-belastende Medien reduziert werden. Besonders<br />

wichtige Faktoren sind auch ihre Regio-, Chemo- und Enantioselektivität. So entfallen<br />

ungünstige, ungewollte oder sogar toxische Nebenprodukte. Einen Sonderstatus in der<br />

pharmazeutischen Industrie erlangten Enzyme vor allem durch ihre Enantioselektivität. Denn<br />

obwohl zwei Enantiomere dieselben chemischen und physikalischen Eigenschaften besitzen,<br />

können ihre Wirkungen im biologischen System vollkommen unterschiedlich sein. Während<br />

ein Enantiomer eines Wirkstoffes die gewünschte Wirkung erzielt, kann das andere<br />

Enantiomer fatale Folgen haben (Rouhi, 2003). Aufgrund dieser Erkenntnis werden seit 1996<br />

durch die FDA (Food an Drug Administration), im Falle enantiomerer Verbindungen, nur<br />

noch enantiomerenreine Wirkstoffe in Pharmakzeutika zugelassen (Stinson, 1998, Stinson,<br />

1999). 1991 waren nur etwa 20% der neu eingeführten Pharmazeutika enantiomerenrein,<br />

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