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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

Durch <strong>ein</strong>e Klausel in diesem Vertrag und [204] nach Abzug entstandener Nebenkosten sollte<br />

er definitiv <strong>ein</strong>en Betrag von 3000 Thalern erhalten. Dieser Teil des Vertrages konnte jedoch<br />

durch s<strong>ein</strong>en unvermuteten Tod nicht mehr ganz erfüllt werden. So erhielt er vorerst 1000<br />

Tha1er, die jedoch genügt haben dürfen, s<strong>ein</strong>e Gläubiger zu befriedigen und „ihn für die kurze<br />

Frist von noch nicht zwei Jahren, die ihm noch beschieden war, bei der Billigkeit der damaligen<br />

Lebensführung und bei s<strong>ein</strong>er eigenen grossen Bedürfnislosigkeit vor weiteren drükkenden<br />

Sorgen zu schützen“. 1<br />

<strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> wurde jäh und unvermittelt vom Tod ereilt. Obwohl zuversichtlich „st<strong>ein</strong>alt“<br />

(Mackay) zu werden, erkrankte er plötzlich im Mai 1856 „an <strong>ein</strong>em Karbunkel im Nacken“. 2<br />

„Ob diese Erkrankung, die zu s<strong>ein</strong>em Tode führen sollte, die <strong>ein</strong>zige wohl ernstliche s<strong>ein</strong>es<br />

Lebens, wirklich, wie behauptet ist, durch den Stich <strong>ein</strong>er vergifteten Fliege herbeigeführt<br />

wurde, steht nicht fest. Sicher ist dagegen, dass er sich am 23. Mai 1856, als der Karbunkel<br />

bereits die Grösse <strong>ein</strong>er Hand angenommen hatte, in die Behandlung <strong>ein</strong>es Arztes begab. Dieser<br />

stellte sofort hohes Fieber <strong>–</strong> in Form <strong>ein</strong>es Nervenfiebers <strong>–</strong> fest, doch nahm die Krankheit<br />

unter s<strong>ein</strong>en Anordnungen <strong>ein</strong>en günstigen Verlauf, so dass sich <strong>ein</strong>e r<strong>ein</strong>e Eiterfläche bildete,<br />

das Fieber schwand und der Appetit sich wieder <strong>ein</strong>stellte. Der Kranke konnte sogar den<br />

gelungenen Versuch machen, das Bett zu verlassen.<br />

Unglücklicherweise verreiste der behandelnde Arzt und die Pflege musste in andere Hände<br />

gelegt werden. Wahrsch<strong>ein</strong>lich infolge <strong>ein</strong>es Diätfehlers, vielleicht auch durch die veränderte<br />

und unrichtige neue Behandlung, stellte sich das Fieber wieder <strong>ein</strong>, stieg schnell und hoch, so<br />

dass vierzehn Tage später der Tod <strong>ein</strong>trat.<br />

[205] Die ursprüngliche Geschwulst hatte andere Theile des Körpers ergriffen, der Eiter war<br />

ins Blut getreten und der Tod erfolgte am 25. Juni in Folge des durch die Eiterungen hervorgerufenen<br />

,Nervenfiebers‘.“ 3<br />

Er starb „in s<strong>ein</strong>er Wohnung, gegen Abend, um sechs Uhr, in <strong>ein</strong>em Alter von 49 Jahren und<br />

8 Monaten“. 4<br />

Drei Tage später wird er zu Grabe getragen. Nur wenige s<strong>ein</strong>er alten Freunde begleiteten ihn<br />

auf diesem letzten Weg. Unter ihnen befanden sich Bruno Bauer und Ludwig Buhl. „Erst<br />

nach Tagen nahmen <strong>ein</strong>ige, ganz wenige Zeitungen von <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong>s Tode Notiz. Die meisten<br />

hatten für den Vergessenen auch nicht <strong>ein</strong> letztes Wort. Aber auch das Wenige, was gesagt<br />

wurde, beschränkte sich durchweg auf <strong>ein</strong>e vage und dunkle Erinnerung ...“ 5<br />

Was <strong>Stirner</strong>s schriftlichen Nachlaß betrifft, so ging dieser in den Besitz von Ludwig Buhl<br />

über. John Henry Mackay vermutet, daß mit dem Nachlaß Buhls auch der <strong>Stirner</strong>s verloren<br />

gegangen ist „und die von Niemand beachteten Papierbündel sind sicher schon längst der<br />

Vernichtung anheimgefallen“. 6<br />

John Henry Mackay <strong>–</strong> der, wie man aus s<strong>ein</strong>er Sprache ersehen kann, tatsächlich von der<br />

Person <strong>Stirner</strong>s so sehr <strong>ein</strong>genommen war <strong>–</strong> soll auch durch s<strong>ein</strong>e Schlußbetrachtung noch<br />

<strong>ein</strong>mal zu Worte kommen.<br />

So traurig für ihn der frühe Tod <strong>Stirner</strong>s ist, „so liegt doch in ihm Nichts eigentlich Erschütterndes<br />

...“ 7 Denn: „So wie er gelebt hat und so wie er gestorben ist, ist er sich selbst völlig<br />

treu geblieben. Die grosse Arbeit s<strong>ein</strong>es Lebens war gethan. Nichts hätte ihren Werth noch<br />

erhöhen können. Denn s<strong>ein</strong>e beste Kraft war an sie verwandt worden, [206] Früchte geerntet,<br />

1 Ebd. S. 204.<br />

2 Ebd. S. 205.<br />

3 Ebd.<br />

4 Ebd. S. 206.<br />

5 Ebd. S. 206 f.<br />

6 Ebd. S. 210.<br />

7 Ebd. S. 211.

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