Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?
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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />
als den Höhepunkt in <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong>s Leben.<br />
[196] Da er wohl durch s<strong>ein</strong>e Stellung in der Töchterschule nicht zu sehr in Anspruch genommen<br />
worden s<strong>ein</strong> dürfte, konnte er an ‚Der Einzige und s<strong>ein</strong> Eigentum‘ arbeiten, der zu<br />
dieser zeit bereits b<strong>ein</strong>ahe fertiggestellt war.<br />
Er hatte <strong>ein</strong>e junge Frau, die <strong>–</strong> glücklicher Umstand <strong>–</strong> auch noch <strong>ein</strong> stattliches Vermögen in<br />
die Ehe mitbrachte. Und es stand „ihm <strong>ein</strong> Kreis von Männern, die ihn <strong>–</strong> mehr und mehr von<br />
s<strong>ein</strong>er Bedeutung überzeugt <strong>–</strong> ausnahmslos achteten, anregten und stets gern in ihrer Mitte<br />
sahen“ 1 , offen.<br />
Diese drei Dinge <strong>–</strong> geistige Schaffenskraft, Familienglück und finanzielle Sicherheit <strong>–</strong> sind<br />
es, die Mackay zu dieser Ansicht gelangen lassen.<br />
Wie <strong>Stirner</strong>s weiteres Leben beweist, sollte es jedoch nicht dabei bleiben.<br />
Um dem historischen Ablauf vorerst zu genügen, sei hier auf das Ersch<strong>ein</strong>en von ‚Der Einzige<br />
und s<strong>ein</strong> Eigentum‘ verwiesen, welches <strong>–</strong> in Leipzig mit der Jahresangabe 1845 <strong>–</strong> Ende<br />
Oktober 1844 erfolgte. Sofort nach Ersch<strong>ein</strong>en des Buches wurde es am 28. Oktober durch<br />
die sächsische Kreisdirektion beschlagnahmt und mit <strong>ein</strong>em Vertriebsverbot belegt. Dieses<br />
Verbot wurde jedoch bereits am 2. November 1844 vom Innenminister aufgehoben, mit der<br />
Begründung:<br />
„Von dem Buch sei wahrhaftig k<strong>ein</strong>e nachteilige Wirkung auf die Leser zu erwarten,<br />
vielmehr zeige es die beklagenswerten Resultate der Philosophie, die der Verfasser<br />
selbst anwende, und es werde auf Abscheu stoßen. Die ,religiös-sittliche Ansicht des Lebens‘<br />
könne kaum wirksamer gefördert werden als durch Bekanntmachung dieses<br />
niedrigen und beschränkten Standpunktes.“ 2<br />
[197] Das letzte Jahrzehnt in <strong>Stirner</strong>s Leben ist mit <strong>ein</strong>em langsamen, schmerzlichen, aber<br />
steten Abstieg in Einsamkeit und Not verbunden.<br />
<strong>Stirner</strong>s kinderlos gebliebene Ehe war zwar nach außen hin gefestigt, ob sie es auch innerlich<br />
war, bleibt fraglich. Leidenschaftslos, wie sie geschlossen wurde, verkam sie im Laufe der<br />
Jahre zu <strong>ein</strong>em bloßen Zusammenleben im selben Haus. <strong>Stirner</strong> verbrachte s<strong>ein</strong>e Tage „in<br />
stiller Arbeit auf s<strong>ein</strong>em Zimmer“ 3 , während s<strong>ein</strong>e Frau sich für sich beschäftigte und man<br />
nur gem<strong>ein</strong>sam die Abende in der Gesellschaft bei Hippel verbrachte.<br />
Zu allem Überfluß begann das Vermögen, das die Frau in die Ehe mitbrachte, immer rascher<br />
zu schmelzen.<br />
Man sollte allerdings daraus nicht den Schluß ziehen, daß <strong>Stirner</strong>, ob des Geldes, plötzlich<br />
„lässig und träge“ 4 wurde, schließlich hatte er ja s<strong>ein</strong>e Stellung als Lehrer noch <strong>ein</strong> ganzes<br />
Jahr nach s<strong>ein</strong>er Verheiratung inne und außerdem war er mit der Fertigstellung s<strong>ein</strong>es Werkes<br />
vollauf beschäftigt.<br />
Das Austreten aus dieser Anstellung mag jedoch durchaus s<strong>ein</strong>en Grund in der Veröffentlichung<br />
s<strong>ein</strong>es Werkes haben, denn er konnte sich, <strong>ein</strong>gedenk der damaligen politischen Umstände,<br />
sicher s<strong>ein</strong>, in „unentwirrbare Konflicte“ 5 zu geraten.<br />
<strong>Stirner</strong> zog die Konsequenz, quittierte s<strong>ein</strong>en Dienst „noch vor Ersch<strong>ein</strong>en s<strong>ein</strong>es Buches“ 6 ,<br />
und war so vier Wochen, bevor das Buch an die Öffentlichkeit trat, „<strong>ein</strong> von k<strong>ein</strong>em anderen<br />
direct abhängender Mann“. 7<br />
1 Ebd. S. 121.<br />
2 Cornu, Auguste: Karl Marx und Friedrich Engels. Leben und Werke. Bd. 1-3. Berlin und Weimar 1954. S. 68.<br />
Zit. in: EE 1972. S. 421.<br />
3 Mackay: <strong>Stirner</strong>. S. 181.<br />
4 Ebd. S. 182.<br />
5 Ebd. S. 183.<br />
6 Ebd.<br />
7 Ebd.