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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

den Nummern 6-8 vom Januar 1842 und ist unterzeichnet mit ,<strong>Stirner</strong>‘ <strong>–</strong> das erste Mal, dass<br />

dieser Name gedruckt ersch<strong>ein</strong>t“. 1<br />

[188] <strong>Stirner</strong> erklärt in dieser Besprechung, daß „dessen Verfasser für denjenigen nicht<br />

schwer zu ermitteln ist, welcher s<strong>ein</strong>e letzten literarischen Leistungen und eben daraus s<strong>ein</strong>en<br />

wissenschaftlichen Standpunkt kennt“ 2 und bezeichnet dieses Buch als „<strong>ein</strong>e köstliche Mystifikation“.<br />

3 Bezugnehmend auf Bruno Bauer, den er als Verfasser entlarvt, schreibt <strong>Stirner</strong><br />

weiters: „Ein Mann der gläubigsten Gottesfurcht, dessen Herz von Groll erfüllt ist gegen die<br />

verruchte Rotte der jungen Hegelianer, geht auf den Ursprung derselben, auf Hegel selbst und<br />

dessen Lehre, zurück, und findet <strong>–</strong> o Schrecken! <strong>–</strong> die ganze revolutionäre Bosheit, die jetzt<br />

aus s<strong>ein</strong>en lasterhaften <strong>Schüler</strong>n hervorsprudelt, in dem verstockten, sch<strong>ein</strong>heiligen Sünder<br />

schon vor, welcher lange für <strong>ein</strong>en Hort und Schirm des Glaubens gegolten. Voll gerechten<br />

Zornes reißt er ihm die bisherigen Priestergewänder vom Leibe, setzte ihm, wie die Pfaffen<br />

zu Costnitz dem Huss, <strong>ein</strong>e mit Teufeln und Flammen bemalte Papiermütze auf‘s kahlgeschorene<br />

Haupt und jagt den ,Erzketzer‘ durch die Gassen der erstaunten Welt. So unverzagt<br />

hat noch k<strong>ein</strong>er den philosophischen Jakobiner enthüllt.“ 4 In weiterer Folge gerät die Besprechung<br />

der Bauerschen Schrift eher zu <strong>ein</strong>er Anklage gegen jene, die sich mit dem <strong>Hegels</strong>chen<br />

System aus<strong>ein</strong>andersetzen, sich dabei aber „selbst in die Gewänder <strong>ein</strong>es Pfaffen“ 5 hüllen <strong>–</strong><br />

als sich mit diesen Schriften selbst näher zu beschäftigen. Er begründet dies mit den Worten:<br />

„Es läge uns nun ob, auf die Anklage des <strong>Hegels</strong>chen Systems, den eigentlichen Inhalt des<br />

Buches, näher <strong>ein</strong>zugehen. Indessen ist dieser gerade so be[189]schaffen, daß er dem Leser<br />

unverkümmert und nicht in <strong>ein</strong>e Rezension verzettelt vor Augen kommen muß, und überdem<br />

wissen wir daran nichts weiter auszusetzen, als daß dem Gedächtnis des Verfassers nicht alle<br />

brauchbaren Stellen der <strong>Hegels</strong>chen Werke zu Gebote gestanden zu haben sch<strong>ein</strong>en.“ 6<br />

Mit dieser Kritik am Verfasser (B. Bauer) und mit der Zitierung aus <strong>Hegels</strong> Werken <strong>–</strong><br />

u. a. dem Schluß der Geschichte der Philosophie, in dem „das Gebot des Weltgeistes<br />

erging, <strong>Hegels</strong> Werk im <strong>ein</strong>zelnen fortzusetzen“ 7 <strong>–</strong> weist sich <strong>Stirner</strong> selbst <strong>ein</strong>en Platz<br />

unter den <strong>Schüler</strong>n <strong>Hegels</strong> zu.<br />

Letztendlich listet er nur mehr die <strong>ein</strong>zelnen Kapitel auf und schließt mit den Worten: „Warum<br />

wir, dies kann schließlich noch gefragt werden, dieses Buch so getrost für Mummerei<br />

nehmen? Darum, weil nie <strong>ein</strong> Gottesfürchtiger so frei und intelligent s<strong>ein</strong> kann, wie der Verfasser<br />

es ist. ,Wer sich nicht selbst zum Besten haben kann, ist wahrlich k<strong>ein</strong>er von den Beste!‘“<br />

8<br />

Die zweite der beiden ersten Veröffentlichungen <strong>Stirner</strong>s ist <strong>ein</strong>e anonyme Schrift. Sie „erschien<br />

gegen Ende Januar, traf am 1. Februar in Berlin <strong>ein</strong> und wurde bereits am 9. verboten“.<br />

9<br />

Es handelt sich dabei um „die Antwort auf <strong>ein</strong>e, aus dem damals die Gemüther bewegenden<br />

Kampf um die Sonntagsfeier hervorgegangene und am Neujahrstage an die Kirchgänger in<br />

Berlin vertheilte Schrift Berliner Prediger, die indessen wenig Anklang fand und dem Spotte<br />

der allezeit spottlustigen Berliner verfiel. Diese Antwort betitelt sich: ,Gegenwort <strong>ein</strong>es Mit-<br />

1 Ebd. S. 93.<br />

2 <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong>: Über Bauers ”Posaune des jüngsten Gerichts” in: Laska, Bernd A. (Hrsg.): <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong>. Parerga.<br />

Kritiken. Repliken. Nürnberg 1986. S. 61.<br />

3 Ebd.<br />

4 Ebd. S. 62.<br />

5 Mackay: <strong>Stirner</strong>. S. 93.<br />

6 <strong>Stirner</strong>, <strong>Max</strong>, in: Laska, B. A. S. 72.<br />

7 Ebd. S: 61. (vgl. Hegel: Werke. Bd. 20. S. 462.)<br />

8 Ebd. S. 74.<br />

9 Mackay: <strong>Stirner</strong>. S. 95 f.

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