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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

recht habe, so bleibt es beklagenswert, daß <strong>ein</strong>e [174] Geschichte dieser Leute nicht geschrieben<br />

ist‘.“ 1<br />

Mit der Geschichte dieser Leute verbunden ist auch der Name <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong>. Die Namen der<br />

Mitglieder der „Freien“ lesen sich wie der „Gotha“ des Linkshegelianismus.<br />

Eine kurze Charakteristik der „Freien“ sollte und Einblick in diesen Kreis geben.<br />

John Henry Mackay bemerkt im voraus, daß sie k<strong>ein</strong>en „Ver<strong>ein</strong>“ bildeten, „wenn sie auch oft<br />

als solcher betrachtet und missverstanden wurden“. 2 Sie erfüllten nie die Merkmale <strong>ein</strong>es solchen<br />

Zusammenschlusses, wie die Aufstellung <strong>ein</strong>es „Vorsitzenden“ oder die Erstellung von<br />

Satzungen und Regeln, von denen <strong>ein</strong>e Zu- oder Nichtzugehörigkeit abhängig gewesen wäre.<br />

„Ohne jede bestimmte Absicht entstanden, hielt sich der Kreis nur durch die gegenseitige<br />

Theilnahme s<strong>ein</strong>er Glieder an<strong>ein</strong>ander. Wohl concentrierte sich das Interesse Vieler auf den<br />

,inneren Ring‘ derer, die <strong>ein</strong>mal zu den beständigen Besuchern gehörten und so ganz von<br />

selbst den ,Stamm‘ bildeten, dann aber, zum Theil wenigstens, auch durch den öffentlich geführten<br />

Kampf mit ihrer Zeit die Aufmerksamkeit von Allen auf sich und ihren Namen zogen.<br />

Aber auch der weitere Kreis dieses Rings war noch interessant genug, um zu s<strong>ein</strong>em Ruf beizutragen.“<br />

3<br />

Die bunte Fülle dieses Haufens läßt erahnen, welch geistiges Potential hier zusammenkam.<br />

[175] Da waren „an erster Stelle die liberalen Journalisten, die sich angezogen fühlen<br />

mussten von dem Bilde, das in s<strong>ein</strong>er reichen Beweglichkeit ihnen immer neuen Stoff zur<br />

Anregung bot; ... die Schriftsteller und Dichter, die sich berauschten an den Worten, die an<br />

der lauten Tafel erklangen und die kommende Zeit geradezu heraufzubeschwören schienen;<br />

da die jungen Studenten, die hier die Wahrheiten massenhaft hören konnten, die ihnen von<br />

den Kathedern herunter ganz sicher nicht gepredigt wurden. ... die klugen und scharfen Köpfe,<br />

die, der Worte und des Wartens müde ...; da <strong>ein</strong>ige Offiziere, deren Horizont über Weiber<br />

und Pferde hinausging; ... endlich <strong>ein</strong>e grosse, bunte Schaar von Gästen aller Art ... und <strong>–</strong> last<br />

not least <strong>–</strong> da die Damen, die natürlich nicht als solche, sondern als Kameraden behandelt<br />

wurden und <strong>ein</strong> offenes Wort nicht übel nehmen durften.“ 4 Allen gem<strong>ein</strong>sam war <strong>ein</strong> durchschnittliches<br />

Alter zwischen zwanzig und dreißig Jahren und alle „ersehnten sie <strong>ein</strong>e neue<br />

Zeit und riefen stürmisch nach ihr“. 5<br />

„Wer nun aber waren die ,Freien‘?“, fragt Mackay, die „sich vor Allem um <strong>ein</strong>en Mann<br />

schaarte“. 6<br />

Dieser Mann war Bruno Bauer, „der scharfsinnige Bibelkritiker“ 7 , der, nachdem er s<strong>ein</strong>er<br />

Privatdozentur an der theologischen Fakultät in Bonn enthoben wurde, im Frühjahr 1842<br />

nach Berlin zurückkehrte, „um hier im Ver<strong>ein</strong> mit s<strong>ein</strong>em Bruder Edgar s<strong>ein</strong>e weiteren<br />

Schlachten zu schlagen“. 8<br />

Bruno Bauer war der „befähigteste unter s<strong>ein</strong>en Brüdern“ <strong>–</strong> neben Edgar wäre hier noch Egbert<br />

zu erwähnen <strong>–</strong> „<strong>ein</strong> unruhiger, kritisch veranlagter Kopf, studierte in Berlin 1827 und die<br />

folgenden Jahre unter Marh<strong>ein</strong>eke und Schleiermacher Theologie, vor Allem aber Philosophie,<br />

natürlich bei Hegel. [176] Im Anfang begeisterter Hegelianer der alten Richtung, habili-<br />

1 Löwith, K.: <strong>Hegels</strong>che Linke. S. 14. (vgl. Die <strong>Hegels</strong>che Linke. Dokumente zu Philosophie und Politik im<br />

deutschen Vormärz. Reclam. Leipzig 1985. Hrsg.: Pepperle, H<strong>ein</strong>z und Ingrid. S. 6.)<br />

2 Mackay: <strong>Stirner</strong>. S. 58.<br />

3 Ebd.<br />

4 Ebd. S. 59.<br />

5 Ebd.<br />

6 Ebd.<br />

7 Ebd. S. 60.<br />

8 Ebd.

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