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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

Namen Marx.“ 1<br />

Das Resümee dieser Schrift gipfelt in dem Satz: „Die deutsche Arbeiterbewegung ist die<br />

Erbin der deutschen klassischen Philosophie.“ 2<br />

[172] Schieden sich ursprünglich die Geister an der Auslegung der Religionsphilosophie, so<br />

setzte im Laufe der Zeit die Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit der Rechtsphilosophie <strong>ein</strong>. „Ruge hat sie<br />

herbeigeführt und Marx auf die Spitze getrieben.“ 3<br />

Für Löwith sind innerhalb des Umsturzes der <strong>Hegels</strong>chen Philosophie „drei Phasen zu unterscheiden:<br />

Feuerbach und Ruge haben es unternommen, <strong>Hegels</strong> Philosophie im Geiste der anders<br />

gewordenen Zeit zu verändern; B. Bauer und <strong>Stirner</strong> ließen die Philosophie in <strong>ein</strong>em radikalen<br />

Kritizismus und Nihilismus verenden; Marx und Kierkegaard haben aus dem veränderten<br />

Zustand extreme Konsequenzen gezogen: Marx destruierte die bürgerlichkapitalistische<br />

und Kierkegaard die bürgerlich-christliche Welt. <strong>Hegels</strong> Versöhnung der Vernunft<br />

mit dem Glauben und das Christentum mit dem Staate im Element der Philosophie war<br />

um 1840 zu Ende gekommen“. 4 5. 2. 1. Die „Freien“ bei Hippel<br />

Auf die „freie“ Schriftstellerei als Beruf und Broterwerb wurde schon verwiesen. Damit <strong>ein</strong>her<br />

geht die geänderte Lebenssituation der Philosophen nach <strong>Hegels</strong> Tod. Eng damit verbunden<br />

<strong>–</strong> und vor allem in Bezug auf die Linkshegelianer <strong>–</strong> ist der Kreis jener Personen, die sich<br />

in der Hippel‘schen W<strong>ein</strong>stube in Berlin zu regelmäßigen Zusammenkünften trafen. Der Name<br />

des Inhabers dieser W<strong>ein</strong>stube „hatte <strong>ein</strong>en guten Klang als W<strong>ein</strong>händler in Berlin. Schon<br />

der alte J. M. R. Hippel hatte das Geschäft jahrzehntelang besessen; nachdem es dann s<strong>ein</strong>e<br />

Witwe <strong>ein</strong>ige Jahre geführt, trat sie an ihren Sohn Jacob Hippel ab.<br />

[173] In dieser W<strong>ein</strong>stube begann sich ungefähr um dieselbe Zeit, vielleicht <strong>ein</strong> Jahr später,<br />

<strong>ein</strong> Kreis von Männern allabendlich zu versammeln, der sich aus sehr verschiedenen Elementen<br />

zusammensetzte, die nur das Eine mit<strong>ein</strong>ander gem<strong>ein</strong> hatten: mehr oder minder unzufrieden<br />

mit den bestehenden politischen und sozialen Verhältnissen ihrer Zeit zu s<strong>ein</strong> und sie<br />

mehr oder minder heftig in der Öffentlichkeit zu bekämpfen.<br />

Diese ausgesprochene ,äusserste Linke‘ in der großen geistigen Bewegung der damaligen<br />

Zeit erhielt <strong>–</strong> ob mit oder ohne ihr Zutun <strong>–</strong> den Namen der ,Freien‘ (da Alles in der Welt <strong>ein</strong>en<br />

Namen haben muss) und hat unter ihm in der Geschichte der vormärzlichen Zeit <strong>ein</strong>e<br />

gewisse Berühmtheit erlangt, die sich hauptsächlich an die Thätigkeit des <strong>ein</strong>en und anderen<br />

unter ihren Gliedern knüpfte.“ 5<br />

Dieser Kreis der „Freien“ wurde in <strong>ein</strong>em Rückblick von Theodor Fontane gewürdigt und in<br />

s<strong>ein</strong>em Vorwort zu <strong>ein</strong>er Textsammlung der <strong>Hegels</strong>chen Linken von Karl Löwith zitiert. So<br />

schreibt Fontane 1896: „,Mir ist dabei wieder die ... Überzeugung gekommen, daß diese Hippelschen<br />

W<strong>ein</strong>kneipenleute das denkbar Bemerkenswerteste dieser Art von Menschen waren,<br />

und daß wir gegenwärtig sicherlich nichts haben, was ihnen an Bedeutung, an Vorbildlichkeit<br />

und auch an Wirksamkeit an die Seite gesetzt werden kann. Dabei mir gänzlich unsympathisch,<br />

was aber die Bedeutung der Leute natürlich nicht herabmindert. In London zur Shakespeare-<br />

und zur Garrickzeit hat man ähnliches gehabt, vielleicht auch zeitweilig in Paris <strong>–</strong><br />

aber alles doch anders. Deshalb anders, weil in London und Paris (in London gewiß) alles auf<br />

poetischem Untergrund ruhte, bei uns alles auf philosophischem. Eher waren die Zyniker dasselbe,<br />

aber schwerlich so <strong>ein</strong>schneidend ins praktische Leben. Und wenn ich in dem allem<br />

1 Ebd. S. 568.<br />

2 Ebd. S. 585.<br />

3 Löwith, K.: <strong>Hegels</strong>che Linke. S. 15.<br />

4 Ebd. S. 16.<br />

5 Mackay: <strong>Stirner</strong>. S. 58.

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