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Harald Pamminger: Max Stirner – ein Schüler Hegels?

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OCR-Texterkennung und Copyright by <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong> Archiv Leipzig <strong>–</strong> 12.09.2009<br />

Weise reproduziert“ 1 haben.<br />

Er setzt s<strong>ein</strong>e Darstellung wörtlich so fort: „Für die geschichtliche Bewegung des 19. Jahrhunderts<br />

sind sie ohne Bedeutung. Im Gegensatz zu ihnen entstand die Bezeichnung<br />

,Junghegelianer‘ oder auch ,Neuhegelianer‘. Zur Vermeidung <strong>ein</strong>er Verwirrung werden im<br />

folgenden als Neuhegelianer ausschließlich die bezeichnet, welche in unserer Zeit den Hegelianismus<br />

erneuerten, als Junghegelianer die linksradikalen <strong>Schüler</strong> und Nachfolger <strong>Hegels</strong><br />

und als Althegelianer diejenigen, welche s<strong>ein</strong>e geschichtliche Denkweise über die Periode des<br />

Umsturzes hinaus, durch das ganze Jahrhundert hindurch, auf <strong>ein</strong>e je eigentümliche, aber<br />

nicht buchstäbliche Weise historisch bewahrten. Althegelianer kann man sie deshalb nennen,<br />

weil sie nicht die Tendenz zu <strong>ein</strong>er radikalen Neuerung hatten.“ 2<br />

Um nur <strong>ein</strong>ige der bekanntesten Namen zu nennen, zählt man zur <strong>Hegels</strong>chen Rechten<br />

Eduard Gans, Leopold von Henning, Johann Karl Friedrich Rosenkranz, Johann Eduard<br />

Erdmann, Kuno Fischer, Philipp Konrad Marh<strong>ein</strong>eke und Bruno Bauer (bis Ende<br />

der dreißiger Jahre).<br />

Zum linken Flügel rechnet man neben David Friedrich Strauß u. a. Ludwig Feuerbach,<br />

Arnold Ruge, <strong>Max</strong> <strong>Stirner</strong>, Sören Kierkegaard, Friedrich Engels, Karl Marx, Moses<br />

Heß, August Cieszkowski und Bruno Bauer (seit Ende der dreißiger Jahre).<br />

Unter den Althegelianern waren die meisten Herausgeber der Werke <strong>Hegels</strong>.<br />

[150]<br />

5. 1. Die Rechtshegelianer<br />

In s<strong>ein</strong>er Abhandlung über die ‚politische Theorie der <strong>Hegels</strong>chen Rechten‘ bekennt Hermann<br />

Lübbe, daß diese „in den gängigen Philosophiegeschichten <strong>ein</strong> Aschenbrödeldas<strong>ein</strong>“ 3<br />

spielt, und daß von der politischen Theorie dieser Schule „so gut wie gar nicht die Rede“ 4 ist.<br />

Lübbe zählt in Folge <strong>ein</strong>ige Werke auf, in denen in <strong>ein</strong>em allgem<strong>ein</strong>en Grundton lapidar<br />

formuliert wird, daß die Rechte religiös zur Othodoxie, politisch dem Konservativismus zuneigte.<br />

Die Hegel-Schule <strong>–</strong> im Sinne <strong>ein</strong>er Konservierung <strong>–</strong> werde „als ,diadochenhaft‘ charakterisiert<br />

<strong>–</strong> <strong>ein</strong> oft wiederholter, in s<strong>ein</strong>er Anwendungsgeschichte meistens nicht mehr reflektierter<br />

Topos, mit dem man die Hegelianer, als Epigonen, bloß um der Vollständikeit willen<br />

noch anführt.“ 5<br />

Bezogen auf die politische Philosophie bemerkt Hermann Lübbe weiters, daß die <strong>Hegels</strong>che<br />

Rechte im philosophiehistorischen Bewußts<strong>ein</strong> k<strong>ein</strong>en Platz hat, denn aus den wenigen Bemerkungen,<br />

die ihr gelten, „gewinnt man das Bild epigonenhafter Bedeutungslosigkeit“. 6<br />

Daß dieses Bild falsch ist, bemerkt jeder, der sich mit der <strong>Hegels</strong>chen Rechten aus<strong>ein</strong>andersetzt.<br />

Eingedenk der schweren Bedingungen der Philosophiegeschichtsschreibung steht <strong>–</strong> für Lübbe<br />

<strong>–</strong> der Historiker der Philosophie „vor der Aufgabe, s<strong>ein</strong>e Darstellung der M<strong>ein</strong>ungen mit<br />

dem Interesse, das nach Recht und Bedeutung dieser M<strong>ein</strong>ung fragt, zu versöhnen. Und diese<br />

Aufgabe löst sich [151] häufig eben so, daß weggelassen wird, was man in s<strong>ein</strong>er Bedeutung<br />

nicht mehr erkennt, weil es sachlich zu dem eigenen philosophischen Interessen und Tendenzen<br />

nicht paßt.“ 7<br />

Lübbe schränkt jedoch <strong>ein</strong>: „Es gibt <strong>ein</strong> Ausmaß des Vergessens und Auslassens, das auch<br />

den Philosophiehistoriker, dem man im übrigen s<strong>ein</strong>e jeweilige ,systematische‘ Perspektive<br />

1 Ebd. S. 66.<br />

2 Ebd.<br />

3 Lübbe, H.: Politische Philosophie. S. 27.<br />

4 Ebd.<br />

5 Ebd. S. 29.<br />

6 Ebd.<br />

7 Ebd. S. 30.

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